(ots) -
Männer haben es beim Erklimmen der Karriereleiter deutlich
leichter
- Doppelbelastung in Beruf und Familie verlangt weiblichen
Mitarbeitern mehr Energie und Ausdauer ab als ihren männlichen
Kollegen
- Der Wille der Frauen zum Aufstieg wird von Vorgesetzten oft
unterschätzt
In den Chefetagen und als Entscheider sind Frauen noch immer
unterrepräsentiert. Dabei hapert es nicht an Bildung oder
Qualifikationen. Auch sind die Voraussetzungen beim Start ins
Berufsleben für Männer und Frauen gleich. Vielmehr sehen sich Frauen
in ihrem späteren Berufs- und Privatleben mit anderen externen
Faktoren konfrontiert als Männer, was ihnen deutlich mehr Energie und
Ausdauer abverlangt und in der Folge ihren Aufstieg oftmals bremst.
Dies sind die Ergebnisse der aktuellen Studie "Charting the Course:
Getting Women to the Top", die die internationale Managementberatung
Bain & Company gemeinsam mit dem Businessnetzwerk LinkedIn
durchgeführt hat. Dafür wurden mehr als 8.400 weibliche wie männliche
LinkedIn-Mitglieder befragt. Die Studienteilnehmer sind in
US-amerikanischen Unternehmen tätig, haben mindestens einen
Bachelorabschluss und repräsentieren alle Branchen sowie
Karrierestufen - vom Berufseinsteiger bis hinauf ins Top-Manager.
Die Unterschiede werden der Bain-Studie zufolge schon zu Beginn
der beruflichen Laufbahn deutlich. Für Männer scheint der Weg nach
oben vielfach vorgezeichnet. Sie haben zahlreiche Vorbilder, an denen
sie sich orientieren und die sie fördern können. Frauen hingegen
treffen oft auf Voreingenommenheit und Vorbehalte, ihre
Karriereambitionen und ihre Leistungsbereitschaft werden immer wieder
infrage gestellt. Um dennoch den beruflichen Aufstieg zu schaffen,
müssen Frauen nicht nur mehr Energie aufbringen, sondern auch
beharrlicher sein als die Männer. Daher geht ihnen auf ihrem Weg nach
oben häufiger als ihren männlichen Kollegen die Puste aus.
Abschied von den Karrierezielen
Bereits nach einigen Jahren und den ersten Karriereschritten
öffnet sich die Schere zwischen den Geschlechtern. Zu diesem
Zeitpunkt streben schon 64 Prozent der Männer, aber nur 56 Prozent
der Frauen nach einer Führungsposition. Daran, dass sie dieses Ziel
erreichen können, glauben 66 Prozent der Männer und 57 Prozent der
Frauen. Demnach haben weibliche Mitarbeiter bereits relativ früh in
ihrer beruflichen Laufbahn geringere Karriereambitionen als ihre
männlichen Kollegen - und weniger Selbstvertrauen, diesen Kraftakt
schaffen zu können. Die Folge: Sie verabschieden sich eher von ihren
ursprünglichen Karriereplänen.
Auch im privaten Umfeld erfahren viele Frauen weniger Rückhalt und
Unterstützung als Männer, vor allem in der mittleren Phase ihrer
Karriere. Da haben 61 Prozent der weiblichen Mitarbeiter einen
Partner, der mindestens genauso in seinen Job eingebunden ist wie sie
selbst. Bei Männern liegt der Anteil derer, die einen ähnlich oder
noch stärker beruflich engagierten Partner haben, bei lediglich 38
Prozent. Werden Kinder geboren, verschiebt sich diese Relation noch
weiter zu Ungunsten der Frauen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich
hauptsächlich um den Nachwuchs kümmern, ist in dieser Karrierephase
sechs Mal höher als bei ihren männlichen Kollegen.
"Heutzutage sind Männer und Frauen für ihren beruflichen Aufstieg
gleich gut gerüstet", erklärt Dominik Thielmann, Partner bei Bain &
Company und verantwortlich für das Recruiting im deutschsprachigen
Raum. "Doch für Frauen ist der Weg nach oben deutlich steiniger und
voller Hindernisse. Diese Erfahrung lähmt ihren Ehrgeiz und schmälert
ihr Selbstvertrauen."
Zielstrebigkeit und Selbstbewusstsein sind Schlüssel zum Erfolg
Vor diesem Hintergrund sind Frauen auch weniger hartnäckig, wenn
es darum geht, sich für eine Beförderung in Position zu bringen und
Aufstiegsmöglichkeiten zu ergreifen. Sind sie sich der Unterstützung
durch einen Vorgesetzten nicht vollkommen sicher, zögern sie länger
als Männer. "Um voranzukommen, muss man hungriger, selbstbewusster,
engagierter und widerstandsfähiger sein als die männlichen Kollegen",
stellt eine der Studienteilnehmerinnen fest, die es an die Spitze
eines US-Technologiekonzerns geschafft hat. Denn das Klima in vielen
Unternehmen ist für Frauen nach wie vor schwierig. Befragte
berichten, dass männliche Manager oft davon ausgehen, dass eine Frau
die Beförderung und mehr Verantwortung ablehnt. Gleichzeitig gibt es
nach wie vor Feierabend- und andere Aktivitäten, die weibliche
Kollegen bewusst ausschließen.
Gezielte Unterstützung ist wichtig, damit Frauen ins
Top-Management aufsteigen können. Betriebliche Förderprogramme wie
Trainings oder Fortbildungen sind hilfreich, genügen aber bei Weitem
nicht. Noch entscheidender ist die Rolle der direkten Vorgesetzten.
Sie müssen den Frauen Rückenwind geben, sie coachen, fordern,
ermutigen und auch öffentlich loben. So stärken sie das
Selbstbewusstsein ihrer weiblichen Mitarbeiter, helfen ihnen, sich zu
Führungspersönlichkeiten zu entwickeln und auf der Karriereleiter
weiter voranzukommen. Betont Bain-Partner Thielmann: "Jeder Kletterer
weiß, dass ein guter Bergführer entscheidend für den Erfolg ist. Er
ermöglicht den Gipfelsturm."
In vier Schritten können Vorgesetzte zu guten Wegbereitern werden:
1. Leistungsstarke Frauen im Team ermutigen, Führungspositionen
anzustreben.
2. Im Team vermitteln, dass es diverse Wege zum Erfolg gibt, aber
auch unterschiedliche Führungsstile.
3. Mit kleinen Gesten eine große Wirkung erzielen. Täglicher
Austausch, Feedback und Coaching schaffen mehr Vertrauen als
lang geplante Mitarbeitergespräche.
4. Nicht nur den Mitarbeiter sehen, sondern den ganzen Menschen
wahrnehmen. Berufliche Ziele müssen mit dem Familienleben in
Einklang gebracht werden. Darüber sollte es einen offenen
Austausch geben.
Bain & Company
Bain & Company ist eine der weltweit führenden
Managementberatungen. Wir unterstützen Unternehmen bei wichtigen
Entscheidungen zu Strategie, Operations, Technologie, Organisation,
Private Equity und M&A - und das industrie- wie länderübergreifend.
Gemeinsam mit seinen Kunden arbeitet Bain darauf hin, klare
Wettbewerbsvorteile zu erzielen und damit den Unternehmenswert
nachhaltig zu steigern. Im Zentrum der ergebnisorientierten Beratung
stehen das Kerngeschäft des Kunden und Strategien, aus einem starken
Kern heraus neue Wachstumsfelder zu erschließen. Seit unserer
Gründung im Jahr 1973 lassen wir uns an den Ergebnissen unserer
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