(ots) -
Ãœbernahme von Technologieanbietern kann digitale Transformation
etablierter Unternehmen erheblich beschleunigen
- Bei drei von vier Unternehmen hat Digitalisierung maßgeblichen
Einfluss auf die M&A-Strategie
- Nur 11 Prozent verfügen beim Kauf von Tech-Firmen über
ausreichend Know-how
- Bewertung, Finanzierung und Due Diligence erfordern Ãœbung und
nachhaltige Herangehensweise
- In rund 90 Prozent der Transaktionen reicht eine punktuelle
Integration aus
Mehr als 15 Milliarden US-Dollar Kaufpreis für ein Unternehmen mit
einem Jahresumsatz von zuletzt rund 350 Millionen US-Dollar: Die im
März 2017 verkündete Übernahme des digitalen Automobilzulieferers
Mobileye durch den Chiphersteller Intel macht einmal mehr deutlich,
dass die Digitalisierung auch im M&A-Geschäft ein neues Zeitalter
einläutet. Die herkömmlichen Regeln und Bewertungsmaßstäbe gelten nur
noch bedingt. Das zeigt die Studie "The Changing Rules for Digital
M&A" der internationalen Managementberatung Bain & Company, für die
führende europäische M&A-Manager befragt wurden. Danach geben drei
Viertel an, dass die Digitalisierung ihre M&A-Strategie maßgeblich
beeinflusst oder diese sogar vollständig überarbeitet werden muss.
Noch aber befinden sich die meisten Unternehmen nach eigenen Angaben
am Anfang der Lernkurve. Nur 11 Prozent verfügen bereits über das
erforderliche Know-how beim Erwerb von Tech-Firmen (Abb. 1).
Der wichtigste Erfolgsfaktor in dieser neuen Ära ist nach
Ãœberzeugung der Studienteilnehmer eine klare
Digitalisierungsstrategie als Teil der Unternehmensstrategie. Als
erfolgskritisch sieht rund die Hälfte der Befragten ein Netzwerk aus
internen und externen Digitalexperten an sowie die Fähigkeit, die
Unternehmenskultur der Ãœbernommenen zu erhalten (Abb. 2). Manche
Unternehmen hoffen, mit einer einzigen Transaktion ihr digitales
Geschäft voranbringen zu können. "Auch digitale Vorreiter haben bei
ihrer ersten Übernahme oft Lehrgeld bezahlt", erklärt Dr. Martin
Holzapfel, Partner bei Bain & Company und Leiter der Praxisgruppe M&A
im deutschsprachigen Raum. "Ein konsistentes und wiederholbares
Konzept ist unverzichtbar, denn häufige und substanzielle Übernahmen
sind erwiesenermaßen entscheidend für den Erfolg im M&A-Geschäft."
Isolierte Bewertung greift zu kurz
Bewertungs- und Finanzierungsfragen stellen Unternehmen vor
besondere Herausforderungen. Nach herkömmlichen Maßstäben scheinen
die Kaufpreise für Unternehmen wie WhatsApp - 2014 von Facebook für
19 Milliarden US-Dollar erworben - relativ hoch. Ein Aufpreis lässt
sich jedoch rechtfertigen, wenn sich Unternehmen mit einer Ãœbernahme
digitale Geschäftsmodelle und neue Technologiefelder erschließen oder
ihre Kundenbasis erheblich erweitern. In der Due Diligence müssen sie
dies angemessen berücksichtigen. Facebook legte bei WhatsApp
beispielsweise das Hauptaugenmerk auf die rasant wachsenden
Nutzerzahlen. Dr. Wilhelm Schmundt, Partner bei Bain & Company und
Leiter der Praxisgruppe Corporate Finance im deutschsprachigen Raum,
weist auf einen weiteren Aspekt hin: "Wer den Preis für einen
digitalen Player isoliert betrachtet, übersieht die positiven
Auswirkungen auf die eigene Bewertung. Der Kapitalmarkt honoriert den
Auf- und Ausbau digitaler Geschäftsmodelle." Dazu müssen Unternehmen
bei der Finanzierung verschiedene Interessen ausbalancieren. So kann
der Einsatz eigener Aktien bei der Bezahlung den Anteilsbesitz der
bisherigen Eigentümer erheblich verwässern und den positiven Effekt
am Kapitalmarkt konterkarieren. Dem lässt sich mit einer Stückelung
des Kaufpreises beispielsweise durch Earn-out-Modelle oder durch die
Kombination verschiedener Finanzierungsformen entgegenwirken.
