(ots) - Das Thema: Trump, Le Pen & Co: Sind die
Nationalisten entzaubert?
Lange hielt der Aufstieg der Populisten die Welt in Atem. Mit
Donald Trump schaffte es einer von ihnen an die Spitze einer
Regierung. Sein patriotischer Schlachtruf "America First"
erschütterte die politische Weltordnung. Nach 100 Tagen im Amt als
amerikanischer Präsident fällt die Bilanz zwiegespalten aus. Viele
der Ankündigungen konnte er nicht umsetzen, bei manchen Positionen
hat er gar eine 180-Grad-Kehrtwende gemacht. Donald Trumps einfache
Rezepte scheinen nicht aufzugehen. Und in der Folge könnte der
Zuspruch für Europas Populisten weiter schwinden.
Die Gäste:
Thomas Roth (ehemaliger ARD-Korrespondent)
Gregor Gysi (Die Linke, Präsident der Europäischen Linken)
Anja Kohl (ARD-Börsenexpertin)
John Kornblum (ehemaliger US-Botschafter in Deutschland)
Markus Feldenkirchen (Spiegel-Autor)
Roger Köppel (Schweizer Publizist und Politiker)
Thomas Roth / Der langjährige Russland- und Amerika-Korrespondent
nennt die ersten 100 Tage der Amtszeit von Donald Trump ein Desaster.
Nichts von dem, was der US-Präsident durchsetzen wollte, sei
eingetreten. Der Ex-"Tagesthemen"-Moderator zieht Parallelen zu den
populistischen Versprechen von Marine Le Pen in Frankreich. Die
Stichwahl am nächsten Sonntag sei noch längst nicht entschieden:
"Siegt Le Pen, werden wir Europa nicht wiedererkennen. Im Dreieck
Trump, Putin und eines zerfallenden Europas halte ich die Zukunft für
äußerst bedenklich. Möglicherweise geraten wir sogar in militärische
Konflikte."
Gregor Gysi / Der langjährige Oppositionsführer der "Linken" im
Bundestag kritisiert Trumps Militärschlag gegen Syrien und dessen
Unterstützung durch die Bundeskanzlerin. Sie habe den amerikanischen
Präsidenten damit bestärkt, völkerrechtswidrig den Weltpolizisten zu
geben. "Mit ihrer duckmäuserischen Haltung macht Angela Merkel
Deutschland zum Vasallen der USA", sagt der Präsident der
Europäischen Linken.
Anja Kohl / Die Finanzjournalistin stellt Trump nach 100 Tagen ein
mageres Zeugnis aus. "Die Liste der unerfüllten Versprechungen ist
lang." Auch die Hoffnungen der Börse auf Steuersenkungen und höheres
Wachstum sind laut der ARD-Expertin aufgebraucht. "Seit die
Steuerpläne vorgestellt wurden, scheint die Trump-Euphorie wie
weggeblasen. Was Trump als historische Reform verkauft, sind halb
gare Steuerpläne, die ohne horrende neue Schulden nicht finanzierbar
sind."
John Kornblum / Der frühere US-Diplomat hält die Kritik an Donald
Trump für überzogen: "Die Deutschen sehen Amerika immer kritisch und
wenn Amerika nicht genau so ist, wie Deutschland es sich wünscht, ist
das gleich ein Weltuntergang." John Kornblum, der von Bill Clinton
als Botschafter 1997 nach Deutschland entsandt wurde, verteidigt den
Luftschlag gegen das Assad-Regime in Syrien und hofft, dass Nordkorea
diese Intervention als ein Warnzeichen versteht.
Markus Feldenkirchen / Der ehemalige USA-Korrespondent hält den
amerikanischen Präsidenten wegen seiner Unberechenbarkeit für
gefährlich. In der Auseinandersetzung zwischen Nordkorea und den USA
könne "man nur beten, dass es rund um Donald Trump genügend Berater
und Militärs gibt, die weniger dünnhäutig sind und deren Philosophie
nicht auf dem Prinzip der 15-fachen Vergeltung beruht", warnt Markus
Feldenkirchen.
Roger Köppel / Trumps Wahl sei eine heilsame Erschütterung
gewesen, meint der Politiker der nationalkonservativen
"Schweizerischen Volkspartei" (SVP). Der US-Präsident habe es
geschafft, die Tabuthemen der letzten Jahre - illegale Einwanderung,
Islam, offene Grenzen - auf die Agenda zu bringen: "Viele haben
gedacht, er werde ein alleinregierender Diktator. Doch in seinen
ersten hundert Tagen hat er ein gutes Team zusammengestellt und
herkömmliche konservative Politik gemacht", sagt der
"Weltwoche"-Herausgeber. Gemessen an der Hysterie, die um seinen
Wahlsieg gemacht wurde, falle Donald Trumps Bilanz als Präsident
bislang nicht schlecht aus.
"Maischberger" ist eine Gemeinschaftsproduktion der ARD,
hergestellt vom WDR in Zusammenarbeit mit der Vincent TV GmbH.
"Maischberger" im Internet unter www.DasErste.de/maischberger
Redaktion: Elke Maar (WDR)
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