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Eine gesunde Skepsis gegenüber dem Begriff "Fake News",
Herausforderungen durch neue Verbreitungswege und deren rasante
Geschwindigkeit sowie Transparenz als Mittel, um Vertrauen (wieder)
zu gewinnen - das waren nur einige der Aspekte, über die Expertinnen
und Experten am Podium der heutigen Veranstaltung von APA-DeFacto zum
Thema "Wegweiser im Dschungel gesucht: Recherche in Zeiten von ?Fake
News?" diskutierten.
"Ob Falschmeldung, Irrtum, Irreführung, Lüge oder handwerklicher
Fehler - wir befinden uns in einer Situation, in der alles als ?Fake
News? bezeichnet wird", konstatierte Keynote-Speaker Andre Wolf vom
Verein Mimikama, welcher sich der Aufklärung von Internetmissbrauch
verschrieben hat. Wolf beschrieb etwa klassische "Fake News" mit rein
kommerziellem Hintergrund, die mit möglichst reißerischen Aufmachern
egal welchen Inhalts möglichst viel Aufmerksamkeit generieren,
alleine mit dem Ziel, Werbung platzieren zu können. Dieses Phänomen
sei jedoch im deutschsprachigen Raum - noch - eher gering verbreitet.
Was jedoch alltäglich, besonders auf sogenannten sozialen
Plattformen, beobachtet werden könne, seien sogenannte "Hybridfakes":
"Echte Bilder oder Videos, die durch falsche Angaben zu Zeit, Ort
oder Kontext in einen völlig falschen Zusammenhang gestellt werden
und von ?alternativen? Blogs oder Nachrichtenseiten stark verbreitet
werden", beschreibt Wolf. Mimikama versucht, solche und viele weitere
Irreführungen aufzuklären und erhält dazu pro Tag etwa 100-150
Anfragen von Usern. Die hohe Verbreitungskraft des Vereins mit etwa
700.000 Facebook-Fans bildet ein Gegengewicht zur Verunsicherung
durch manipulative Inhalte.
Welche Möglichkeiten es gibt, Gerüchten und Irreführungen zu
begegnen, beleuchtete die Podiumsrunde aus unterschiedlichen
Blickwinkeln. ORF-eins-Infochefin Lisa Totzauer strich die
Notwendigkeit und den Mut zur Transparenz heraus: "Inhalte auf Social
Media pfeifen uns um die Ohren - mit diesem Druck zur Geschwindigkeit
müssen wir umgehen lernen. Wir müssen berichten, was gesicherte
Fakten sind, aber auch offenlegen, was wir noch nicht wissen oder
wissen können." Um das Vertrauen in klassische Medien zu stärken,
riet Totzauer, ein Thema möglichst von allen Richtungen zu
beleuchten, auch wenn dies Zeit und Aufwand bedeute.
In die gleiche Kerbe schlug Katharina Schell, Medienredakteurin
der APA sowie Mitglied der Chefredaktion und des APA-medialab: "Nicht
auf den ersten Blick berichten, sondern einen zweiten Blick leisten"
müssten seriöse Redaktionen für ihre Leser. Eine wertvolle
Information sei auch immer, wer überhaupt hinter einer Nachricht
steht - dabei hilft etwa "[SourceCheck]
(http://www.medialab.apa.at/sourcecheck)", ein Tool, das APA-medialab
als Prototyp entwickelt hat. "Bei Bildern ist die Situation noch
etwas komplexer", betonte Petra Bernhardt, Bildexpertin an der
Universität Wien. Einerseits seien Bild-Text-Kombinationen die
meistgeteilten Inhalte im Web, zusätzlich können Bilder schnell einen
vermeintlich eindeutigen und oft sehr emotionalen Eindruck erzeugen.
"So können etwa echte Pressebilder in einem völlig falschen
Zusammenhang ein Eigenleben entwickeln."
Falschmeldungen gab es zwar schon lange vor dem Internet, räumte
APA-DeFacto-Geschäftsführer Klemens Ganner ein. "Neu sind jedoch die
Distributionswege und die Geschwindigkeit, mit der irreführende
Nachrichten in der Gesellschaft ankommen." Für Unternehmen, die sich
mit Falschmeldungen konfrontiert sehen, sei ein verlässliches System
essenziell, das bei auffälligen Ereignissen in Social Media schnell
Alarm schlägt - "ich muss als einer der ersten bemerken, was da über
mich berichtet wird", fasste Ganner zusammen und fügte hinzu: " Als
größter Anbieter von Mediendatenbanken verfügen wir über eine
Vielzahl von Quellen, von denen jede einzelne bei uns eindeutig
referenziert ist. Der User kann somit sofort erkennen, wer der
Verfasser der Meldung ist und um welches Medium es sich handelt. Das
macht die Einschätzung, ob es sich um eine tendenziell
vertrauenswürdige Quelle handelt oder nicht, wesentlich einfacher."
Die Expertinnen und Experten waren sich einig, dass es eine
einheitliche Antwort auf die Frage, wie mit irreführenden
Informationen umzugehen sei, nicht gebe. Denn mit einer Entgegnung
oder Richtigstellung erhalte ein falscher Bericht immer eine
zusätzliche Bühne. Und ständig negativen Nachrichten nachzulaufen,
dürfe auch nicht zur Hauptbeschäftigung von Kommunikationsprofis
werden. Die Frage sei, wie man die User erreicht, die möglicherweise
"Fake News" konsumieren: "Nicht nur in technischer, sondern auch in
inhaltlicher Hinsicht müssen sich Medien und Unternehmen überlegen,
wie sie ihre Kunden erreichen. Das hat nichts mit anbiedern zu tun,
sondern mit Respekt", schloss Katharina Schell.
Hinweis: Ein Live-Mitschnitt der Veranstaltung ist unter
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