Fingerspitzengefühl bei der Integration gefragt
Grundsätzlich machen jedoch nicht ausschließlich Labels wie
"digital" oder "Industrie 4.0" Unternehmen für strategische Käufer
wertvoll. Gerade für langfristige Eigentümer muss sich ein
vielversprechendes Geschäftsmodell in nachhaltig positiven Cashflows
niederschlagen - sei es für sich alleinstehend oder in Kombination
mit anderen Unternehmensteilen. "Hier sind die Regeln der Schwerkraft
keineswegs außer Kraft gesetzt, auch wenn der eine oder andere
Verkäufer das gegenwärtig so suggerieren möchte", betont M&A-Experte
Holzapfel.
Nach einer Übernahme ist viel Fingerspitzengefühl gefragt. Wer die
Integration zu forsch angeht, läuft Gefahr, die wichtigsten
Mitarbeiter zu vertreiben und damit entscheidendes Know-how zu
verlieren. Nach Erfahrung von Bain reicht oft eine punktuelle
Integration. Denn in den meisten Fällen erschließen sich Unternehmen
mit digitalen Übernahmen neue Kundengruppen, neue Märkte oder neue
Kanäle. Der Bain-Studie zufolge zählen rund 90 Prozent aller
digitalen M&A-Transaktionen zu solchen Scope-Deals. "Die meisten
digitalen Töchter können und sollten in ihren Märkten weitgehend
autonom agieren", so Holzapfel.
Mit Learning by Doing in die Erfolgsspur
Auch in Zukunft sind M&A-Aktivitäten unter Beteiligung digitaler
Spezialisten zu erwarten - und zwar in allen Branchen. "Ãœbernahmen
sind ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg von digitalen
Transformationen", stellt Bain-Partner Schmundt fest. Erforderlich
ist jedoch ein weitreichendes Verständnis der neuen M&A-Regeln, damit
die Käufer wie erhofft den eigenen Wandel beschleunigen und einen
Wettbewerbsvorteil erlangen können. "Learning by Doing ist dabei wie
so oft im digitalen Zeitalter ein Erfolg versprechender Weg", so
Schmundt. Und er ergänzt: "Wer regelmäßig im M&A-Geschäft aktiv ist,
kann auch bei hohen Preisen einen spürbaren Mehrwert mit dem Erwerb
kleiner Tech-Unternehmen schaffen."
Bain & Company
Bain & Company ist eine der weltweit führenden
Managementberatungen. Wir unterstützen Unternehmen bei wichtigen
Entscheidungen zu Strategie, Operations, Technologie, Organisation,
Private Equity und M&A - und das industrie- wie länderübergreifend.
Gemeinsam mit seinen Kunden arbeitet Bain darauf hin, klare
Wettbewerbsvorteile zu erzielen und damit den Unternehmenswert
nachhaltig zu steigern. Im Zentrum der ergebnisorientierten Beratung
stehen das Kerngeschäft des Kunden und Strategien, aus einem starken
Kern heraus neue Wachstumsfelder zu erschließen. Seit unserer
Gründung im Jahr 1973 lassen wir uns an den Ergebnissen unserer
Beratungsarbeit messen. Bain unterhält 55 Büros in 36 Ländern und
beschäftigt weltweit 7.000 Mitarbeiter, 800 davon im
deutschsprachigen Raum. Weiteres zu Bain unter: www.bain.de.
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