(ots) -
In Deutschland haben die alljährlichen Raps-Festspiele begonnen.
Die Natur hat wieder die Farbeimer ausgepackt und auf rund 1,3
Millionen Hektar ordentlich gelbe Farbe eingesetzt. Auch wenn es so
aussieht, als würde immer mehr Raps angebaut, trügt dieser Eindruck.
Schon seit Jahren bewegt sich die Rapsanbaufläche in Deutschland
konstant zwischen 1,3 und 1,5 Millionen Hektar. Jeder einzelne Hektar
davon liefert elf Monate nach der Aussaat von lediglich 2,5 kg
Saatgut bei der Ernte im Juli zwischen 4.000 und 5.000 kg Rapssaat.
Mecklenburg-Vorpommern ist mit einer Anbaufläche von 235.200
Hektar für den deutschen Rapsanbau weiterhin das bedeutendste
Bundesland. Weitere wichtige Anbauregionen sind mit 171.000 Hektar
Sachsen-Anhalt, mit 135.500 Hektar Brandenburg und mit 131.900 Hektar
Sachsen. Insgesamt repräsentieren die östlichen Bundesländer rund 58
Prozent der in Deutschland ausgesäten Rapsfläche. Mit 129.000 Hektar
folgt Niedersachsen im Ranking der Bundesländer. Die Länder Thüringen
(122.800 Hektar), Bayern (119.200 Hektar) und Schleswig-Holstein
(101.000 Hektar) weisen ebenfalls eine Anbaufläche über 100.000
Hektar auf.
Die Ernte im Juli 2017 wird etwa 5 Mio. Tonnen Rapssaat liefern,
die anschließend in Ölmühlen gepresst wird. Dabei entstehen ca. 2,2
Millionen Tonnen Rapsöl. Das Speiseöl aus Rapssaat ist bereits seit
2009 das beliebteste in Deutschland und liegt mit einem Marktanteil
von über 40 Prozent deutlich vor Sonnenblumen- und Olivenöl. Der
größte Teil des Öls findet sich jedoch nicht in der Küche, sondern
als Rapskraftstoff in Fahrzeugtanks wieder. Hier ersetzt es mit einem
Anteil von bis zu 7 Prozent konventionellen Dieselkraftstoff. Das
schont nicht nur die Erdölreserven, sondern reduziert die
Treibhausgasemissionen um durchschnittlich 60 Prozent. Diese
unterschiedlichen Verwendungen von Rapsöl werden von den Verbrauchern
überwiegend begrüßt. Gut zwei Drittel der Deutschen beurteilen die
Beimischung von Biodiesel zu fossilem Diesel positiv, so eine Umfrage
von TNS Infratest aus dem letzten Jahr.
Neben Rapsöl entsteht bei der Pressung als zweite Komponente auch
proteinhaltiges Rapsschrot, das in der Rinder-, Schweine- und
Geflügelmast überaus gefragt ist. Hier ersetzt es als
gentechnikfreies Eiweißfuttermittel im großen Umfang Sojaschrot.
Diese Gentechnikfreiheit ist Voraussetzung dafür, dass immer mehr
Milchprodukte, Eier oder Rindfleisch mit dem Hinweis "ohne
Gentechnik" gekennzeichnet werden dürfen. Raps ist hierfür die mit
Abstand wichtigste heimische Proteinquelle. Die dadurch eingesparten
Sojaimporte entsprechen einem Anbauumfang von rund einer Million
Hektar in Südamerika. So trägt der Rapsanbau in Deutschland indirekt
auch zum Schutz der Regenwälder bei.
Die leuchtend gelben Felder besitzen übrigens nicht nur für
Menschen eine große Attraktivität. Auch Bienen fliegen im wahrsten
Sinne des Wortes auf die gelbe Pracht, denn Raps ist hierzulande als
wichtigste Trachtpflanze für die Insekten eine unverzichtbare Nektar-
und Pollenquelle. Belohnt wird das mit 40 kg Rapshonig pro Hektar.
Gefragt ist dabei der sprichwörtliche Bienenfleiß, denn für ein Glas
Honig fliegen die Bienen rund 40.000 Mal aus dem Bienenstock und
besuchen dabei zwei bis sieben Millionen Rapsblüten.
Eine Besonderheit der Rapspflanzen ist beim Blick auf die
blühenden Felder nicht sichtbar, da sie unter der Oberfläche liegt.
Wolfgang Vogel, Vorsitzender der Union zur Förderung von Oel- und
Proteinpflanzen e. V. (UFOP) und selbst praktizierender Landwirt
erklärt, um was es sich dabei handelt: "Rapspflanzen haben eine
ausgesprochen lange Pfahlwurzel, die den tiefen Erdschichten mit
einer enormen Anzahl von Wurzelhaaren Nährstoffe entnimmt. So
bereitet Raps den Boden ideal für die nachfolgenden Pflanzen vor. Das
macht die Pflanze so gut, dass beispielsweise der im darauffolgenden
Jahr angebaute Weizen bis zu 10 Prozent mehr Ertrag liefert. Das ist
für uns Landwirte ein wichtiges Argument für den Rapsanbau."
Weniger erfreulich ist für die deutschen Bauern und ihre
europäischen Kollegen hingegen das seit 2013 bestehende Verbot des
Einsatzes bestimmter Pflanzenschutzmittel, das durch die
EU-Kommission erlassen wurde. "Durch das geltende Anwendungsverbot
für drei Wirkstoffe aus der Gruppe der Neonikotinoide entstehen uns
jährlich Verluste in Höhe von fast 900 Mio. Euro. Sollte der
Rapsanbau durch diese Einschränkungen ökonomisch weiter an
Wettbewerbsfähigkeit verlieren, würde dadurch die wichtigste
Futterquelle der Bienen und auch ein zentrales und wertvolles
Fruchtfolgeglied im Ackerbau verlorengehen", so Wolfgang Vogel.
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