PresseKat - "Nachtcafé: Leben mit der Schuld" / Michael Steinbrecher spricht u. a. mit Torsten Hartun

"Nachtcafé: Leben mit der Schuld" / Michael Steinbrecher spricht u. a. mit Torsten Hartung, der ein Menschenleben auf dem Gewissen hat / Freitag, 7. April 2017, 22 Uhr, SWR Fernsehen (FOTO)

ID: 1477029

(ots) -
Schuldgefühle können sich wie ein dunkler Schatten über unsere
Seele legen. Ein Unfall mit verheerenden Folgen, ein kalkuliertes
Verbrechen oder auch eine Fehlentscheidung, die für andere Menschen
böse Konsequenzen hat. Die einen malträtieren sich lebenslang mit
Selbstvorwürfen, anderen gelingt es, sich das Geschehene zu
verzeihen. Michael Steinbrecher spricht mit Menschen, die schwere
Schuld auf sich geladen haben, lässt Angehörige zu Wort kommen, die
sich schuldig fühlen, obwohl sie keinerlei Mitschuld trifft, und
redet mit Hinterbliebenen, die einen hohen Preis für die Schuld
anderer Menschen zahlen müssen. Zu sehen im "Nachtcafé: Leben mit der
Schuld" am Freitag, 7. April, 22 Uhr, im SWR Fernsehen.

Wer sich schuldig fühlt, kämpft oft mit Selbstvorwürfen und
Gewissensbissen. In einigen Fällen liegt jedoch rational überhaupt
keine Verantwortung oder Schuld vor. In diesem Gefühlsdilemma
befinden sich auch Angehörige, die sich nach einem Suizid in der
Familie immer wieder die Frage stellen: "Hätte ich das Unfassbare
nicht doch verhindern können?" Oder die Eltern eines Amokläufers, die
sich lebenslang gegenseitig komplettes Erziehungsversagen vorwerfen.

Die Gäste im "Nachtcafé":

Torsten Hartung hat einen Menschen getötet Torsten Hartung muss
mit der Tatsache weiterleben, ein Menschenleben auf dem Gewissen zu
haben. Schon früh bewegte er sich in kriminellen Kreisen und war der
Kopf einer Autoschieber-bande. Als es mit einem Bandenmitglied Ärger
gab, machte er kurzen Prozess: Hartung lockte ihn in einen Hinterhalt
und zog seine Waffe. Im Gefängnis überkamen ihn erstmals Reuegefühle:
"Gott hat mir vergeben. So konnte auch ich mir die Schuld vergeben,
die ich auf mich geladen habe."

Stefanie Giesselbach saß für die Fehler anderer Menschen im
Gefängnis Auch bei Stefanie Giesselbach klickten die Handschellen -




am Flughafen von Chicago. 2008 war die junge Frau für ein Hamburger
Handelshaus in den USA tätig. Sie richtete sich nach den An-weisungen
ihres Chefs und machte damit einen fatalen Fehler. Denn nicht er,
sondern Stefanie Giesselbach musste für dubiose Zollgeschäfte büßen -
unter härtesten Bedingungen in einem US-Frauengefängnis:
"Mittlerweile ist mein Groll gegen meinen ehemaligen Arbeitgeber
abge-klungen. Aber es gab Phasen, da kamen Hassgefühle auf."

Ein Vater verlor seine Söhne an die Terrororganisation IS Was habe
ich nur falsch gemacht? Diese quälende Frage treibt einen Vater um,
der zu seinen beiden Söhnen immer ein inniges Verhältnis hatte.
Trotzdem kamen ihm seine Kinder abhanden. Beide schlossen sich dem IS
an und gingen nach Syrien. Seitdem sucht er verzweifelt nach sei-nen
Kindern, stets begleitet von Selbstvorwürfen: "Vielleicht war ich zu
locker und kumpelhaft, nicht streng genug."

Annette Meißner kämpfte gegen enorme Schuldgefühle Zermürbende
Selbstvorwürfe kennt auch Annette Meißner. Zusätzlich war sie mit
Schuldzuwei-sungen von Außenstehenden am Tod ihres Sohnes
konfrontiert. Nach einem Streit nahm sich Enrico mit 19 Jahren das
Leben: "Ich habe mir die Schuld an seinem Suizid gegeben. Ich konnte
jedem verzeihen, nur mir selber nicht." Es hat lange gedauert, bis
sie sich von ihren tiefsitzenden Schuldgefühlen befreien konnte.

Tina K. verlor ihren Bruder Jonny durch eine Gewalttat Alleine
zurück blieb auch Tina K. Ihr jüngerer Bruder Jonny war 2012 nachts
in Berlin mit Freun-den unterwegs, als er von sechs Schlägern
angegriffen wurde. Ein banaler Anlass führte zu brutalen
Prügelattacken, die für den 20-jährigen Schüler tödlich endeten.
Verantwortung für den Tod von Jonny hat keiner der sechs Angeklagten
übernommen. Mittlerweile sind die jungen Männer wieder auf freiem
Fuß. "Ich glaube nicht, dass sie je Reue empfunden haben", so Tina
K., die im Prozess als Nebenklägerin auftrat.

Angelika Kallwass kennt sich als Psychologin mit Schuldgefühlen
aus Die Gefühle von Hilfslosigkeit, Trauer und Wut kennt Angelika
Kallwass aus ihrer täglichen Arbeit. Immer wieder hat Deutschlands
bekannteste Psychologin mit traumatisierten Opfern und trauernden
Angehörigen zu tun. Vergebung, aber auch das Bedürfnis des Täters
nach Wiedergutmachung spielen bei ihren Gesprächen mit Klienten eine
tragende Rolle. Die Erkenntnis der Psychotherapeutin: "Wer sich
selbst verzeihen kann, ist glücklicher."

"Nachtcafé: Leben mit der Schuld" am Freitag, 7. April 2017, 22
Uhr im SWR Fernsehen

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