PresseKat - Deutsche Umwelthilfe startet Kampagne mit Förderung der EU: 'Get Real - Für ehrliche Spritang

Deutsche Umwelthilfe startet Kampagne mit Förderung der EU: 'Get Real - Für ehrliche Spritangaben'

ID: 1466186

(ots) - Falsche Spritverbrauchs- und CO2-Angaben der
Automobilhersteller führen zu erhöhten Tankkosten von bis zu 7.000
Euro pro Fahrzeug - DUH dokumentiert Abschalteinrichtungen und
manipulierte Zulassungstests - Verkehrsminister Dobrindt verweigert
weiterhin Veröffentlichung der CO2-Angaben amtlicher Nachmessungen -
DUH zeigt die herstellerspezifischen Abweichungen bei den
Spritverbrauchsangaben der 30 zulassungsstärksten Neufahrzeuge

Autokäufer können immer weniger den amtlichen Spritverbrauchs- und
CO2-Angaben der Hersteller trauen. Aus diesem Grund startet die
Deutsche Umwelthilfe (DUH) gemeinsam mit dem europäischen Verband
Transport und Environment (T&E) nun die auf drei Jahre angelegte
Verbraucherinformationskampagne "Get Real - Für ehrliche
Spritangaben". Während strenge Kontrollen und im Verstoßfall hohe
Strafen durch amerikanische Behörden in den USA zu Abweichungen in
Höhe von nur 3 Prozent führen, erreichen diese in Europa 42 Prozent.
In einer ersten Auswertung der Realverbräuche der 30
zulassungsstärksten Neufahrzeuge dokumentiert die DUH über eine
angenommene Laufzeit von 200.000 Kilometern Mehrkosten von bis zu
7.000 Euro. Die amtlichen Verbrauchsangaben wurden dabei mit den nach
Herstellern differenziert dargestellten Ergebnissen der jüngsten
Studie des International Council on Clean Transportation (ICCT)
abgeglichen.

"Die Autokonzerne setzen verbotene Abschalteinrichtungen nicht nur
zur Manipulation der Stickoxid-Werte sondern auch bei den CO2-Angaben
ein. Wir werden im Rahmen dieser Kampagne besonders dreiste
Betrugsfälle dokumentieren, vor Gericht bringen und die Verbraucher
informieren," sagt Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH. "Das
verantwortliche Kraftfahrt-Bundesamt hat in der Vergangenheit die
Angaben der Hersteller ungeprüft übernommen und so den Betrug




billigend in Kauf genommen. Was wir brauchen, sind behördliche
Nachmessungen und wirksame Sanktionen bei dokumentierten Verstößen.
Nur so können die rechtswidrigen Manipulationen der Autoindustrie
beendet werden."

Wie in den USA sollen nach Ansicht der DUH in Zukunft bei
konkreten Verdachtshinweisen sowie nach dem Zufallsprinzip 20 Prozent
der neu zugelassenen Pkw amtlich nachgeprüft werden. Bei Abweichungen
ab vier Prozent vom Realverbrauch muss zukünftig eine Korrektur der
amtlichen Verbrauchswerte erfolgen. Aktuell weigert sich das
Kraftfahrt-Bundesamt (KBA), solche Nachmessungen durchzuführen bzw.
die Ergebnisse zu veröffentlichen.

Die DUH hat erstmals 2007 den Betrug der Automobilhersteller mit
Abschalteinrichtungen und manipulierten Prüffahrzeugen dokumentiert.
Gemeinsam mit T&E fordert sie ein Ende der Verbrauchertäuschung. "Die
EU-Kommission sendet mit der Förderung dieser Kampagne ein klares
Signal an die Autokonzerne, dass die falschen Angaben nicht länger
akzeptiert werden," so Resch.

Das zuständige KBA bleibt seit Jahren untätig, obwohl die
zugrundeliegende EU-Verordnung Kontrollen an Serienfahrzeugen seit
2007 vorschreibt und bei festgestellten Falschangaben Sanktionen
vorsieht, die "wirksam, verhältnismäßig und abschreckend" sein müssen
(VO (EG) 715/2007). Im Frühjahr 2016 hat die DUH ein Rechtsverfahren
gegen Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt eingeleitet, da
dieser sich weigert, die seinem Haus bzw. dem KBA vorliegenden
erhöhten CO2-Werte aus der Abgasuntersuchung "Dieselgate" zu
veröffentlichen.

