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Curetis /
Pressemitteilung: Cebit 2017: Mit Gendaten sagen Bioinformatiker
Antibiotikaresistenzen vorher
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Source: Globenewswire
Jedes Jahr sterben in der Europäischen Union etwa 25.000 Menschen an
antibiotikaresistenten und damit schwer behandelbaren Bakterien. Zwar existieren
Diagnoseverfahren, um solche Resistenzen vorab zu erkennen, jedoch sind diese
zweitaufwendig. Forscher des Zentrums für Bioinformatik an der Universität des
Saarlandes arbeiten daher mit dem Diagnostikentwickler Curetis zusammen, um die
gefährlichen Resistenzen schneller aufzudecken. Ihre Geheimwaffe: Eine
umfassende Gendatenbank und leistungsfähige Algorithmen. Ihre heutigen
Schnelltests und ihren Ausblick auf die Zukunft präsentieren sie auf der
Computermesse Cebit in Hannover in Halle 6 am Stand E28.
Vor wenigen Tagen hat die Weltgesundheitsorganisation WHO eine Liste von zwölf
Bakterienstämmen veröffentlicht, die aufgrund ihrer Resistenz "die größte
Bedrohung" für die globale Gesundheit darstellen, so die WHO.
An diesen Resistenzen forscht auch Andreas Keller, Professor für Klinische
Bioinformatik an der Universität des Saarlandes. "Wenn Patienten rasch Zugang zu
der Therapie erhalten, die am besten geeignet ist, den Krankheitserreger zu
bekämpfen, ist es nicht nur für den Vorteil des Patienten. Es kann auch dazu
beitragen, die momentan vorhandenen Antibiotika gezielter einzusetzen, um die
Entstehung von Resistenzen zu verlangsamen", erklärt er seinen Ansatz.
Bisherige Verfahren, um solche Resistenzen zu entlarven, sind zeitaufwendig. Die
Bakterien werden auf Nährböden in einer Petrischale gezüchtet, bis sie sichtbar
sind und ihr Ansprechverhalten auf Antibiotika getestet werden kann. Bis zum
endgültigen Ergebnis vergeht so für den Kranken kostbare Zeit. "Erst nach 24 bis
72 Stunden weiß der Arzt sicher, mit welchem Antibiotikum er behandeln muss.
Kein Mediziner lässt einen Patienten so lange leiden, also verlässt er sich auf
seine Erfahrung", erklärt Achim Plum, Chief Commercial Officer von Curetis.
"Wenn er das falsche Antibiotikum einsetzt, ist dem Patienten nicht geholfen.
Aber nicht nur das: mit jeder Gabe von Antibiotika besteht das Risiko, dass
resistente Erreger entstehen. Da sich Bakterien sehr schnell vermehren, ist das
Evolution im Zeitraffer", so Plum. Schon jetzt vertreibt das Unternehmen aus
Baden-Württemberg Schnelltests, die mit Hilfe von speziellen Molekülen Erreger
und deren Resistenzen bei Lungenentzündungen, Gewebs- und Implantatsinfektionen
sowie Infektionen von Blut und Bauchhöhle erkennen. "Im Moment verwenden wir die
genetischen Antibiotika-Resistenz-Marker, die man bereits seit längerem kennt.
Damit decken wir die derzeit am weitesten verbreiteten Resistenzmechanismen ab.
Wir wissen aber, dass uns damit Resistenzen entgehen", sagt Plum, "Wir wollen
daher auch die derzeit noch weniger häufigen Resistenzmechanismen entschlüsseln,
weil sie in Zukunft womöglich eine große Bedrohung darstellen. Um entsprechende
Tests zu entwickeln, braucht es Untersuchungen an hunderten oder tausenden von
Erregern, die aus Patienten isoliert wurden. Wir benötigen dabei sowohl die
vollständige genetische Information der Pathogene als auch ihr Ansprechverhalten
gegenüber gängigen Antibiotika, damit wir einen Zusammenhang zwischen Resistenz
und der zugrundeliegenden genetischen Veränderung herstellen können."
Um das zu erreichen, erwarb Curetis im September des vergangenen Jahres von der
Siemens Technology Accelerator GmbH die Gendatenbank GEAR, was für "Genetic
Antibiotic Resistance and Susceptibility" steht. Die Datenbank und dazugehörige
Plattform wurde in Zusammenarbeit mit zwei Universitäten entwickelt. Das
Institut für Klinische Molekularbiologie in Kiel war für die Gensequenzierung
der Bakterien zuständig, Professor Andreas Keller und seine Arbeitsgruppe
"Klinische Bioinformatik" an der Universität des Saarlandes übernahmen die
computergestützte Analyse des 30-Terabyte-Datenbestandes.
