(ots) -
Mehrheit der Berufstätigen sieht sich im Alter nicht mehr
abgesichert, besonders in Berlin / Stärkere Unterstützung
betrieblicher Altersversorgung gefordert / Absicherung im Alter zählt
für 79 Prozent der Berufstätigen zu den wichtigsten drei Zielen
Exakt 70 Prozent aller Ruheständler in Deutschland beklagen die
Höhe der gesetzlichen Renten als nicht angemessen im Vergleich zu
ihren Einzahlungen. Zu diesem Ergebnis kommt der AXA
Deutschland-Report 2017. Rund sechs von zehn Ruheständlern geben eine
gewachsene Angst beim Thema Altersvorsorge an. Damit hat sich dieser
Wert gegenüber dem Vorjahr nochmals verschlechtert. Und auch 61
Prozent der Erwerbstätigen erklären inzwischen, dass sie sich nicht
mehr ausreichend für den Ruhestand abgesichert sehen, insbesondere
vor dem Hintergrund der schon seit Jahren andauernden Niedrigzinsen.
Es fordern daher drei Viertel aller Ruheständler (75 Prozent) und
zwei Drittel aller Erwerbstätigen (66 Prozent), erhöhte Rentenbezüge
als wichtigstes Ziel staatlicher Politik in Deutschland zu setzen -
deutlich vor anderen Zielen wie etwa vermehrten Bildungsangeboten
oder einer verbesserten Gesundheitsversorgung.
"Die Angst vor einer Verschlechterung der Lebensqualität im Alter
hat sich im Vergleich zum Vorjahr nochmals erhöht, und die Hoffnungen
und Erwartungen an die gesetzliche Rente sind massiv gestiegen",
resümiert Dr. Patrick Dahmen, Mitglied des Vorstands im AXA Konzern.
Der AXA Deutschland-Report zu Ruhestandsplanung und -management
erfasst seit 2015 jährlich repräsentativ in allen 16 Bundesländern
die Einstellungen und Verhaltensweisen von Berufstätigen und
Ruheständlern. "Die momentan breite öffentliche Debatte um die
Altersvorsorge im Vorfeld der drei Landtagswahlen und der
Bundestagswahl hat zusammen mit der Niedrigzinsphase zumindest das
Problembewusstsein bei Rentnern wie Erwerbstätigen weiter geschärft",
analysiert Patrick Dahmen. Der Staat als Problemlöser stoße aber hier
an Grenzen. Massive Anhebungen der gesetzlichen Renten wären mit
Milliardenkosten verbunden, was mit der seit 2009
verfassungsrechtlich gebotenen Verschuldungsgrenze kaum vereinbar
sei. Laut AXA Report möchte die Mehrheit der Erwerbstätigen und
Ruheständler zudem nicht, dass der Staat neue Schulden für die
Finanzierung höherer Renten aufnimmt. "Altersvorsorge muss somit
zwingend neben der gesetzlichen Versorgung auch die betriebliche und
private Versorgung umfassen", so Patrick Dahmen.
Unterstützung der betrieblichen Altersversorgung ist gefordert
Gefragt nach der Bewertung aktueller politischer Ideen und
Maßnahmen im Bereich der Altersvorsorge zeigen Berufstätige und
Ruheständler laut AXA Report eine hohe Übereinstimmung. So bewerten
86 Prozent der Rentner und Pensionäre sowie 73 Prozent der
Berufstätigen es als "sehr gute" oder "gute" Idee, wenn
Berufsanfänger automatisch in eine betriebliche Altersversorgung
einbezogen werden. Völlig einig sind sich beide Gruppen bei der
Frage, ob der Staat die betriebliche Altersversorgung insgesamt
stärker fördern sollte: Drei Viertel aller Erwerbstätigen (74
Prozent) und auch Ruheständler (75 Prozent) halten das für gut oder
sehr gut. Patrick Dahmen: "Eine verbesserte betriebliche
Altersversorgung kann in Deutschland wirksam zur Lösung der
Vorsorgeproblematik beitragen. Wir sehen die aktuellen Pläne der
Bundesregierung zur Verbesserung der betrieblichen Altersversorgung
daher insgesamt positiv. Hierdurch wird diese Form der Vorsorge für
Geringverdiener attraktiver gestaltet."
