(ots) -
Ein harter Brexit könnte die Gewinne wichtiger Branchen um ein
Drittel schmälern
- Automobil- und Technologiesektor leiden am stärksten unter
Zöllen, steigenden Arbeitskosten und einem Wertverlust des
Pfunds
- Betroffene Unternehmen müssen in Zeiten der Unsicherheit
systematisch vorgehen
- Mit einer variablen Ausrichtung der Lieferkette lassen sich
Risiken abfedern
Die Spekulationen über die wirtschaftlichen Konsequenzen des
Brexit haben die Unternehmen in Großbritannien stark verunsichert.
Die Studie "Is Your Supply Chain Ready for Brexit?" der
internationalen Managementberatung Bain & Company beleuchtet die
Risiken des EU-Austritts. Der britischen Industrie droht im Fall
eines harten Brexit, bei dem sich Großbritannien vollständig aus dem
gemeinsamen EU-Binnenmarkt verabschiedet, ein Gewinneinbruch von bis
zu 30 Prozent.
Bei einem Komplettausstieg drohen britischen Unternehmen
schwierige Zeiten. Auf EU-Importe und -Exporte fallen Zölle im Rahmen
des WTO-Standards an - je nach Warengruppe sind das 2 bis 13 Prozent.
Die Arbeitskosten steigen um rund 10 Prozent, das britische Pfund
verliert 20 Prozent an Wert. Dieses Szenario, so hat die aktuelle
Bain-Studie ermittelt, führt dazu, dass die Nettogewinne der fünf
größten britischen Branchen um insgesamt drei Milliarden Pfund
zurückgehen (Abb. 1). Dabei wären die Automobilbranche und der
Technologiesektor besonders betroffen. Die Studie stellt indes auch
fest, dass es bei den exportorientierten Pharma- und
Flugzeugherstellern zu sinkenden Supply-Chain-Kosten kommen könnte.
Möglich ist zudem, dass ein harter Brexit selbst für Unternehmen
innerhalb derselben Branche höchst unterschiedliche Folgen hat. Dies
zeigt das Beispiel zweier britischer Zuckerproduzenten. Dem einen
winkt eine verbesserte Kostenposition, weil für seine
Zuckerrohrimporte aus Brasilien die hohen EU-Einfuhrzölle wegfallen.
Der andere importiert Zuckerrüben aus der EU und muss künftig Zölle
fürchten.
Reines Abwarten ist riskant
Noch halten sich viele Unternehmen damit zurück, wirkungsvolle
Gegenmaßnahmen zu treffen, indem sie sich beispielsweise vorsorglich
alternative Beschaffungsquellen sichern oder ihre Lieferketten
umgestalten. Denn kommt es am Ende der zweijährigen Verhandlungsphase
zwischen der britischen Regierung und der EU zu einem weichen Brexit
mit nur geringen oder gar keinen Zöllen, könnten sich solche
Maßnahmen negativ auswirken. Unternehmen, die in Erwartung eines
harten Brexit Produktionsstandorte verlagern oder auf neue
Lieferanten umstellen, wären dann mit unnötigen Zusatzkosten
konfrontiert. Für Thomas Kwasniok, Bain-Partner in London und Autor
der Studie, steht dennoch fest: "Abzuwarten, bis sich ein klareres
Zukunftsbild abzeichnet, ist die riskanteste Option. Wertvolle Zeit
verstreicht, in der sich Wettbewerber Vorteile verschaffen können."
Und er fügt hinzu: "Umsichtige Unternehmenslenker kalkulieren solche
Unwägbarkeiten im Rahmen ihrer Strategie ein und bereiten sich auf
unterschiedliche Szenarien vor."
Gezielte Vorbereitung für alle Fälle tut not
Ein systematisches Vorgehen ist das Gebot der Stunde. Zum einen
müssen Unternehmen genau analysieren, wie sich die möglichen
Brexit-Szenarien auf die eigene Lieferkette auswirken. Zum anderen
gilt es Handlungsoptionen zu entwickeln, um sich bietende Vorteile
maximal zu nutzen.
Dabei sollten Unternehmen eines berücksichtigen: "No
Regret"-Maßnahmen wie Kostensenkungsprogramme oder
Produktivitätssteigerungen machen in jedem Szenario Sinn. Dagegen
erfordern "Big Bets" wie Produktionsverlagerungen oder
Lieferantenwechsel häufig hohe Investitionen und lohnen sich nicht in
jedem Fall. Deshalb ist es ratsam, einen Lieferanten erst dann zu
wechseln, wenn sich ein Scheitern der Verhandlungen mit der EU
abzeichnet. Solange Unsicherheit besteht, bieten beispielsweise
langfristige Lieferverträge oder die Qualifizierung alternativer
Lieferanten, die bei Bedarf schnell größere Teile des
Einkaufsvolumens bedienen können, kostengünstigen Schutz vor Risiken.
"Erfolgreiche Unternehmen machen auf diese Weise ihre Lieferkette
fit - für welchen Brexit auch immer", ist Bain-Partner Kwasniok
überzeugt. Das flexible Vorgehen erlaubt ihnen, sich auf Projekte zu
konzentrieren, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt sinnvoll sind, und
sich gezielt auf verschiedene Szenarien des EU-Austritts
vorzubereiten. "Damit minimiert das Top-Management die Risiken für
das Unternehmen und kann schneller auf das Verhandlungsergebnis
reagieren als der Wettbewerb."
Bain & Company
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Gemeinsam mit seinen Kunden arbeitet Bain darauf hin, klare
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nachhaltig zu steigern. Im Zentrum der ergebnisorientierten Beratung
stehen das Kerngeschäft des Kunden und Strategien, aus einem starken
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