(ots) - Das Deutsche Kinderhilfswerk stellt Staat und
Zivilgesellschaft in Sachen Kinderrechte auch 25 Jahre nach
Inkrafttreten der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland ein
schlechtes Zeugnis aus. "Die Kinderrechte fristen in Deutschland
trotz einiger Fortschritte auch nach 25 Jahren immer noch ein
Schattendasein. In der Gesamtschau müssen wir feststellen, dass die
deutsche Gesellschaft Kinderinteressen anhaltend ausblendet und
verdrängt. Auch wir als Kinderrechtsorganisation müssen uns
selbstkritisch zurechnen lassen, dass es bisher nicht gelungen ist,
die in der UN-Kinderrechtskonvention normierte Vorrangstellung des
Kindeswohls als Leitziel allen staatlichen und privaten Handelns zu
etablieren. Deshalb werden wir gerade auch im Hinblick auf die neue
Regierung nach der Bundestagswahl unsere Anstrengungen intensivieren,
damit Deutschland zukünftig seinen kinderrechtlichen Verpflichtungen
nachkommt. Beispielsweise bei der Bekämpfung der Kinderarmut in
unserem Land, bei der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an
Entscheidungen, die sie betreffen, bei der Verankerung von
Kinderrechten im Grundgesetz oder bei der Etablierung von gleichen
Rechten für alle Kinder ohne Diskriminierung beispielsweise aufgrund
von Herkunft oder Aufenthaltsstatus", betont Thomas Krüger, Präsident
des Deutschen Kinderhilfswerkes, anlässlich des morgigen 25-jährigen
Jubiläums des Inkrafttretens der UN-Kinderrechtskonvention in
Deutschland.
Damit Kinder und Jugendliche in ihrem Alltag umfassend die
Möglichkeit zur Beschwerde bei Verletzungen ihrer Rechte erhalten,
sollten aus Sicht des Deutschen Kinderhilfswerkes flächendeckend und
niedrigschwellig arbeitende Ombudsstellen als adäquate und für alle
Kinder leicht zugängliche Ansprechpartner vor Ort eingerichtet
werden. Die Einrichtung von Ombudsstellen sollte zudem mit einem
umfassenden Gesamtkonzept einhergehen. Für das erfolgreiche Arbeiten
von Ombudsstellen im Sinne eines funktionierenden, kinderrechtlich
fundierten Beschwerdemanagements ist ihre horizontale Verzahnung mit
der kommunalen Ebene und ihre vertikale Verzahnung mit der Landes-
und Bundesebene notwendig. Dadurch kann der Gefahr von isoliert und
lediglich fallbezogen arbeitenden ombudschaftlichen Beratungsstellen
vorgebeugt und eine nachhaltige Weiterentwicklung des Kinder- und
Jugendhilfesystems in Deutschland begünstigt werden.
Deutschland hat zudem als einer der ersten Vertragsstaaten das
Dritte Zusatzprotokoll zur Kinderrechtskonvention ratifiziert, so
dass Kinder sich an den UN-Kinderrechtsausschuss wenden können, wenn
alle rechtlichen Beschwerdemöglichkeiten auf der nationalen Ebene
ausgeschöpft sind und sie ihr Recht in Deutschland nicht effektiv
durchsetzen können. Vertragsstaaten haben damit auch die Pflicht,
Kindern den Zugang zum Recht zu ermöglichen. Dazu gehört, Kinder,
Eltern und Fachkräfte umfassend über Kinderrechte und
Beschwerdemöglichkeiten zu informieren.
"Damit wir uns auf den Weg in eine kinderfreundlichere
Gesellschaft machen können, sollte die Bundesregierung ein breites
gesellschaftliches 'Bündnis für Kinder' ins Leben rufen. Aus Sicht
des Deutschen Kinderhilfswerkes ist es an der Zeit, dass sich Bund,
Länder und Kommunen, Verbände, Wirtschaft, Medien, Wissenschaft und
Forschung zu einem solchen Bündnis zusammenfinden und Initiativen und
Maßnahmen für ein kinderfreundliches Deutschland ausarbeiten", so
Krüger weiter. "Kinderrechte sind kein Gedöns, sie gehören ins
Zentrum der politischen Aufmerksamkeit. Wir erleben derzeit jeden Tag
aufs Neue wie wichtig es ist, unsere Demokratie zu fördern und ein
gesellschaftliches Miteinander zu ermöglichen. Dafür dürfen wir nicht
nur Erwachsenen, sondern müssen auch Kindern Räume für echte
Mitbestimmung eröffnen. Dazu gehört es außerdem, Kinderrechte endlich
als eigenständige Rechte im Grundgesetz zu verankern."
Aus Sicht des Deutschen Kinderhilfswerkes sind unter den vielen
marginalisierten Gruppen in Deutschland die Kinder diejenigen, die am
wenigsten Öffentlichkeit bekommen. Kinder werden in der Gesellschaft
immer noch eher als zu betreuende Subjekte gesehen, und nicht
gleichberechtigte Akteure und Partner. "Im Zuge des demografischen
Wandels stehen massive gesellschaftliche Umstrukturierungen an, die
nicht zu bewältigen sind, wenn wir uns nicht darauf besinnen, die
Generationen zu stärken, die zukünftig die Gesellschaftslasten
hauptsächlich werden tragen müssen", so Krüger. Dazu zählt auch eine
stärkere Förderung und bessere rechtliche Absicherung des Engagements
von Kindern und Jugendlichen. Das stärkt auch ihre Resilienz, wovon
insbesondere Kinder aus armen Familien profitieren. Aus Sicht des
Deutschen Kinderhilfswerkes werden die Fähigkeiten von Kindern und
Jugendlichen beim ehrenamtlichen Engagement noch immer stark
unterschätzt. So sind Förderprogramme mit entsprechenden Datenbanken
und Freiwilligenagenturen ebenso wie viele Organisationen und
Initiativen vor allem auf das ehrenamtliche Engagement von
Erwachsenen ausgerichtet. Dabei zeigt eine Studie des Deutschen
Kinderhilfswerkes, wie wichtig das ehrenamtliche Engagement in jungen
Jahren für unsere Gesellschaft ist. Kinder und Jugendliche, die
selbst aktiv gestalten, werden sich auch als Erwachsene eher an der
Gestaltung des Gemeinwesens beteiligen. Ehrenamtliches Engagement von
Kindern und Jugendlichen ist also auch ein wichtiger Baustein für
unsere Demokratie.
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