PresseKat - Börsen-Zeitung: Die Vorsicht und die Fed, Marktkommentar von Kai Johannsen

Börsen-Zeitung: Die Vorsicht und die Fed, Marktkommentar von Kai Johannsen

ID: 1478181

(ots) - Den Offenmarktausschuss der US-Notenbank Fed
treibt mal wieder die Investitionspolitik im Rahmen der Kaufprogramme
für Staatsanleihen und hypothekenbesicherte Bonds um. Das geht aus
dem Protokoll der Sitzung vom 14. und 15. März dieses Jahres hervor.
Und wieder einmal nähert sich das für die Geldpolitik zuständige
Gremium der Fed dem Thema nur sehr vorsichtig und zögerlich. Die Fed
und die Vorsicht - das sind wirklich zwei gute alte Bekannte. Da
heißt es jetzt bei der Fed: Vorausgesetzt die Konjunktur entwickelt
sich weiterhin so gut wie erwartet, gehen die meisten Fed-Mitglieder
im Gremium davon aus, dass die schrittweisen Erhöhungen des
Leitzinses fortgesetzt werden könnten, und erwarten darüber hinaus,
dass eine Änderung in der Reinvestment-Politik des Komitees im
späteren Jahresverlauf wahrscheinlich angemessen sein könnte. Man
muss schon ein wenig nachdenken, wenn man eine noch vorsichtigere
Formulierung hinbekommen will. Im Klartext heißt das seitens der Fed:
"Wir machen erst mal gar nichts, halten uns alle Türen offen und
sehen dann später, was wir machen können, je nachdem, wie es so
aussieht." Entsprechend gelassen nahmen es die Märkte tags drauf. Die
Fed Minutes waren schnell wieder in den Hintergrund getreten.

Nicht alle überzeugt

Womit ist zu rechnen? Die Fed fährt jetzt erst mal weiter auf
Sicht. Eine Änderung der Reinvestitionspolitik bzw. konkretere
Ãœberlegungen bei der Fed sind wohl erst mal in die zweite
Jahreshälfte verschoben. Außerdem sind es nur die meisten
Fed-Mitglieder, die eine solche Änderung für wahrscheinlich
angemessen halten, aber es sind eben nicht alle überzeugt. Und man
hat es in der Vergangenheit schon häufig bei Entscheidungen des
Offenmarktausschusses gesehen, dass man so lange abgewartet hat, bis
alle die gleiche Meinung hatten. Schließlich wollte man Einigkeit und




Geschlossenheit nach draußen demonstrieren. Das wird auch in diesem
Fall wohl nicht anders sein.

Die Fed hat schon einige Male signalisiert, dass sie dieses Thema
beschäftigt, und immer wieder untermauert, wie vorsichtig die ganze
Angelegenheit angegangen werden soll, wenn es denn überhaupt mal
angegangen wird. Selbst das ist nicht sicher. Denn wenn die
Konjunktur schlechter laufen sollte, was in einer so späten Phase
eines Konjunkturzyklus wie in diesem durchaus einkalkuliert werden
sollte, könnten die Verantwortlichen bei der amerikanischen Notenbank
das Thema Änderung der Reinvestment-Politik auch ganz schnell wieder
auf die lange Bank schieben. Und darauf sollte man sich angesichts
der ausgesprochen schwachen Arbeitsmarktdaten vom März zumindest
einstellen.

Und wenn es einmal zu dieser Schrumpfung der Fed-Bilanz kommt,
dann wird das sehr gemächlich über die Bühne gehen. Denn die Fed
scheut die Volatilität an den Finanzmärkten wie der Teufel das
Weihwasser. Verkäufe von Bonds sind praktisch ausgeschlossen. Denn
wenn die US-Notenbanker irgendwann einmal im Protokoll notieren
sollten, dass sie die Staatsanleihen und Hypothekenbonds verkaufen
wollen, geht an den Märkten wohl binnen Minuten das Licht aus. Denn
die Fed hat von diesen Papieren zusammengenommen ein Volumen von rund
4,5 Bill. Dollar auf der Bilanz. Zum Vergleich: Das Volumen der am
Kapitalmarkt ausstehenden Wertpapiere des Bundes (Kapitalmarktschuld)
betrug per 5. April 2017 1,117 Bill. Euro. Man mag sich gar nicht
ausmalen, wie die Marktreaktion wäre, wenn die Fed die in etwa
vierfache Menge der am Markt gehandelten Bundesschulden verkaufen
würde. Man kann in diesem Fall wohl sagen: Das wird nie passieren.
Die Fed hat das auch verdeutlicht: Die Bonds sollen "die Kurve
herunterrollen". Die Restlaufzeit der Papiere nimmt damit mit jedem
Jahr, das sie im Bestand der Fed sind, bis hin zur Rückzahlung dieser
Papiere ab.

Die Fed spricht ja auch nur von einer Änderung der
Reinvestitionspolitik und damit von der Wiederanlage von gezahlten
Zinsen und der Wiederanlage ihr zufließender Rückzahlungen von
Nominalwerten. Um die Marktreaktion auf eine Änderung bei diesen
beiden Kapitalströmen zu testen, wird die Fed vielleicht in zwei
Schritten vorgehen. Zunächst wird sie wahrscheinlich die gezahlten
Zinsen nicht wieder in längere Anleihen investieren. Im zweiten
Schritt wird sie vermutlich erste Nominale nicht mehr vollständig
reinvestieren und hier ebenfalls schrittweise Reduktionen des
reinvestierten Betrages vornehmen, um immer marktschonend zu bleiben.
Aber bis das alles so weit ist, kann noch sehr viel passieren. Und
nach den schwachen März-Arbeitsmarktdaten wurde der Beginn dieses
Prozesses noch ein wenig weiter in die Zukunft verschoben.



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Datum: 07.04.2017 - 20:50 Uhr
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