(ots) - Als geschickter Stratege ist Thomas de Maizière
bislang nicht in die Annalen eingegangen. Das scheint auch so zu
bleiben. Nach tiefen Tiefs rappelte er sich auf und wusste jüngst in
puncto innere Sicherheit sowohl inhaltlich als auch in der
Außendarstellung zu überzeugen. Dass er sich nun in Gefilde begibt,
an denen sich schon vor eineinhalb Jahrzehnten nicht nur die
politische, sondern auch die juristische und philosophische Klasse
ohne jedes sinnvolle Resultat die Zähne ausgebissen hat, ist, um es
profan auszudrücken: überflüssig wie ein Kropf. "Leitkultur" ist nun
mal, ob das bei der Wortentstehung so gemeint war oder nicht, ein
Kampfbegriff, hart an der Grenze zum Unwort. Der Integrations- und
der Sicherheitsdebatte hilft er nicht, er hilft bei Lichte besehen
gar keiner Debatte. Da muss sich de Maizière nicht über den Verdacht
wundern, er wolle am 1. Mai die Aufmerksamkeit von Gewerkschaften,
SPD, Grünen und Linkspartei wegziehen, von einem inhaftierten
Bundeswehroffizier ablenken oder gar am rechten Rand fischen. Zehn
Punkte - de Maizières zehn Gebote? Ein Hauch von Peinlichkeit. Wohl
wahr: Wir sind nicht Burka, und das Christentum und das Gewalt-Tabu
sind prägend für unser Land. Das alles ist unstrittig und wurde schon
gesagt, jedoch noch nicht von allen, in Sonderheit offenbar noch
nicht vom neuen Leitkultur-Beauftragten. Als Patrioten achten oder
verehren wir unser Land, aber beim "lieben" meiden wir de
Maizière'schen Schwulst und halten es lieber mit einem, der als
Staatsmann in einer anderen Liga spielte, als es der aktuelle
Innenminister tut, mit Gustav Heinemann: "Ich liebe keine Staaten,
ich liebe meine Frau."
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