(ots) - Noch vor rund einem Monat befand sich die als
wichtigster Referenzpreis dienende Notierung der Nordseesorte Brent
Crude nach Ansicht vieler Marktteilnehmer schon auf dem Weg in
Richtung 60 Dollar je Barrel. Nun kämpft der Preis wieder mit der
Marke von 50 Dollar. Ein derartiges Niveau ließ sich zuletzt im
November vergangenen Jahres beobachten, also vor den Beschlüssen der
Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) zur Reduzierung der
Förderung.
Die Marktteilnehmer sind damit offensichtlich zu der Ãœberzeugung
gelangt, dass es der Opec nicht gelingen wird, für einen nachhaltig
höheren Ölpreis zu sorgen. Die Hoffnungen und Erwartungen der
Ölproduzenten selbst und auch der Marktakteure haben sich damit als
eine Seifenblase erwiesen, die nun geplatzt ist.
Das Kartell unter Führung Saudi-Arabiens hatte darauf gehofft,
dass eine Reduzierung der Produktion um 1,2 Mill. Barrel pro Tag
(bpd) durch die Opec-Länder bzw. unter Einbeziehung weiterer
Produzenten wie Russland um 1,8 Mill. bpd nicht nur für eine
marktpsychologisch bedingte kurzfristige Preisstabilisierung sorgt,
sondern bei ihrer vollen Implementierung letztlich für eine
Unterversorgung des Weltmarktes, die die sehr hohen Lagerbestände
drücken würde. Die Opec hat hoch gepokert, denn die Erreichung des
Ziels hätte vorausgesetzt, dass die amerikanische
Schieferölproduktion auf den Ölpreisanstieg kaum reagiert.
Dazu ist es aber nicht gekommen, die Stabilisierung des Ölpreises
hat in den USA vielmehr einen regelrechten neuen Schieferölboom
ausgelöst: Die dortige Produktion nimmt in einem Ausmaß zu, das es
zuletzt in den Wachstumsjahren 2013 und 2014 gegeben hat - bei einem
deutlich höheren Preisniveau. Dass dies jetzt bei einem Ölpreis von
deutlich unter 60 Dollar möglich ist, liegt daran, dass die
US-Produzenten ihre Kosten deutlich gesenkt haben und daher mit
Gewinn produzieren können.
Für die Opec und insbesondere Saudi-Arabien bedeutet dies die
bittere Erkenntnis, dass sie die Kontrolle über den globalen Ölmarkt
wohl endgültig verloren haben. Damit ist auch zu hinterfragen, ob
eine Verlängerung der Förderkürzungen über die Jahresmitte hinaus
überhaupt sinnvoll ist. Sie könnte nämlich dazu führen, dass
Marktanteile insbesondere an die US-Konkurrenz verloren gehen. Die
Saudis haben bereits in der Vergangenheit lernen müssen, dass es bis
zu einer Dekade dauern kann, bis aufgegebene Marktanteile
zurückgewonnen sind.
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