(ots) -
Ein Hochhaus in Gladbeck: 120 Wohnungen in die Höhe gestapelt. 350
Bewohner. Die eine Hälfte Deutsche, die andere Hälfte Migranten aus
zehn Nationen. Ein Mikrokosmos zwischen Aufbruch und Abgrenzung,
vielleicht auch ein Frühwarnsystem für eine neue Mischung am sozialen
Rand. Vor sieben Jahren besuchte WDR-Autor Reinhard Schneider das
Hochhaus zum ersten Mal. Damals lebten dort noch vorwiegend Deutsche,
viele von ihnen auf Hartz 4. Durch den Einzug von Zuwanderern aus
Osteuropa sowie Kriegsflüchtlingen aus Syrien und dem Irak hat sich
die Bewohnerstruktur in kurzer Zeit entscheidend verändert.
Das Hochhaus bildet im Kleinen die sich wandelnden gesellschaftlichen
Verhältnisse in der Bundesrepublik ab. Die alten Bewohner sehen sich
mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Lebens-, Flucht- und
Ãœberlebensgeschichten treffen aufeinander, mannigfache Hoffnungen,
Träume und Konflikte überkreuzen sich in einem Wirrwarr der Sprachen.
Das Ergebnis ist eine Art ungesteuertes Experiment von Menschen aus
fast einem Dutzend Nationen. Das neue ARD radiofeature "Neun
Stockwerke neues Deutschland - Ein Hochhaus in Gladbeck" ist ab
Mittwoch, 22. März 2017, in sieben Wort- und Kulturwellen der ARD und
im Internet unter www.radiofeature.ard.de zu hören.
Reinhard Schneider verzichtet im Feature weitestgehend auf klassische
Interviews. Er startet sein Aufnahmegerät und lässt die Menschen
erzählen oder beobachtet Begegnungen der Bewohner untereinander.
Heinz, 64 Jahre alt, lebt seit 1976 in dem Hochhaus. Er sagt: "Wir
werden einfach mit irgendwelchen Leuten zusammengeknallt. Ist egal,
welche Religion die haben, woher die kommen. Ob die sich bekämpft
haben oder ob die sich irgendwann einmal wieder in die Wolle kriegen.
Ich verstehe das alles nicht."
Der Iraker und Jeside Hassan ist einer der neuen Hausbewohner. Er war
Soldat in der irakischen Armee. "Ich habe mit eigenen Augen gesehen,
wie vom IS auf der Straße Menschen umgebracht wurden." Er floh in
Zivilkleidung und barfuß. Hier in Deutschland fühlt er sich sicher.
"Meine Nachbarn sind alle sehr gut", sagt er. "Niemand hat mir bisher
etwas Böses angetan. Da gibt es einen Bulgaren, dann neben mir einen
Franzosen, einen Rumänen. Also alles sehr gemischt. Aber wir leben
hier alle sehr brüderlich zusammen. In Europa ist das ja auch so.
Niemand hasst jemand anderen."
Derweil sieht sich Hausmeister Norbert in seinem Hochhaus mit den
gleichen Problemen konfrontiert wie die Bundesregierung. Wer lebt
hier und woher kommen diese Menschen? "Hier kommen so viele Menschen
rein und keiner hat mehr den Überblick und keiner weiß mehr genau
Bescheid, wie geht das jetzt hier weiter. Was die anderen Leute
eigentlich nur hören, erlebe ich hier jeden Tag."
Reinhard Schneider, geboren 1952 in Gelsenkirchen ist Autor und
Regisseur von Dokumentarfilmen und Hörfunkfeatures. Er gewann
verschiedene Preise wie den Prix Italia für das Radiofeature "Mein
Sohn, der Nazi". Seine jüngsten Projekte waren die TV- und
Hörfunkproduktion: "Wettstreit in Stein und Beton - Bauen im
geteilten Berlin" (rbb 2015) und "Die Zeit, die noch bleibt - Auf
einer Palliativstation in Heidelberg" (SWR/WDR-Hörfunk 2015).
Sendetermine:
SWR 2Mittwoch, 22. März 2017, 22:03 Uhr
Antenne SaarSamstag, 25. März 2017, 17:04 Uhr
SR 2Samstag, 25. März 2017, 17:04 Uhr
BR 2Samstag, 25. März 2017, 13:05 Uhr
WDR 5 Sonntag, 26. März 2017, 11:05 Uhr
Nordwestradio (RB)Sonntag, 26. März 2017, 16:05 Uhr
NDR Info Sonntag, 26. März 2017, 11:05 Uhr
hr2-kulturSonntag, 26. März 2017, 18:05 Uhr
Redaktion: Thomas Nachtigall (WDR)
Eine Produktion des Westdeutschen Rundfunks für das ARD radiofeature
2017
Fotos finden Sie unter www.ard-foto.de
Pressekontakt:
Westdeutscher Rundfunk Köln
Uwe-Jens Lindner
Presse und Information
Telefon: 0221 220 7123
uwe-jens.lindner(at)wdr.de
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