(ots) - Hyperinflation, Versorgungsnotstand,
Gewalt: Während sich die politische Krise Venezuelas in
Straßenschlachten und Massendemonstrationen entlädt, hungern immer
mehr Menschen. Doch selbst für Hilfsorganisationen wie die
SOS-Kinderdörfer weltweit wird es immer schwieriger, die verarmten
Menschen zu unterstützen.
"Wir sind seit 1979 in Venezuela, aber eine derartige
Geschwindigkeit an Verarmung haben wir in all den Jahren nicht
gesehen", sagt Louay Yassin, Pressesprecher der SOS-Kinderdörfer.
"Das beginnt bei der Beschaffung der Lebensmittel für die Familien
und Kinder, die in unserer Obhut sind." Denn in den staatlichen
Supermärkten sind die Regale meist gähnend leer. Und wenn es
ausnahmsweise einmal etwas gibt, bilden sich vor diesen Märkten lange
Schlangen.
Außerdem nimmt die Kriminalität stetig zu, schon heute hat die
Hauptstadt Caracas die höchste Mordrate der Welt. "Plünderungen und
Überfälle auf die wenigen Lebensmitteltransporte sind an der
Tagesordnung", sagt Yassin. "Nach 18 Uhr traut sich keiner mehr auf
die Straße, außer den Kriminellen." Viele Eltern trauten sich nicht
mehr ihre Kinder in die Schule zu schicken, weil es lebensgefährlich
geworden sei auf die Straße zu gehen. Für die Kinder schwinde damit
jede Chance auf ein besseres Leben.
Abgeschreckt durch die Situation, suchten inzwischen viele
Fachkräfte ihr Glück im Ausland. "Denn selbst unsere Mitarbeiter mit
ihren vergleichsweise guten Gehältern wissen nicht mehr, wie sie über
die Runden kommen sollen", sagt Yassin.
Besonders massiv trifft der Mangel die Kinder: "Wir wissen von
Ärzten, die Kinder abweisen müssen, die dringend operiert werden
müssten, weil OP-Besteck, Verbandszeug und Desinfektionsmittel
fehlen", sagt Yassin. Selbst todkranke Kinder blieben oft ohne
Medizin.
Venezuela befindet sich im Notstand. Die Wirtschaft in dem Staat,
der eines der reichsten Ölvorkommen auf der ganzen Welt besitzt,
kollabiert. Die Inflationsrate lag im Februar bei rund 740 Prozent,
bei anhaltender politischer Instabilität könnte sie bis zum Ende des
Jahres auf 1600 Prozent anwachsen. Die SOS-Kinderdörfer schätzen,
dass schon jetzt mehr als die Hälfte der Venezolaner mit weniger als
drei Mahlzeiten am Tag auskommen muss. Rund 85 Prozent aller
Medikamente seien nicht mehr erhältlich.
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Boris Breyer
Medienkommunikation
SOS-Kinderdörfer weltweit
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