(ots) - Der renommierte belgische Chemiewaffenexperte Jean
Pascal Zanders ist davon überzeugt, dass das Assad Regime auch jetzt
noch Chemiewaffen herstellen könnte. Das berichtet das ARD-Magazin
"FAKT" in seiner heutigen Ausgabe: "Das Regime kann sicher keine
großangelegten Waffenprogramme wie in der Vergangenheit betreiben.
Aber Experten und Wissenschaftler sind dort nach wie vor in der Lage,
Teile des Chemiewaffenprogramms fortzuführen", so Zanders gegenüber
"FAKT".
Zanders verweist darauf, dass es bis heute viele Unstimmigkeiten
hinsichtlich der Vernichtung der Chemiewaffenbestände der syrischen
Armee gibt: "Teile der syrischen Deklaration über die eigenen
Chemiewaffenbestände sind widersprüchlich. Schon während der
Inspektionen durch die OPCW, der Organisation für das Verbot der
Chemischen Waffen, gab es zahlreiche Ungereimtheiten." So hätte
beispielsweise das Regime angegeben, im März 2013 200 Tonnen Senfgas
vernichtet zu haben. Bei der Untersuchung des Ortes habe sich aber
gezeigt, dass es keine Beweise gibt, wie viel wirklich vernichtet
wurde.
"FAKT"-Recherchen bestärken den Verdacht, dass nicht alle
syrischen Chemiewaffen bis Ende 2014 vernichtet worden sind. Mehrere
Beteiligte an Assads Chemiewaffenprogramm, die mittlerweile
geflüchtet sind, bestätigten in Interviews unabhängig voneinander,
dass Einrichtungen zur Produktion von Chemiewaffen demontiert und an
anderen Orten wieder aufgebaut wurden.
Der syrische Ex-General Zaher al-Saket äußert im Interview
gegenüber "FAKT": "Das Assad Regime hat etwa 2000 Tonnen an
Chemiewaffen und den für ihre Herstellung notwendigen Rohstoffen
besessen. Nur 1300 Tonnen sind vernichtet worden." Immer noch seien
700 Tonnen übrig, darunter auch die Komponenten für die Herstellung
des Nervengases Sarin. Al-Saket war für das
Chemiewaffen-Forschungszentrum der 5. Division des syrischen Militärs
verantwortlich. 2013 desertierte er und schloss sich der Opposition
gegen Assad an. Seit Juni 2013 leitet er ein Dokumentationszentrum,
das Informationen über Chemiewaffenangriffe in Syrien sammelt.
Seitdem hat er nach eigenen Angaben über 200 Angriffe mit chemischen
Waffen in Syrien dokumentiert. In den meisten Fällen wurde demnach
Chlorgas eingesetzt, aber auch Senfgas und mindestens in zwei Fällen
das Nervengas Sarin. Am 21. August 2013 starben in Ghouta in der Nähe
von Damaskus rund 1500 Menschen. Am 4. April 2017 gab es über 92 Tote
in Chan Schaichun. Laut OPCW ist bewiesen, dass auch hier Sarin oder
einer ähnlichen Substanz eingesetzt wurde. Die USA und Frankreich
machen dafür erneut Assad verantwortlich.
Der Text ist bei exakter Quellenangabe "FAKT" ab sofort zur
Veröffentlichung freigegeben.
Mehr dazu in "FAKT", 2. Mai, 21.45 Uhr, im ERSTEN.
Pressekontakt:
MDR, Hauptabteilung Kommunikation, Sebastian Henne,
Tel.: (0341) 3 00 63 76, E-Mail: presse(at)mdr.de, Twitter: (at)MDRpresse
Original-Content von: MDR Mitteldeutscher Rundfunk, übermittelt durch news aktuell