(ots) -
- Heidrick & Struggles analysiert die Lebensläufe der CEOs von 400
der größten Unternehmen in Deutschland, den USA, Großbritannien
und Frankreich.
- Deutsche Unternehmenslenker werden mehrheitlich intern
rekrutiert, in geringerem Maße aber als in den USA.
- Bei internationalen Besetzung sticht Großbritannien heraus, vor
Deutschland, den USA und Frankreich.
- Finanzchefs haben die besten Chancen, auf die CEO-Position
aufzurücken - auch in Deutschland, wo Ingenieure bei der
fachlichen Ausrichtung folgen.
- Frauen werden weiterhin bei Berufungen an die oberste Spitze
nicht berücksichtigt - nicht nur in Deutschland.
Lediglich vier Prozent Frauen stehen an der Spitze von 400
Unternehmen, die die internationale Personalberatung Heidrick &
Struggles untersucht hat. Nur eine dieser Frauen, Anke Schäferkordt
(RTL Group), ist als Vorstandsvorsitzende in Deutschland tätig. Die
Unternehmen in den USA weisen eine weibliche CEO-Quote von acht
Prozent aus, in Großbritannien beträgt dieser Wert sechs Prozent, in
Frankreich zwei Prozent. Michael Oberwegner, Deutschlandchef von
Heidrick & Struggles, sagt: "Der Weg nach ganz oben bleibt Frauen
nach wie vor weitgehend verwehrt. Die Anzahl weiblicher CEOs in der
von uns untersuchten Gruppe von Unternehmen stieg zwischen 2011 und
2016 lediglich von neun auf 18. Dies ist natürlich viel zu wenig und
wird den Forderungen nach mehr Diversität nicht gerecht."
Der geringe Anteil von Frauen im "driver's seat" großer Konzerne
ist ein Ergebnis der Studie "Route to the Top", die Heidrick &
Struggles seit 2011 nunmehr zum vierten Mal durchführt. Einbezogen
werden führende börsennotierte Unternehmen aus Deutschland, den USA,
Großbritannien und Frankreich. In Deutschland werden im Rahmen der
Analyse die Vorstandsvorsitzenden von DAX- und MDAX-Unternehmen
berücksichtigt, in den USA die Chefs der 100 größten Konzerne der
Fortune 500, in Großbritannien bezieht sich die Studie auf die
FTSE-100-Firmen und in Frankreich auf die Unternehmen des SBF 120.
Die Untersuchungen zu "Route to the Top" geben den Stand Mitte 2016
wieder.
Internationale Besetzungen
In Deutschland stammen 17 Prozent der untersuchten
Vorstandsvorsitzenden aus dem Ausland. Dieser Wert liegt über den USA
(13 Prozent) und vor allem auch über dem für Frankreich (10 Prozent).
Für Frankreich erklärt sich der niedrige Anteil an ausländischen
Wirtschaftsführern zum Teil aus dem geringeren
Internationalisierungsgrad der meisten Unternehmen. Auch speist sich
die französische Wirtschaftselite zu einem guten Prozentsatz aus
Kaderschmieden wie der École Nationale d'Administration, wobei diese
Absolventen vor ihrem Wechsel in die Wirtschaft oft Karrieren in der
höheren Verwaltung machen. Die Vernetzung unter dieser Gruppe an
Topmanagern ist in Frankreich besonders hoch.
Den größten Anteil an ausländischen CEOs verzeichnet
Großbritannien mit 40 Prozent, ein Anteil, der gegenüber der
vergangenen Untersuchung von vor einem Jahr noch einmal um fünf
Prozent gestiegen ist.
Michael Oberwegner kommentiert: "In Deutschland ist es seit
einigen Jahren keine Ausnahme mehr, daß bei der Besetzung von
Spitzenpositionen auch Topmanager mit ausländischem Paß zum Zuge
kommen. Wir sehen aber keinen Trend, daß die jetzt erreichte Anzahl
von internationalen Topbesetzungen progressiv steigen würde."
