(ots) - Wirklich überrascht kann der Markt von den guten
Quartalszahlen und der Prognoseerhöhung des Autokonzerns Daimler am
Mittwoch nicht gewesen sein. Denn schon vor zwei Wochen hatten die
Stuttgarter berichtet, dass der operative Gewinn um satte 87 Prozent
auf 4 Mrd. Euro angestiegen war. Dass der Aktienkurs des Dax-Konzerns
am Vormittag kurz um gut 1 Prozent sank, hatte daher nichts mit den
Zahlen oder der Prognose zu tun. Vielmehr hatte eine Passage im
Risikobericht der Quartalsbilanz die Aufmerksamkeit des Marktes
erlangt.
Darin weist der Konzern auf die laufenden Ermittlungen
verschiedener Behörden im Zusammenhang mit Emissionen von
Dieselfahrzeugen hin. Falls diese Ermittlungen, Untersuchungen,
rechtliche Maßnahmen oder Verfahren zu für den Konzern nachteiligen
Ergebnissen führen, so schreibt Daimler, könnte der Konzern "zu
erheblichen Geldstrafen, Feldmaßnahmen, Rückrufaktionen, Maßnahmen
zur Prozessverbesserung und Schadensbegrenzung verpflichtet" werden.
Es könne daher nicht ausgeschlossen werden, dass "die vorgenannten
Risiken erhebliche nachteilige Auswirkungen auf unsere Ertrags-,
Finanz- und Vermögenslage haben könnten", heißt es weiter.
Allerdings hatte der Konzern bereits in seinem Geschäftsbericht
für 2016 vor genau diesem Risiko gewarnt. Neu dazu kam lediglich eine
Passage: Dass die Stuttgarter Staatsanwaltschaft zwischenzeitlich ein
Ermittlungsverfahren "gegen Mitarbeiter von Daimler wegen des
Verdachts auf Betrug und strafbare Werbung eingeleitet" habe. Ein
Indiz dafür, dass sich die Situation für den Konzern verschärft hat,
findet sich dagegen nicht. Die Rückstellungen - solche für rechtliche
Risiken werden nicht gesondert ausgewiesen - haben sich gegenüber dem
Jahresende 2016 in Summe nicht erhöht.
Derzeit sind Investoren bei Autoaktien aber generell
zurückhaltend, weil völlig offen ist, wie sich die Branche angesichts
der Megatrends Elektrifizierung und Vernetzung künftig entwickelt und
wer zu den Gewinnern und zu den Verlierern gehören wird. Zusätzliche
externe Risiken sind in diesem Umfeld ein guter Grund, eine Autoaktie
zu verkaufen. Erst recht, wenn das Damoklesschwert, das über dem
Konzern schwebt, Diesel heißt und bereits Volkswagen sehr teuer zu
stehen kam. Ob an den Vorwürfen gegen Daimler etwas dran ist, könnte
sich indes schon am heutigen Donnerstag zeigen. Dann muss sich der
Konzern vor dem Landgericht Stuttgart gegen die Deutsche Umwelthilfe
wehren, die Daimler irreführende Werbung mit Dieselemissionen
vorwirft.
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