(ots) - Beschimpfungen, Drohungen, körperliche Gewalt:
Viele Pflegekräfte erleben bei ihrer Arbeit Aggressionen von
betreuten Menschen, ebenso sexuelle Belästigungen. Das sind nicht
immer traumatische Einzelereignisse, sondern häufig unangenehme
Alltagserfahrungen, die sich summieren. Nach Einschätzung der
Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW)
werden diese psychischen Belastungen oft immer noch tabuisiert. Sie
rät ihren Mitgliedsbetrieben und Versicherten, das zu ändern. Auf dem
Deutschen Pflegetag 2017 in Berlin gibt sie am Samstag, 25. März, in
einem Vortrag Tipps zum Thema für Führungskräfte.
Arbeitsschutzaufgabe für den Betrieb
"In Pflege- wie in Betreuungsberufen wird häufig eine hohe
Leidensbereitschaft vorausgesetzt", erklärt Claudia Vaupel,
Psychologin bei der BGW und Referentin auf dem Deutschen Pflegetag.
Einrichtungsleitungen, Führungskräfte und auch Beschäftigte selbst
neigen teilweise dazu, Aggressionen und Belästigungen in diesem
Berufsfeld bis zu einem gewissen Grad als "normal" hinzunehmen. Wer
dort arbeite, müsse eben damit zurechtkommen. "Das greift zu kurz",
so Vaupel. "Der Umgang mit aggressivem oder belästigendem Verhalten
gegenüber Pflegekräften oder anderen Beschäftigten ist eine Aufgabe
für den betrieblichen Arbeitsschutz. Es gilt, die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter vor Ãœbergriffen und zu hoher Beanspruchung zu
schützen."
Bewusstsein entwickeln und Vertrauenskultur schaffen
Aus Sicht der BGW sollten Pflege- und Betreuungseinrichtungen
zunächst auf allen Hierarchieebenen ein Bewusstsein dafür schaffen,
dass es sich beim Umgang mit Gewalt, Aggressionen und Belästigungen
um ein ureigenes Präventionsthema für den Betrieb handelt - und nicht
um ein persönliches Problem einzelner Beschäftigter. Ferner braucht
es eine Vertrauenskultur, in der die Beschäftigten Ängste, Schuld-
und Schamgefühle ablegen können und sich ernst genommen fühlen.
Individuelles Empfinden akzeptieren
"Es muss erkannt und akzeptiert werden, dass verschiedene Menschen
ein und dieselbe Situation unterschiedlich erleben können", betont
Vaupel. Was für den einen bedrohlich erscheint, nehmen andere
vielleicht als harmlos wahr. Was die eine als beleidigend empfindet,
berührt andere möglicherweise nicht persönlich. "Maßgeblich ist immer
das individuelle Empfinden der betroffenen Person", so die
Psychologin. "Daran haben weder Vorgesetzte noch Kolleginnen oder
Kollegen zu deuteln."
Vortrag für Führungskräfte
Eine zentrale Rolle beim innerbetrieblichen Umgang mit dem Thema
Gewalt und Belästigungen spielen die Führungskräfte. Sie prägen die
Kommunikationskultur entscheidend mit, können Betroffenen Rückhalt
geben, die Aufarbeitung von negativen Erlebnissen anregen und
steuern. Ãœber dieses herausfordernde Aufgabenfeld referiert Claudia
Vaupel am Samstag, 25. März, auf dem Deutschen Pflegetag 2017 im
Vortragsprogramm der BGW, das dort von 11.30 bis 12.30 Uhr in Halle
7.1 stattfindet.
Handlungsfelder und Hilfe
In Pflege- und Betreuungseinrichtungen gibt es vielfältige
Handlungsfelder, um Beschäftigte vor Aggressionen und Belästigungen
zu schützen. Dazu gehören beispielsweise Anpassungen der
Arbeitsorganisation sowie Deeskalationstrainings für die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die BGW unterstützt ihre
Mitgliedsbetriebe bei der Prävention. Sie bietet unter anderem
Informationen, Beratung und Seminare an und fördert die Ausbildung
innerbetrieblicher Deeskalationstrainer und -trainerinnen. Ebenso
hilft sie, wenn Versicherte im Zusammenhang mit der Arbeit einen
Ãœbergriff erlitten haben.
Mehr erfahren
Weitere Informationen zum Thema gibt die Berufsgenossenschaft
unter www.bgw-online.de/gewalt. Dort findet sich unter anderem ihr
Ratgeber "Gewalt und Aggression gegen Beschäftigte in
Betreuungsberufen". Die Broschüre mit Tipps für den Arbeitsschutz zum
Thema kann als PDF heruntergeladen und von Mitgliedsbetrieben der BGW
auch kostenfrei als gedrucktes Heft bestellt werden.
Diese Pressemitteilung finden Sie auch im BGW-Pressezentrum unter
www.bgw-online.de/presse. Dort finden Sie zudem weitere aktuelle
Meldungen und die Möglichkeit, diese per E-Mail-Service zu
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Ãœber die BGW
Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und
Wohlfahrtspflege (BGW) ist die gesetzliche Unfallversicherung für
nicht staatliche Einrichtungen im Gesundheitsdienst und in der
Wohlfahrtspflege. Sie ist für knapp 8 Millionen Versicherte in rund
630.000 Unternehmen zuständig. Die BGW unterstützt ihre
Mitgliedsbetriebe beim Arbeitsschutz und beim betrieblichen
Gesundheitsschutz. Nach einem Arbeitsunfall oder Wegeunfall sowie bei
einer Berufskrankheit gewährleistet sie optimale medizinische
Behandlung sowie angemessene Entschädigung und sorgt dafür, dass ihre
Versicherten wieder am beruflichen und gesellschaftlichen Leben
teilhaben können.
Pressekontakt:
Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW)
Torsten Beckel / Sandra Bieler
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