(ots) - Der Westen hat in Syrien so ziemlich alles falsch
gemacht. Zuvorderst Barack Obama, aber nicht nur er. Er hat Anreize
gesetzt, einen zwar autokratisch regierten, aber leidlich
funktionierenden Staat zur Revolte frei zu geben. Dabei und danach
hat er mit sogenannten Rebellen auf zweifelhafte Pferde gesetzt.
Wegen der daraus resultierenden Überforderung ließ man dann Putin und
Assad gewähren. Und als man sich Millionen von Flüchtlingen gegenüber
sah, die die politische Irrlichterei nicht mit ihrem Leben bezahlen
wollten, zerfleischte sich das Abendland schließlich selbst. In diese
kaum noch entwirrbare Gemengelage sind Donald Trumps Marschflugkörper
krachend eingeschlagen. Kriegstreiberei, für die jeder Vorwand recht
ist, und sei es ein noch in Gänze aufzuklärender Giftgasangriff? Wer
so denkt, denkt zu kurz. Die Tomahawks konnten einschlagen, weil
Russland, das Syriens Luftraum schützt, still hielt. Mehr muss man
dazu nicht sagen. Die bislang sehr milde Reaktion aus Moskau passt
genau dazu. Wo liegt die Logik aber dann? Zum einen in der
amerikanischen Innenpolitik. Trump braucht nach einer Reihe von
Misserfolgen Freunde. Als er - mit bewusster Bezugnahme auf Obama -
von den Linien hinter der roten Linie sprach, wusste man, wo er sie
suchen würde: bei den Militärs. Zum anderen liegt die Antwort in
Russland. Wladimir Putin ist etwas passiert, was er schon lange nicht
mehr gewohnt sein dürfte: Jemand hat ihn ausgetestet und vorgeführt.
Die Gelegenheit, vom verspotteten Zuschauer wieder zum Akteur zu
werden, konnte Trump kaum liegen lassen. Was zu den entscheidenden
Fragen führt: Wie nachhaltig ist seine Strategie? Hat er überhaupt
eine? Er könnte das jetzt gewonnene Momentum nutzen, Putin zu
Verhandlungen zu bewegen. Er müsste es sogar, will er keinen
Flächenbrand auslösen. Jetzt ist es auf alle Fälle er, der
ausgetestet werden wird. Von Putin, Assad, der arabischen Welt und
seinen eigenen Landsleuten. Die Figuren auf dem syrischen Schachbrett
werden gerade komplett neu aufgestellt. Trump hat den Westen mit
einem Ritt über die Schwertkante wieder ins Spiel gebracht. Das haben
viele wohlfeile Reden vom sicheren Sofa aus nicht bewirkt. Alle, die
über genug Einfluss verfügen, sollten ihn nun geltend machen, damit
nicht noch mehr Blut fließt. Damit alle, die Frieden - keine
Friedhofsruhe - garantieren können, Syrien diesen Frieden endlich
verschaffen.
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