(ots) - Siemens hat in der ersten Hälfte des
Geschäftsjahres (30. September) eine operative Ergebnismarge von 12,5
Prozent erreicht. Langweiliger könnte eine Nachricht auf den ersten
Blick kaum klingen. Doch dies täuscht. Denn in der Botschaft steckt
jede Menge Musik. Die Dutzend Margenprozente sind für die
Weltwirtschaft ebenso wertvoll wie für den Konzern.
Die hohe Marge der Münchner ist ein klares Signal, dass die
globale Ökonomie im zweiten Quartal in Folge mehr Tempo macht. Denn
weltweit kaufen Automobilkonzerne und Maschinenbauer bei Siemens auch
ein, ohne ihre Aufträge langfristig zu platzieren. Dieses sogenannte
kurzzyklische Geschäft hebelt nicht nur die Siemens-Marge, weil es
sehr profitabel ist. Vor allem ist es ein positives Signal für das
weltweite Sentiment, eben weil die Orders kurzfristig platziert
werden. Siemens registriert die hohe Nachfrage primär in China. Aber
auch die USA und Deutschland glänzen mit Umsatzzuwächsen des
Fabrikgeschäfts im zweistelligen Prozentbereich. Das Dutzend ist also
so wertvoll, weil es die weltweite Zuversicht aufzeigt.
Aus Siemens-Sicht sind die 12,5 Prozent aber nicht nur Ausdruck
eines anziehenden Geschäfts, sondern stehen auch als Symbol dafür,
dass eine düstere Zeit endgültig überwunden ist. Denn der ehemalige
Vorstandschef Peter Löscher war im Sommer 2013 darüber zu Fall
gebracht worden, dass er das Margenziel von mindestens 12 Prozent
gestrichen hat. Siemens kann's nicht, lautete damals - einmal mehr -
die öffentliche Wahrnehmung.
Dieses Versagen ist nun überwunden. Erstmals seit fünf Jahren
steht in einem Halbjahr eine 12 vor dem Komma. Klar leistet der
Kurzzyklik-Boom hierzu seinen Beitrag, aber vor allem gilt: Siemens
kann's wieder. Viele Mosaiksteinchen formen sich zu einem Bild des
Erfolgs. So zahlen sich die Mehrausgaben für den Vertrieb, aber vor
allem für Forschung & Entwicklung, immer stärker aus. Das Predigen
der Unternehmerkultur führt dazu, dass mancherorts die Beschäftigten
die Aufgabe einer Produktivitätssteigerung ohne Weisung von oben in
die Hand nehmen. Unterdurchschnittlich profitable Geschäfte werden
konsequent saniert und Nettobelastungen aus der Projektabwicklung
schon im sechsten Quartal in Folge vermieden. Chapeau!
Für ein neues Selbstbewusstsein spricht auch, dass sich der
Konzern beim Zeitplan für die Börsennotierung der Medizintechnik
nicht unter Druck setzen lässt. So rätselhaft das Vorgehen für
manchen Investmentbanker auch ist: Aus Aktionärssicht ist eine
ausgegorene und vielleicht sogar strategische Lösung viel besser als
ein Schnellschuss.
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