(ots) - Forscher: Fischer und Bauern in Deutschland
spüren Klimawandel
Leiterin des Alfred-Wegener-Instituts appelliert an die
Öffentlichkeit: "Wissenschaftler denken sich nicht einfach etwas aus"
Osnabrück. Der Klimawandel ist in Deutschland spürbar. In einem
Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitag) sagte die
Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und
Meeresforschung, Prof. Dr. Karin Lochte, Fischer stellten zum
Beispiel fest, "der Dorsch wandert weiter nach Norden. Die
Streifenbarbe, die sonst im Mittelmeer unterwegs war, kann man
mittlerweile hier fangen." Auch Obstbauern könnten veränderte
Blühperioden beobachten. Touristen sähen an Nord- und Ostseestränden
mittlerweile andere Vogelarten. Einige Zugvögel würden nicht mehr in
den Süden fliegen. Unklar sei allerdings, ob extreme Wetterlagen
zunähmen. Auch der Anstieg des Meeresspiegels bewege sich nur im
Bereich weniger Millimeter.
Die Direktorin des Helmoltz-Zentrums sorgt sich, dass der
Klimaschutz und die Reputation der Wissenschaft unter dem
amerikanischen Präsidenten Donald Trump leiden könnten. Sie
befürchte, "dass Herr Trump unsere Erkenntnisse aus ökonomischen
Gründen ignorieren könnte. Zu hoffen ist, dass seine Mitarbeiter
vernünftiger sind als er selbst." Forscher müssten klar machen, dass
sie nach bestem Wissen und Gewissen arbeiteten. "Wissenschaftler
denken sich nicht einfach etwas aus", betonte Lochte. Allerdings
könnten Forschungsinstitute Überzeugungsarbeit nicht alleine leisten.
Lochte appellierte an die Bürger, sich stärker für gute Informationen
einzusetzen. "Die Wissenschaft ist nur ein kleiner Teil der
Gesellschaft. Das Machtpotenzial liegt in der Öffentlichkeit",
erklärte die Institutsleiterin.
Lochte warnte vor Risiken bei Ölbohrungen in der Arktis: "Ich
befürchte, dass die Ölförderungsfirmen rascher voranschreiten, als
wir mit der Wissenschaft hinterherkommen." Es sei noch nicht geklärt,
was passiere, wenn bei der Förderung etwas schief gehe. Lochte sagte,
sie glaube nicht, dass die Industrie dieses Problem tatsächlich im
Griff habe. Mit Extrempositionen komme man jedoch auch nicht weiter.
"Unser Ansatz ist es, zu fragen: Welche Regionen sind so empfindlich,
dass man lieber die Finger davon lassen sollte, und wo und unter
welchen Bedingungen kann man sich das vorstellen?"
Am Dienstag hatte die UNO über Hitzewellen in der Arktis
informiert und vor einer noch stärkeren Erwärmung der Ozeane gewarnt
als bislang prognostiziert. Derzeit herrschen dort trotz der
Polarnacht Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt. Die Ursachen können
aber auch natürlich sein.
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