Die immer noch anwachsende Abweichung ist nicht das Ergebnis
legaler Schlupflöcher, sondern eindeutig rechtswidrig. Beim Test auf
dem Rollenprüfstand schalten beispielsweise Hersteller wie BMW die
Lichtmaschine ab. In der Folge wird die Autobatterie während des
Prüfzyklus nicht mehr geladen. Die Hersteller Porsche und Audi stehen
im Verdacht, Verbrauchswerte mit einer Lenkraderkennung manipuliert
zu haben. Demnach aktiviert sich ein Schaltprogramm für das Getriebe
des Prüffahrzeugs, wenn das Lenkrad nach dem Start - wie auf dem
Prüfstand - nicht bewegt wird. Dadurch werden geringere
CO2-Emissionen gemessen. Sobald das Lenkrad um mehr als 15 Grad
gedreht wird, aktiviert sich ein anderes Schaltprogramm und das
Fahrzeug verbraucht wieder mehr Kraftstoff.

"Die Autoindustrie trickst weiterhin nicht nur bei den NOx-
sondern auch bei den CO2-Angaben. So werden auch geschönte
Prüfstandparameter benutzt, um geringere Werte zu erzielen. Nur durch
die Prüfung der Verbrauchs- und CO2-Werte auf der Straße kann dieser
Missbrauch beendet werden," so Axel Friedrich, Internationaler
Verkehrsexperte.

Zukünftig sollen Verbraucher wieder eine fundierte
Kaufentscheidung treffen und sich gegen die nicht offengelegten
Spritverbrauchswerte wehren können. Dabei wird im Rahmen der Kampagne
eine vergleichende Studie über Verbraucherrechte in verschiedenen
EU-Staaten erarbeitet. DUH und T&E fordern u.a. eine offizielle
Anlaufstelle, die festgestellte Abweichungen des Spritverbrauchs
sammelt und bei der Durchsetzung der Verbraucherrechte hilft. In
Deutschland kann nach einem Grundsatzentscheid des
Bundesgerichtshofes jeder Autohalter mit nachweislich erhöhtem
Spritverbrauch von über zehn Prozent auf Basis von Labormessungen die
Rückabwicklung des Kaufs und Schadenersatz einfordern. In der
Realität müssen sich jedoch die betroffenen Autohalter bislang auf
einen mehrjährigen Rechtsstreit mit spezialisierten Konzernanwälten
und hohen Gutachterkosten einstellen, ohne dass sie eine
Unterstützung durch die Behörden erhalten.

Die DUH wird in den nächsten Jahren regelmäßig neueste auf dem
deutschen Markt zugelassene Diesel- und Benzin-Pkw auf deren
Spritverbrauchsangaben hin prüfen und ein Tool einrichten, in dem
sich Verbraucher über den realen Spritverbrauch neuer Pkw informieren
können. Zudem werden eigene Emissions- und Spritverbrauchstests mit
repräsentativen Neuwagen durchgeführt und die Ergebnisse
veröffentlicht.

Die Kampagne "Get Real - Für ehrliche Spritangaben!" wird im
Rahmen des LIFE-Programms der EU-Kommission gefördert und läuft bis
Anfang 2020.

Links:

Kampagnenwebseite: http://www.get-real.org
Factsheet zur Kampagne http://l.duh.de/p170310
Ergebnistabellen: http://l.duh.de/p170310

Informationen zum Thema Spritverbrauch:
http://www.duh.de/projekte/mehrverbrauch/



Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer DUH
0171 3649170, resch(at)duh.de

Dorothee Saar, Leiterin Verkehr & Luftreinhaltung DUH
030 240086772, saar(at)duh.de

Axel Friedrich, Internationaler Verkehrsexperte
0157 71592163, axel.friedrich.berlin(at)gmail.com

DUH-Pressestelle:

Andrea Kuper, Ann-Kathrin Marggraf
030 2400867-20, presse(at)duh.de, www.duh.de
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Kategorie:

Auto & Verkehr



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