Wachsende Ruhestands-Skepsis, besonders in Ostdeutschland
Ãœberraschend stark haben sich verglichen zum Vorjahr die
Erwartungen an den Ruhestand in Deutschland eingetrübt. Gingen die
Berufstätigen 2016 zu 40 Prozent davon aus, dass sich ihre
Lebensqualität im Ruhestand verschlechtern wird, erwartet das jetzt
mit 56 Prozent die Mehrheit. Offenbar spielen die Niedrigzinsen dabei
eine Rolle: So fragen sich inzwischen die Erwerbstätigen
mehrheitlich, ob private Altersvorsorge überhaupt noch sinnvoll ist
(51 Prozent, Vorjahr 47 Prozent). Dies deutlich stärker in Ost- als
in Westdeutschland (58 Prozent zu 47 Prozent), wobei Berlin mit 65
Prozent den bundesweiten Spitzenwert erreicht.
Sinkende Sparleistung, in Berlin haben die meisten unzureichend
vorgesorgt
Die monatlichen Sparraten der Berufstätigen zur privaten
Altersvorsorge sind im Schnitt um gut 16 Prozent gegenüber 2016
gesunken. In Niedersachsen geben mit 51 Prozent die wenigsten
Berufstätigen an, sich nicht ausreichend für den Ruhestand
abgesichert zu sehen. Mit Abstand hält auch in dieser Hinsicht
dagegen Berlin den bundesweiten Negativ-Rekord: Drei Viertel der
Befragten sehen hier ihre bisherige Altersvorsorge als nicht
ausreichend an (74 Prozent, Bundesschnitt: 61 Prozent). "Gleichwohl
sind 43 Prozent der Erwerbstätigen bereit, sich für eine bessere
finanzielle Ausstattung im Alter bei ihren heutigen Ausgaben
einzuschränken - in Niedersachsen sind es gar 52 Prozent der
Erwerbstätigen", so Patrick Dahmen.
Fehlendes Geld und zu wenig staatliche Hilfen hindern an stärkerer
Vorsorge
Als Hauptgrund, selbst nicht stärker in die eigene Altersvorsorge
zu investieren, geben 57 Prozent der Erwerbstätigen ein "zu geringes
Einkommen und Vermögen" an. Am zweithäufigsten genannt wird
"unzureichende Unterstützung beim Thema, z.B. in Form staatlicher
Förderung" (21 Prozent). Auf Rang drei liegt "mangelnde Kenntnis bzw.
Aufklärung zum Thema" (11 Prozent). Nur acht Prozent sagen, dass sie
"lieber in Konsum als Sparanlagen" investieren. "Auch diese
Einschätzungen der Berufsstätigen decken sich laut AXA Report stark
mit denen der Ruheständler", so Patrick Dahmen. Und in einem weiteren
Punkt herrscht Ãœbereinstimmung: Gefragt nach dem richtigen Alter, in
dem das Vorsorgesparen beginnen sollte, nennen Erwerbstätige ein
Alter von 25 Jahren und heutige Ruheständler von 24 Jahren.
Tatsächlich haben die Berufstätigen selbst damit erst mit 31 Jahren
begonnen, die heutigen Rentner mit 32 Jahren.
Große regionale Unterschiede bei Einstellungen zur Altersvorsorge
Für 79 Prozent der Erwerbstätigen ist die finanzielle Absicherung
im Ruhestand eines der drei wichtigsten Ziele, 13 Prozent nennen das
sogar als wichtigstes Ziel. Zwischen den Bundesländern gibt es aber
große Unterschiede. So nennt etwa in Brandenburg nur jeder zwanzigste
Berufstätige die finanzielle Absicherung im Ruhestand als wichtigstes
Ziel (fünf Prozent). In Bayern sagen das vier Mal mehr der
Erwerbstätigen (21 Prozent). Auch sind in Brandenburg nur 35 Prozent
bereit, sich für eine verbesserte finanzielle Ausstattung im
Ruhestand heute einzuschränken. Neue Staatsschulden für erhöhte
Rentenzahlungen aufzunehmen, lehnen die Berufstätigen bundesweit
mehrheitlich ab. Nur in NRW ist eine relative Mehrheit (47 Prozent)
unter ihnen dafür.
Ãœber den AXA Deutschland-Report
Durch insgesamt 3381 Interviews wurden repräsentativ in allen 16
Bundesländern Erwerbstätige und Personen im Ruhestand befragt. Die
Ergebnisse wurden zudem bevölkerungsrepräsentativ gesamtgewichtet, um
auch bundesweite Aussagen ableiten zu können. Die Befragung wurde im
Februar 2017 durchgeführt.
Weitere Ergebnisse und Informationen finden Sie unter:
www.axa.de/deutschland-report
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