(ots) - Der Philosoph Jürgen Habermas hält eine
deutsche Leitkultur für nur schwerlich mit dem Grundgesetz vereinbar.
"Eine liberale Auslegung des Grundgesetzes ist mit der Propagierung
einer deutschen Leitkultur unvereinbar. Sie verlangt nämlich die
Differenzierung der im Lande tradierten Mehrheitskultur von einer
allen Bürgern gleichermaßen zugänglichen und zugemuteten politischen
Kultur. Deren Kern ist die Verfassung selbst", schreibt Habermas in
einem Gastbeitrag für die in Düsseldorf erscheinende "Rheinische
Post" (Mittwochausgabe). Habermas schreibt: "Keine Muslima darf dazu
genötigt werden, beispielsweise Herrn de Maizière die Hand zu geben."
Habermas: "Allerdings muss die Zivilgesellschaft von den
eingewanderten Staatsbürgern erwarten, dass sie sich in die
politische Kultur einleben - auch wenn sich das rechtlich nicht
erzwingen lässt." Habermas betont: "Die Eingebürgerten können
genauso wie die Alteingesessenen ihre eigene Stimme in den Prozess
der Fort- und Umbildung dieser Inhalte einbringen." Versuche der
rechtlichen Konservierung einer Leitkultur widersprächen nicht nur
dem liberalen Grundrechtsverständnis, sie seien auch unrealistisch,
schreibt Jürgen Habermas.
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