(ots) - Es ist ein Fall wie aus dem Lehrbuch.
Unbefriedigende Börsenbewertung ruft Aktivisten auf den Plan,
Köpferollen in Management und Aufsichtsrat, neue Wachstumsstrategie
und am Ende eine Ãœbernahme durch Finanzinvestoren. Der Bad Vilbeler
Pharmakonzern Stada schreibt Geschichte. Nicht nur was erfolgreiche
Attacken von aktivistischen Investoren anbelangt, sondern nun auch im
Kapitel Mergers & Acquisition: Bain Capital und Cinven stemmen die
größte Übernahme durch Finanzinvestoren in Deutschland und wagen sich
erstmals an ein Unternehmen, das zu 100 Prozent in Streubesitz
gehalten wird.
Für den traditionsreichen Pharmaanbieter mit Produkten wie
Ladival, Mobilat und Grippostad enden 120 Jahre in Eigenständigkeit.
Das als Apothekerverein gegründete Unternehmen galt schon lange als
Übernahmekandidat, stand in den Konsolidierungswellen im Markt für
patentfreie Nachahmermedikamente aber stets am Rand. Mega-Deals
konnte man sich mangels Finanzkraft selbst nicht leisten. Ein
Expansionsschritt in die USA endete als Desaster. Für größere Zukäufe
suchte man sich den russischen Markt aus, wo Stada aufgrund von
Rubelverfall, Sanktionen und Konjunkturkrise blutete - wenngleich das
Geschäft dort profitabel ist und wächst. Gleichwohl hat das
Unternehmen nach wie vor einen guten Namen, bekannte Medikamente und
setzt mit der Fokussierung auf Markenprodukte und Erwerben in
Großbritannien in den vergangenen Jahren auf die richtige Karte.
Damit können die neuen Eigner die weitere Expansion auf stabiler
Basis starten.
In dem ungewöhnlich transparenten Übernahmeprozess ist bis zum
frühen Montagmorgen zwischen beiden Bietergruppen hart gerungen
worden. Beteiligte sprechen von einer langen Nacht, bis Bain und
Cinven 66 Euro je Aktie auf den Tisch legten und die Rivalen Advent
und Permira das Licht ausmachten. Beobachter waren anfangs davon
ausgegangen, dass für einen Finanzinvestor bei 60 Euro Schluss sein
müsste, noch eine Woche vor dem Showdown wurden maximal 63 Euro für
möglich gehalten. Nun ist man bis zum letzten gegangen - was auch den
Anlagedruck in der Private-Equity-Szene spiegelt.
Dass es ein ambitionierter Preis ist, wird von niemandem
bestritten. Die Bewertung dürfte immerhin für hohe
Transaktionssicherheit trotz hohem Free Float sorgen. Doch es wird
einen langen Atem brauchen. Für Cinven und Bain zeichnet sich ein
Investment ab, das deutlich über den üblichen Zeithorizont
hinausgehen dürfte.
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