(ots) - Wenn Anfang April die vierte Kapitalerhöhung der
Deutschen Bank seit 2010 unter Dach und Fach ist, dann hat das
Institut seitdem 30 Mrd. Euro bei den Investoren eingeworben. Um ein
Drittel werden die Aktionäre bei der jüngsten Maßnahme verwässert,
das genehmigte Kapital voll ausgeschöpft, um einen Betrag von 8 Mrd.
Euro zu erreichen. Das Ziel einer Leverage Ratio von 4,5 Prozent hat
die Bank damit aber noch nicht erreicht, weshalb Deutsche-Bank-Chef
John Cryan die Bilanz weiter verkürzt und Altlasten aus dem
Investment Banking abstößt - auch zehn Jahre nach Beginn der
Finanzkrise sind die Aufräumarbeiten noch nicht beendet.
Auf die Notwendigkeit eines weiteren Deleveraging der Bilanz
weisen auch Analysten hin - und können sich nicht den Hinweis
verkneifen, dass nur 20 Prozent der Deutsche-Bank-Geschäfte ihre
Kapitalkosten verdienen. Mehr als 5 Prozent Nettorendite auf das
materielle Eigenkapital wird der Deutschen nicht zugetraut, Cryan
will im eingeschwungenen Zustand bei leicht verbessertem Umfeld 10
Prozent erreichen. Dabei geht der Sanierer Cryan noch mal richtig an
die Kosten ran, sollen diese doch nachhaltig um 4 Mrd. Euro auf 21
Mrd. Euro bis 2021 sinken. 2 Mrd. Euro gehen zunächst mal für die
Restrukturierung drauf. Die Frage ist, ob es Cryan gelingt, die
Erosion der Einnahmen zu stoppen - Analysten prophezeien im Ãœbergang
von 2018 auf 2019 eine heftigen Einbruch beim Zinsüberschuss, was
erzielte Kostenersparnisse nahezu auffressen würde.
Entschieden wird die Schlacht in der neu formierten Corporate &
Investment Bank (CIB). Dorthin hat Cryan seinen besten Mann
abkommandiert, Marcus Schenck soll es an der Schnittstelle zwischen
Unternehmens- und institutionellen Kunden richten. Der stärkere
Corporate-Fokus stellt ein Zurück-zu-den-Wurzeln dar, was in der
integrierten Struktur nun besser mit Leben gefüllt werden kann. Und
auch wenn ein Teil der frischen Eigenmittel zur Deckung der
Postbank-Risikoaktiva dienen muss, so sollte doch genug Raum für
selektives Portfolio-Wachstum in CIB bestehen.
Cryan will jedenfalls den Schalter umlegen und gestützt auf eine
gestärkte Bilanzkraft mehr Geschäft mit bestehenden Kunden machen.
Dieses Vertrauen zurückzugewinnen, daran arbeitet die Deutsche Bank
hart. Allerdings operiert sie dabei als europäisches Institut in
einer Industrie, die sich in strukturellem Niedergang befindet. Von
daher bleibt die Großwetterlage an der Taunusanlage heiter bis
wolkig, auch wenn die Sonne sich öfter mal wieder blicken lässt.
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