(ots) - Verfassungsschutz-Präsident Maaßen:
Funktionierende Medien für Demokratie unerlässlich
Experten warnen vor Effekten des Internets
Osnabrück. Im Kampf gegen Extremismus und Populismus hat
Verfassungsschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen für eine wesentlich
stärkere Rolle und den Erhalt der klassischen Medien plädiert. "Das
Funktionieren der deutschen Medien ist maßgebend für die Demokratie",
sagte der Geheimdienstchef am Montagabend auf einer
Diskussionsveranstaltung der "Neuen Osnabrücker Zeitung" über
Populismus und Internet in Osnabrück. Basis einer jeden
Wahlentscheidung müsse eine "wahrhaftige Tatsachengrundlage" sein. In
Zeiten des Internets seien Informationen von solcher Qualität nicht
mehr selbstverständlich. Dies gefährde die Demokratie.
Früher hätten die etablierten Medien eine Torwächter-Funktion
wahrgenommen und durch Prüfung und Gewichtung die Verbreitung
falscher Nachrichten oder radikaler Botschaften verhindert. Heute
finde sich all dies ungefiltert im Internet wieder. "Das ist eine
Chance für die traditionellen Medien und eine Chance für die
Demokratie, wenn die Medien eine Torwächter-Funktion wieder stärker
wahrnehmen", sagte Maaßen. Qualitätsmedien komme eine bedeutende
Filterrolle zu.
Auch der Meinungsforscher und langjährige Emnid-Geschäftsführer
Klaus-Peter Schöppner kritisierte: "Ich kann nicht wirklich erkennen,
dass die Medien für sich in Anspruch nehmen, mit Infrastruktur
Meldungen zu verifizieren und falsifizieren, also eine
Gatekeeper-Funktion zu übernehmen." Qualitätsmedien, die Geld hätten,
böte sich hier eine beträchtliche Chance - sie müssten sich aber auch
offensiver engagieren und wirklich auf Fakten und nicht auf
Meinungsmache setzen.
Thorsten Quandt, Institutsleiter und Professor für
Online-Kommunikation an der Universität Münster, stieß ins selbe
Horn. Er beobachte eine veränderte, aggressive Diskussionskultur, die
sich inzwischen aufs Denken auswirke. Es gelte daher, demokratische
Spielregeln zu verteidigen und jungen Menschen überhaupt wieder
beizubringen. "Wer eine andere Meinung hat, muss nicht bloßgestellt
und angegriffen werden, sondern dem gebührt zunächst einmal Respekt",
forderte Quandt. Außerdem kämen junge Menschen heute mit elf, zwölf
Jahren mit radikalen Ideologien in Kontakt, ohne dass sie dafür im
Ansatz gerüstet seien. "Wir haben Kinder und Jugendliche zwei
Jahrzehnte allein gelassen im digitalen Raum", kritisierte der
Wissenschaftler und forderte den Umgang mit Medien und politischer
Kultur in der Schule zu stärken.
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