(ots) - Keine Branche ist derart abhängig von der Politik
wie die Energiewirtschaft. Aus gutem Grund: Kein Staat kann es sich
erlauben, die Stromversorgung seiner Bürger dem Zufall zu überlassen.
Börsennotierte Stromkonzerne geraten latent in Interessenskonflikte
mit der Politik. Steuert der Gesetzgeber um, ändert etwa Klimaziele
samt Subventionen, Steuern und Abgaben, können ganze Geschäftsmodelle
zusammenbrechen und neue entstehen. Nirgends lässt sich das besser
beobachten als in Deutschlands Energiehauptstadt Essen.
RWE und Eon haben radikal auf die Energiewende reagiert und sich
aufgespalten. Beide haben ihre Ökosparten samt Vertrieb und Netzen
vom alten Kraftwerksgeschäft getrennt. Das ist nur konsequent,
schließlich will Deutschland bis Mitte des Jahrhunderts seine Energie
fast ganz aus erneuerbaren Quellen gewinnen. Konzerne, die überleben
wollen, müssen die Energiewende prägen statt sie zu bekämpfen. So
historisch wie der Umbruch sind nicht zufällig nun auch die Verluste:
RWE hat mit 5,7 Milliarden Euro einen Negativrekord erzielt, Eon mit
unvorstellbaren 16 Milliarden. Beide drücken die Altlasten samt
Kosten für den Atomausstieg.
Mit Eon-Chef Johannes Teyssen und Peter Terium, der die
RWE-Ökotochter Innogy führt, stehen zwei Manager für den Umbruch, die
nicht jeder als grüne Visionäre durchgehen lässt. Terium hat klar den
besseren Start hingelegt und für Innogy viel Geld beim Börsengang
eingesammelt, das er jetzt investieren kann. Vorreiter Teyssen machte
es umgekehrt und verkaufte seine Kraftwerkstochter Uniper.
Doch die Finanzmärkte zeigten überdeutlich, wie wenig ihnen alte
Energie noch wert ist. Und wie realitätsfern die Buchwerte waren.
Teyssen mag trotz der Horror-Bilanz betont cool bleiben, auf die
Altlasten wird er nicht noch einmal verweisen können. Und die
Eon-Mitarbeiter dürften in Erwartung des Stellenabbaus alles andere
als gelassen sein. Es wird auch nicht jeder von ihnen verstehen, wie
die Dividende und das steigende Chefgehalt zum Rekordverlust passen.
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