(ots) -
Rund 1,5 Millionen Angestellte wissen nicht, ob ihr Lohn zum Leben
reicht. Sie arbeiten auf Abruf - nur wenn der Chef sie braucht.
Wartezeiten werden nicht bezahlt, ein Zweitjob ist unmöglich.
"ZDFzoom" berichtet am Mittwoch, 22. März 2017, 23.10 Uhr, über
"Ausgebeutet - Arbeit nur auf Abruf".
Betriebe haben viele Vorteile von dieser Vertragsform: Sie können
ihre Flexibilität steigern, Leerzeiten minimieren und Arbeitskosten
reduzieren. Für die Angestellten ist das Modell mit großer
Unsicherheit verbunden. Arbeit auf Abruf, heißt im Fachjargon:
"KAPOVAZ, kapazitätsorientierte, variable Arbeitszeit." Die
Beschäftigten haben einen Teilzeitvertrag, sind also richtige
Angestellte im Unternehmen, doch es wird ihnen nur eine Mindestzahl
an Arbeitsstunden zugesichert. Der Rest läuft über Mehrarbeit auf
Abruf. Die Zeit dazwischen wird ihnen nicht bezahlt.
Nach Auswertungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung
arbeiten 1,5 Millionen Menschen in Deutschland so. "Man kann davon
reden, dass das in Richtung eines modernen Tagelöhnertums geht", sagt
Arbeitsmarktforscher Karl Brenke vom Deutschen Institut für
Wirtschaftsforschung (DIW) im Interview.
"ZDFzoom"-Autorin Julia Friedrichs begegnet zahlreichen Menschen,
die unter diesen Arbeitsverträgen leiden und das Gefühl erleben,
ausgebeutet zu werden. So erzählt eine junge Mode-Verkäuferin: "Es
gibt Monate, da arbeite ich 40 Stunden, manchmal 90, 100 oder sogar
150. Mal verdiene ich 400 Euro, mal 1100 Euro." Sie würde gerne
heiraten, eine Familie gründen, doch sie sagt auch: "Auf solch einem
Vertrag kann ich doch kein Leben aufbauen." "ZDFzoom" erklärt, wie
sehr die Arbeitgeber ihren Vorteil nutzen und zum Beispiel bei den
Lohnnebenkosten sparen.
Es geht auch anders: In Österreich haben Gerichte und Gesetzgeber
die "Arbeit auf Abruf"-Praktiken gestoppt. So wissen Angestellte sehr
genau, wie häufig sie arbeiten und wieviel sie verdienen.
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