(ots) - Annäherung Russland-Türkei: Brok fordert
Gelassenheit von Europäern
CDU-Außenexperte: Türkei ist ökonomisch von Europa abhängig
Osnabrück. Vor dem Treffen von Kremlchef Wladimir Putin mit dem
türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hat der
CDU-Europaabgeordnete Elmar Brok vor Hysterie gewarnt. In einem
Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwoch) sagte der
langjährige Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im EU-Parlament:
"Die Europäer sollten nicht in Nervosität verfallen, nur weil die
beiden Präsidenten sich wieder mal verbrüdern und das als
öffentliches Theater inszenieren." Brok riet allen, die einen neuen
Machtblock zwischen den starken Männern in Russland und der Türkei
gegen Europa fürchten: "Wir sollten alle gelassen bleiben."
Die Türkei sei aus ökonomischen Gründen abhängig von Europa, zwei
Drittel aller Direktinvestitionen in der Türkei stammten aus der EU.
Der CDU-Abgeordnete sagte: "Russland kann in wirtschaftlicher
Hinsicht Europa nicht ersetzen." Zudem habe Europa gegenüber der
Türkei ein wichtiges Druckmittel in der Hand, nämlich die Zollunion,
die Erdogan erweitern wolle. Sollte die Türkei Europa mit der
Annäherung an Russland erpressen wollen, werde dies wirkungslos sein:
"Das bringt gar nichts außer Propaganda."
Die Drohung Erdogans, die Türkei werde sich von der EU abkehren,
sollte die EU nicht beim Beitrittsprozess voran machen, sieht Brok
gelassen. Er betonte: "Die EU-Beitrittsgespräche mit der Türkei
finden seit einem Jahr nicht statt. Und sie werden auch nicht wieder
aufgenommen - außer die Türkei macht wesentliche Zugeständnisse bei
den Grund- und Menschenrechten und bei der Gewaltenteilung."
Auch sicherheitspolitisch habe die russisch-türkische Annäherung
keine Nachteile für Europa. "Sollte die Türkei aus der Nato
herausgehen und sich an Russland annähern, muss sie wissen, in welche
Hände sie sich gibt. Erdogan wird dann abhängig von Russland, das
wird er nicht mögen", sagte Brok.
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