(ots) - Russland hofft auf positives
Merkel-Putin-Treffen
Botschafter Grinin warnt vor "höchst konfrontativer Situation" -
Besuch der Kanzlerin "wichtiges Signal" - Aufruf zur Stärkung von
Minsk - Manipulationsvorwürfe zurückgewiesen
Osnabrück. Vor dem Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit
dem russischen Präsidenten Wladimir Putin an diesem Dienstag in
Sotschi hat dessen Botschafter in Berlin auf ein Signal der
Entspannung in einer nach seinen Worten "höchst konfrontativen
Situation" zwischen dem Westen und Russland gehofft. In einem
Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Dienstag) sagte der
Diplomat, "dass Angela Merkel nach Russland reist, ist ein gutes und
wichtiges Signal. Ich hoffe auf positive Ergebnisse."
Grinin rief Deutschland und Frankreich dazu auf, ihren Einfluss
auf Kiew zu nutzen und das Minsker Abkommen am Leben zu erhalten.
Alle vier Beteiligten an Minsk hätten sich dafür ausgesprochen, dass
die Lösung des Konflikts in der Ostukraine gemäß der damaligen
Verabredungen erfolgen solle. "Leider passiert nichts auf der
ukrainischen Seite", sagte Grinin. "Ich hoffe, dass unsere deutschen
und französischen Partner im Normandie-Format entsprechenden Druck
auf Kiew ausüben." Der Botschafter führte weiter aus: "Wir würden
gerne auch mit entsprechendem Druck aus Washington rechnen." Dass die
Amerikaner "sehr aktiv in der Ukraine sind", sei "kein Geheimnis".
Stattdessen werde Russland für das Stagnieren des Friedensprozesses
verantwortlich gemacht.
Grinin wies Anschuldigungen wegen staatlich gelenkter
Beeinflussung von Wahlen und digitaler Meinungsmanipulation zurück.
"Solche Vorwürfe hören wir praktisch jeden Tag", sagte er, "aber es
gibt keine Beweise". Viele Behauptungen seien "frei von jeden
Anhaltspunkten". Es gebe so viele dieser "absurden Ideen", dass man
sie gar nicht alle dementieren könne. "Man sollte Hunde bellen
lassen", erklärte Grinin und zeigte sich überzeugt: "Die Menschen
haben mehr Verständnis für Russland, als die Medien den Anschein
erwecken."
Mit Blick auf den neuen US-Präsidenten Donald Trump zeigte sich
Grinin abwartend. "Weder ich noch, glaube ich, jemand anderes kann
hier eine eindeutige Einschätzung geben", sagte der Diplomat auf die
Frage nach der Einstellung des Amerikaners Russland gegenüber. "Auch
uns sind sehr kontroverse Aussagen des neuen amerikanischen
Präsidenten aufgefallen", sagte Grinin und fügte hinzu: "Ich hoffe,
dass es so einer starken Persönlichkeit wie Trump gelingt das
durchzusetzen, was er ursprünglich wollte, auch Russland gegenüber."
Global betrachtet plädierte Grinin für ein Umdenken. "Das größte
Problem unserer Zeit besteht in den Ansprüchen auf Exklusivität,
Aufdrängung eigener Lebensvorstellungen und Werte, insbesondere mit
Gewalt, denn eben das hat die Weltentwicklung aus dem Gleichgewicht
gebracht." Auch das Völkerrecht müsse strikt beachtet werden,
forderte der Russe. Nach wie vor liege Wladimir Putins Vorschlag
eines gemeinsamen Wirtschaftsraums von Lissabon bis Wladiwostok auf
dem Tisch, erinnerte Grinin und wünschte sich "einen Aufbau der
Zusammenarbeit auf Augenhöhe".
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