Interne Besetzungen
67 Prozent der untersuchten deutschen CEOs wurden intern besetzt,
sie waren im Schnitt 14 Jahre für das Unternehmen tätig, bevor sie an
die Spitze rückten. Stärker auf Eigengewächse setzen lediglich die
großen US-amerikanischen Firmen, bei denen 85 Prozent der CEOs aus
dem Hause stammen, dem sie zuvor im Schnitt bereits 20 Jahre
angehörten. Anders in Frankreich, wo lediglich 48 Prozent des
Spitzenpersonals große Teile ihrer Karriere in dem Unternehmen
absolvierten, das sie heute leiten. Michael Oberwegner: "Auch dieser
Unterschied in Frankreich ist darauf zurückzuführen, daß die Grenze
zwischen Verwaltung und Unternehmen bei unseren Nachbarn
durchlässiger ist und viele Topleute aus Ministerien direkt an die
Spitze von Unternehmen wechseln." In Großbritannien wurden 61 Prozent
der untersuchten CEOs intern befördert, also eine Quote, die der in
Deutschland ähnlich ist.
Alter
Deutsche CEOs werden durchschnittlich mit 55 Jahren an die
Unternehmensspitze berufen. Michael Oberwegner erläutert: "Dieser
Wert ist seit vielen Jahren ziemlich stabil. Wer mit Mitte 50 in
Deutschland die operative Führung übernimmt, hat noch ausreichend
Zeit, dem Unternehmen seinen Stempel aufzudrücken und nachhaltige
Spuren zu hinterlassen." Mit 59 Jahren sind die CEOs im Durchschnitt
deutlich älter, die die Leitung in US-Konzernen übernehmen. "In den
USA gelten dafür aber auch keine so strikten Regeln bei Altersgrenzen
wie in vielen deutschen Unternehmen", so Oberwegner weiter. In
Frankreich (57 Jahre) und Großbritannien (54 Jahre) stellt Heidrick &
Struggles bei der CEO-Berufung ein ähnliches Alter wie in Deutschland
fest.
Funktionaler Hintergrund
Das inzwischen beste Sprungbrett, um eine CEO-Position zu
erklimmen, ist ein funktionaler Hintergrund aus dem Bereich Finance.
In Großbritannien sind dies 36 Prozent der CEOs, in den USA 31
Prozent, in Deutschland 26 Prozent und in Frankreich 21 Prozent.
Michael Oberwegner hierzu: "Man sieht deutlich, daß in den beiden
angelsächsischen Ländern die Steuerung über Finanzkennzahlen eine
lange Tradition hat. Aber auch in Deutschland wird diese Perspektive
immer wichtiger."
In Deutschland auf Rang 2 mit 20 Prozent der CEOs folgt ein
Ingenieurshintergrund, der lediglich in Frankreich mit 24 Prozent
noch ausgeprägter ist. Michael Oberwegner sagt: "Vor dem Hintergrund
der Struktur der deutschen Wirtschaft waren Ingenieure als
Vorstandsvorsitzende immer gefragt. Dieses Profil konzentriert sich
natürlich vornehmlich auf Unternehmen in der Automobilindustrie, dem
Anlagen- und Maschinenbau und verwandten Branchen." Zum Vergleich: In
den USA verfügen 18 Prozent der CEOs über einen Hintergrund als
Ingenieur, in Großbritannien 13 Prozent.
In Großbritannien stehen an der Unternehmensspitze zu 18 Prozent
Top-Manager mit einem Karriereweg als Stratege, in den USA zu 15
Prozent, in Frankreich zu 12 Prozent und in Deutschland zu neun
Prozent. Heidrick & Struggles wird künftig die Studie "Route to the
Top" jährlich aktualisieren und dabei Trends, aber auch Kontinuitäten
bei den Besetzungsmustern der führenden Positionen in internationalen
Konzernen verfolgen.
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