"Bakterien sind unheimlich clever und setzen ihre Genanlagen für Resistenzen
sehr schnell um. Mit Hilfe von GEAR können wir nun ihre Strategien
nachvollziehen", sagt Bioinformatiker Keller. Voraussetzung dafür ist eine
weltweite Datenbasis, die über Jahrzehnte reicht. Deswegen enthält GEAR 11.000
Bakterienstämme und Reaktionsmuster zu 21 Antibiotika, die in den vergangenen
drei Jahrzehnten aus Patientenproben rund um den Globus isoliert wurden.
Mit Hilfe der Daten prüfen die Forscher, welche genetischen Auffälligkeiten mit
der jeweiligen Antibiotika-Resistenz zusammenhängen. "Das ist ein gigantisches
Puzzle", sagt Keller und rechnet schnell aus, dass die untersuchte Datenmenge
knapp 500.000 Bibeln entspricht. Seine Algorithmen und erste Ergebnisse geben
ihm Zuversicht: "Wir können die Resistenzen bereits zu 85 Prozent vorhersagen",
so Keller.
Resistenzen gegen alte und neue Antibiotika entwickeln sich dynamisch weiter.
Daher soll sich auch die GEAR Datenbank weiter entwickeln. "Antibiotikaresistenz
ist eines der drängendsten Probleme der Gesundheitsversorgung weltweit und muss
koordiniert angegangen werden. Wir beabsichtigen GEAR im Schulterschluss
zwischen akademischer Forschung, öffentlichem Gesundheitswesen und Industrie zu
einer gemeinsamen Forschungsplattform für Antibiotikaresistenzen auszubauen",
sagt Plum.
Weitere Informationen:
Pressefotos unter: www.uni-saarland.de/pressefotos
Bildunterzeile:
Zeitaufwendig: Bisher müssen Bakterien auf Nährboden gezüchtet werden, um
Resistenzen zu erkennen. Spezielle Tests und Gendaten sollen schneller
Gewissheit schaffen.
Fragen beantworten:
Professor Andreas Keller
Lehrstuhl für Klinische Bioinformatik
Universität des Saarlandes
Tel.: +49 681 302 68611
E-Mail: andreas.keller(at)ccb.uni-saarland.de
Dr. Achim Plum
Geschäftsführer
Curetis GmbH
Tel.: +49 7031 49195 65
E-Mail: achim.plum(at)curetis.com
Redaktion:
Gordon Bolduan
Kompetenzzentrum Informatik Saarland
Saarland Informatics Campus E1.7
Universität des Saarlandes
Tel.: +49 681 302 70741
E-Mail: gbolduan(at)mmci.uni-saarland.de
Presse- und Investorenanfragen an Curetis:
akampion
Dr. Ludger Weß / Ines-Regina Buth
Managing Partners
info((at))akampion.com
Tel. +49 40 88 16 59 64
Tel. +49 30 23 63 27 6
Hintergrund: Saarland Informatics Campus
Den Kern des Saarland Informatics Campus bildet die Fachrichtung Informatik an
der Universität des Saarlandes. In unmittelbarer Nähe forschen auf dem Campus
sieben weitere, weltweit renommierte Forschungsinstitute. Neben den beiden Max-
Planck-Instituten für Informatik und Softwaresysteme sind dies das Deutsche
Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), das Zentrum für
Bioinformatik, das Intel Visual Computing Institute, das Center for IT-Security,
Privacy and Accountability (CISPA) und der Exzellenzcluster "Multimodal
Computing and Interaction".
Ãœber Curetis
Curetis (www.curetis.com) ist ein 2007 gegründetes
Molekulardiagnostikunternehmen, das sich auf die Entwicklung und
Kommerzialisierung von verlässlichen, schnellen und kosteneffizienten Produkten
für die Diagnostik von schweren Infektionskrankheiten konzentriert. Die
Diagnostiklösungen von Curetis ermöglichen die Schnellbestimmung von
Krankheitserregern und genetischen Antibiotikaresistenzmarkern binnen weniger
Stunden. Andere derzeit verfügbare Techniken benötigen dafür Tage oder Wochen.
Firmensitz ist Holzgerlingen bei Stuttgart.
Für weitere Informationen besuchen Sie bitte www.curetis.com
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Source: Curetis via GlobeNewswire