(ots) - Es ist nur noch eine Kleinigkeit. Der Dax hat
die gerade beendete Woche mit einem Plus von 2,1 Prozent auf 12.313
abgeschlossen, so dass ihm nun noch 78 Zähler bzw. 0,6 Prozent von
seinem fast zwei Jahre alten Rekord von 12.391 Punkten trennen.
Um 7,9 Prozent hat der Dax in den ersten drei Monaten des Jahres
zugelegt, und man würde sich schon mit der Prognose eines abrupten
Stopps der Aufwärtsbewegung für das zweite Quartal aus dem Fenster
lehnen, wenn man ausschlösse, dass nach den deutschen Nebenwerte- und
den US-Indizes auch der Dax bald Rekordhöhen erreichen wird. Gründe,
die den Index den letzten kleinen Schritt machen lassen könnten, gibt
es genug. Das politische Risiko, dass internationale Investoren lange
von den europäischen Aktienmärkten ferngehalten hat, hat seit der für
den Populisten Geert Wilders enttäuschend ausgegangenen
Parlamentswahl an Schrecken verloren. Zudem sind die Chancen, dass
die Front-National-Kandidatin Marine le Pen sich in der zweiten und
entscheidenden Runde der französischen Präsidentschaftswahlen
durchsetzt, gering, wenn man den Experten glauben darf.
Entscheidend ist aber, dass die Konjunkturdaten sich weiter
positiv entwickeln. Damit scheinen auch die Chancen gut zu sein, dass
sich auch die Wende nach oben bei den Unternehmensgewinnen fortsetzt.
Die BayernLB glaubt, dass eben dies die treibende Kraft der Rally der
vergangenen Monate ist und nicht wie vielfach angenommen die mit
Trumps Plänen verbundene Fantasie. Der Aufwärtstrend der
Konjunkturindikatoren sei zwar von den Erwartungen expansiver
Konjunkturmaßnahmen Trumps unterstützt worden, aber auch unabhängig
davon sei global ein positives Konjunkturmomentum zu konstatieren,
das die Aktienmarktbewertungen nach oben treibe. Die jüngsten
Datenveröffentlichungen hätten dies erneut unterstrichen.
Wenn nun die kleine Wegstrecke zum Rekord für den Dax kein großes
Problem mehr ist, stellt sich dann aber doch die Frage, wie
nachhaltig weitere Avancen des Index sein können. In dieser Hinsicht
gehen die Erwartungen der Strategen durchaus auseinander. Die
BayernLB ist aus kurzer Sicht optimistisch, verweist jedoch auf
Risiken. "Die europäischen Aktienmärkte könnten in den kommenden
Wochen von weiter rückläufigen politischen Risiken profitieren,
sofern die Wahlchancen von Le Pen in der zweiten Runde der
Präsidentschaftswahl in Frankreich weiter auf relativ niedrigem
Niveau bleiben bzw. weiter sinken. Dies würde für eine fortgesetzte
Outperformance der europäischen Indizes gegenüber dem S&P 500
sprechen, solange der Euro nicht stark aufwertet". Zwar rechnet die
Bank mit einem Nachlassen des positiven konjunkturellen Momentums in
den kommenden Monaten. Kurzfristig scheine der Rückenwind für die
Aktienmärkte hiervon aber noch intakt. Turbulenzen drohten weiterhin
am ehesten von möglichen Enttäuschungen bei den erwarteten
Fiskalmaßnahmen Trumps. Die politischen Entwicklungen in Washington
blieben daher für die Aktienmarktteilnehmer von hoher Priorität.
Auch M.M. Warburg schreibt die Rally der Konjunkturentwicklung und
nicht Trump zu. Die globalen Wirtschaftsdaten seien derzeit so gut
wie schon lange nicht mehr, so das Bankhaus, dass sein Dax-Ziel für
den Ultimo in der abgelaufenen Woche von 12.000 auf 12.800 Punkte
angehoben hat. Der Hauptgrund für die steigenden Kurse sei in der
guten Gewinnentwicklung der Unternehmen und den positiven
Gewinnerwartungen für die nächsten beiden Jahre zu sehen.
Nicht überzeugt ist die Helaba, die den Dax zum Jahresende bei
12.000 erwartet. Das Institut verwies am Freitag auf zunehmende
Warnsignale für eine Korrektur, darunter einen hohen Anteil
kreditfinanzierter Aktienkäufe in den USA. Wertpapierkredite hätten
neue Höchststände erreicht. In Relation zum BIP entspreche dies
annähernd den alten zyklischen Spitzenwerten aus den Jahren 2000,
2007 und 2015. Aktienrückkäufe, die ein wichtiger Treiber der seit
2009 laufenden Hausse bei US-Aktien gewesen seien, seien im vierten
Quartal zurückgegangen. Angesichts gestiegener Zinsen verliere das
Instrument schuldenfinanzierter Aktienrückkäufe wohl allmählich an
Attraktivität. Aktien dies- und jenseits des Atlantiks hätten das
gegenwärtig fundamental abzuleitende Kurspotenzial ausgeschöpft.
Nachhaltig höhere Notierungen seien auf Sicht der kommenden Monate
wenig wahrscheinlich. Aufgrund des inzwischen nicht mehr hinreichend
attraktiven Chance-Risiko-Verhältnisses biete es sich an, die
aktuellen Kursavancen für Gewinnmitnahmen zu nutzen.
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