(ots) - Lehrerverband fordert "Kultur des Hinschauens"
beim Mobbing an Schulen
Vorsitzender Meidinger: "Das ist ein sehr ernstes Problem" -
Philologen besorgt über Ergebnis der neuen Pisa-Studie
Osnabrück. Der Deutsche Philologenverband hat mit Blick auf die
aktuelle Schul-Studie "Pisa 2015" dazu aufgerufen, Mobbing an Schulen
sehr ernst zu nehmen. Gefordert sei eine Kultur des Hinschauens und
Helfens, erklärte Verbandschef Heinz-Peter Meidinger in einem
Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstag). Dies sei
die beste Vorbeugung gegen Mobbing. In Deutschland wird nach einer
neuen PISA-Studie fast jeder sechste 15-Jährige (15,7 Prozent)
regelmäßig Opfer von teils massivem Mobbing an seiner Schule. Im
Schnitt aller Teilnehmerländer der Organisation für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ist sogar nahezu jeder Fünfte
(18,7 Prozent) mehrmals im Monat von körperlicher oder seelischer
Misshandlung durch Mitschüler betroffen.
"Für die Opfer ist es besonders schlimm, dass diese Vorfälle an
Schulen fast immer begleitet, manchmal sogar forciert werden durch
Mobbing und Bloßstellung in sozialen Netzwerken", sagte
Philologenchef Meidinger. Cybermobbing und damit die öffentliche
Demütigung über Netzwerke und Plattformen wie Facebook,
Whatsapp-Gruppen, Instagram oder Youtube zerstörten Identität und
Selbstwertgefühl in den Augen der Betroffenen dauerhaft. Auch wenn
Deutschland im internationalen Vergleich besser abschneide als der
weltweite Durchschnitt, müssten Schulleitungen diese Demütigungen
sehr ernst nehmen, sagte Meidinger. Es gehe dabei nicht nur um eine
Bestrafung von Tätern, sondern um eine Aufarbeitung in der Klasse.
Auch Schweigen und Dulden sei eine Art von Täterschaft.
Der Vorsitzende des Deutschen Philologenverbands hat mit Blick auf
"Pisa 2015" ferner beklagt, dass deutsche 15-Jährige Ehrgeiz nach wie
vor als Strebertum und "uncool" werten. Nach dem weltweiten Vergleich
wollten erheblich weniger Schüler in Deutschland zu den Klassenbesten
zählen als anderswo, sagte Meidinger der "NOZ". Dies führe leider
dazu, dass manche Schüler besonders in der Mittelstufe bewusst hinter
ihren Leistungen zurückblieben. Als positiv hob Meidinger hervor,
dass "Schulangst" in Deutschland offenbar keine große Rolle spiele.
Die aktuelle Studie, die im Auftrag der Organisation für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) das Lernumfeld
und Lernverhalten von 15-Jährigen analysiert, habe die These
widerlegt, wonach es an deutschen Schulen besonders großen
Schulstress und hohen Leistungsdruck gebe. Nur vier Prozent der
deutschen Schüler und damit dreimal weniger als im OECD-Durchschnitt
gäben an, mehr als 60 Stunden wöchentlich in und außerhalb des
Unterrichts für die Schule zu arbeiten, erklärte der Verbandschef. Er
vertritt 90 000 Gymnasiallehrer.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207
Original-Content von: Neue Osnabr?cker Zeitung, übermittelt durch news aktuell