(ots) - Wenn IWF-Chefin Christine Lagarde vor dem
"Schwert des Protektionismus" warnt, das über der Weltwirtschaft
schwebe, und vor einem Ende der globalen Wirtschaftszusammenarbeit,
dann schwingt natürlich ein gehöriges Stück Eigeninteresse mit: Der
Internationale Währungsfonds (IWF) ist die multilaterale
Wirtschaftsinstitution par excellence, das Sinnbild für diese
weltweite Kooperation. Das aber ändert rein gar nichts daran, dass
der Fonds absolut Recht hat: Die Geschichte lehrt, dass
(wirtschaftlicher) Isolationismus der völlig falsche Weg ist.
Umso wichtiger ist es, dass von der Frühjahrstagung des IWF und
der Weltbank am Wochenende sowie dem Treffen der G 20-Finanzminister
und -Notenbankchefs in Washington ein möglichst starkes Signal für
den Freihandel und für die multilaterale Kooperation ausgeht - auch
wenn das mit Blick auf die neue US-Administration unter Präsident
Donald Trump eine besondere Gratwanderung bedeutet.
Denn einerseits ist wohl niemandem gedient, wenn die Tagung zur
öffentlichen Generalabrechnung mit Trumps "Amerika zuerst"-Politik
mutiert. Dann bestünde das Risiko, dass sich Positionen und Fronten
verhärten. Für den IWF birgt das eine besondere Gefahr, ist es für
die USA als größtem Anteilseigner doch ein Leichtes, ihn zu lähmen.
So mancher Verhandlungspartner setzt deshalb darauf, dass auch bei
der US-Handelspolitik nichts so heiß gegessen wird, wie es gekocht
wird. Trumps Volte bei Chinas Handels- und Währungspolitik bestärkt
in der Tat Hoffnungen, dass eine Eskalation, ergo: ein globaler
Handelskrieg verhindert werden kann.
Andererseits aber braucht es doch auch klare Worte der Partner:
Das gilt für irrlichternde Aussagen wie jene von Trumps
Handelsbeauftragtem Wilbur Ross, der die Exportüberschüsse von
Ländern wie Deutschland als Beleg für eine protektionistische Politik
angeführt hat. Vor allem aber gilt das für die Vorteile, die der
freie Handel und die Globalisierung der Weltwirtschaft über
Jahrzehnte fraglos gebracht haben. Natürlich gibt es auch Verlierer
und die Politik muss sich um diese intensiver kümmern. Aber es ist
unlauter, Handelsabkommen zum Sündenbock für alle sozialen Probleme
zu machen.
Trumps Partner müssen ihn überzeugen, dass er irrt, wenn er
Wohlstand und Stärke durch Protektionismus verspricht. Und sie müssen
klarmachen, dass in einer globalisierten Welt mehr und nicht weniger
Kooperation das Gebot der Stunde ist. Wohin hingegen Protektionismus
und Abschottung führen, haben die dreißiger Jahre, als solches
Gebaren in die Weltwirtschaftskrise mündete, eindrucksvoll gezeigt.
Das sollte Lehre genug sein.
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