(ots) - Bepöbelt, bespuckt und geschlagen: Dass Ärzte im
Rettungsdienst oder in den Notaufnahmen der Kliniken auch auf
aggressive Patienten treffen, ist inzwischen bekannt. Weniger
Beachtung finden jedoch kritische Situationen in Deutschlands
Arztpraxen: Dabei sah sich schon rund jeder vierte niedergelassene
Mediziner einmal mit einem körperlich gewalttätigen Patienten
konfrontiert.
Dies geht aus einer aktuellen Befragung des
Ärztenachrichtendienstes (änd) hervor, an der sich bundesweit 891
niedergelassene Haus- und Fachärzte aus dem ganzen Bundegebiet
beteiligt hatten. Deutlich zeigt die Auswertung, wie häufig gerade
das Praxisteam Aggressionen abfedern muss: 44 Prozent der Ärzte gaben
an, dass sich die eigenen Mitarbeiter pro Woche mindestens mit einem
Patienten auseinandersetzen müssen, der grob beleidigend und verbal
aggressiv auftritt. Immerhin 21 Prozent der befragten Ärzte
berichteten, dass sie selbst auch regelmäßig direkt beleidigt oder
beschimpft werden.
Erschütternder noch die Antworten auf Fragen nach direkter
körperlicher Gewalt: Jeder vierte Arzt (25 Prozent) gab an, schon
einmal Erfahrungen mit körperlich gewalttätigen Patienten in der
eigenen Praxis gemacht zu haben. Aus diesem Kreise berichten 16
Prozent, dass es auch schon Verletzungen bei Praxismitarbeitern
gegeben habe. 23 Prozent aller Umfrageteilnehmer mussten schon einmal
die Polizei verständigen, um eine kritische Situation lösen zu
können.
Die Geduld mit Patienten, die sich völlig daneben benehmen, ist
dabei offenbar groß: Die deutliche Mehrheit (64 Prozent) der Ärzte
sucht nach eigenen Angaben auch nach einem kritischen Vorfall das
Gespräch mit dem Patienten und versucht, die Behandlung fortzusetzen
- so sich der Patient einsichtig zeigt. Ein rasches Praxisverbot
sprechen dagegen rund 30 Prozent der Ärzte aus, sollte es sich bei
dem aggressiven Patienten nicht um einen Notfall handeln. Sechs
Prozent der Ärzte ziehen eigenen Angaben zufolge gar keine
Konsequenzen.
Jeder zweite niedergelassene Arzt (49 Prozent) ist davon
überzeugt, dass die Zahl aggressiver Patienten in den Praxen des
Landes in den vergangenen Jahren spürbar gestiegen ist. 46 Prozent
sehen einen gleichbleibenden Aggressionslevel - lediglich vier
Prozent sprechen von einer sich entspannenden Lage. Die kürzlich von
der Bundesärztekammer geforderte Gesetzesäderung, nach der härtere
Strafen für Angriffe auf Ärzte - als besonders schützenswerter
Personenkreis - verhängt werden sollen, stößt bei der Ärztebasis auf
positive Resonanz: 66 Prozent der Mediziner halten die Forderung für
berechtigt, nur 34 Prozent winken ab.
Interessant auch: Lediglich 18 Prozent der Ärzte haben Mitarbeiter
in der Praxis, die bereits ein Seminar oder einen Kurs zur
Deeskalation beziehungsweise zum Umgang mit aggressiven Patienten
absolviert haben. 63 Prozent halten solche Lehrgänge für eine gute
Idee - haben aber keine Ahnung, wer wo so etwas anbietet. "Ein
eindeutiger Arbeitsauftrag an die Kammern und Kassenärztlichen
Vereinigungen. Das Angebot muss in diesem Bereich ausgebaut und
vorhandene Kurse müssen besser beworben werden", sagt Jan Scholz,
Chefredakteur des änd in Hamburg. Das Thema verdiene mehr
Aufmerksamkeit und der ambulant tätige Arzt mehr Unterstützung:
"Satte 87 Prozent der befragten Ärzte zeigten sich davon überzeugt,
dass das Thema 'Gewalt in der Arztpraxis' öffentlich gar nicht
wahrgenommen wird. Diese Zahl spricht für sich", so Scholz.
An der Onlineumfrage zur Gewalt in der Arztpraxis beteiligten sich
vom 19. Bis zum 24. April insgesamt 891 niedergelassene Haus- und
Fachärzte. Das auf Ärztekommunikation spezialisierte
Medienunternehmen ÄND AG in Hamburg ist Betreiber des Portals
http://www.aend.de - einer Verbindung aus berufsbezogenem
Nachrichtendienst und aktiver Diskussionsplattform zum
innerärztlichen Wissensaustausch. Mehr als 45.000 Ärzte sind derzeit
Mitglied des www.aend.de.
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