(firmenpresse) - Eine verweiblichende Wirkung bei Bierkonsum ist schon seit langem in der Diskussion. Eine neue Studie hat nun gezeigt, dass besonders Menschen mit einem schnellen Stoffwechsel einer wesentlich höheren Östrogenität ausgesetzt sind als bislang vermutet.
Zu diesem Ergebnis kamen Forscher u.a. des Biotechnologieunternehmens CellTrend in einer am 24.3.2005 veröffentlichten Studie (Journal of Agricultural an Food Chemistry; http://pubs.acs.org/cgi-bin/asap.cgi/jafcau/asap/html/jf047897u.html).
Das im natürlich gehopften Bier vorkommende pflanzliche Östrogen (8-PN) wurde vom Menschen vollständig aufgenommen und verblieb länger im Körper als das tierische Gegenstück Östradiol, das weibliche Sexualhormon. Besoders wichtig ist aber die Entdeckung, dass eine ebenfalls im Hopfen vorkommende Substanz vom Menschen zusätzlich in das planzliche Östrogen umgewandelt wird.
Bei der Substanz, die im menschlichen Körper nach Umwandlung zur hormonelle Wirkung beiträgt, handelt es sich um "Isoxanthohumol". Die Konzentration dieser Substanz im Bier liegt etwa 100fach über der des Hopfenöstrogens 8-PN. Bier besitzt also eindeutig eine höhere östrogene Gesamtdosis als bislang angenommen. Das Ausmass der Umwandlung von Isoxanthohumol in das Hopfenöstrogen muss zwar noch genauer bestimmt werden, wurde aber bereits mit 2 - 4 % abgeschätzt. Verantwortlich für die Umwandlung ist das in der Leber beheimatetes Enzym CYP2D6, das unter genetischer Kontrolle steht. Die Umwandlungsrate kann von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich sein. Menschen mit schnellem Stoffwechsel stellen aus Isoxanthohumol mehr Hopfenöstrogen her als langsame Metabolisierer.
Ob die Menge Hopfenöstrogen in Bier für eine Verweiblichung von Biertrinkern ausreicht, müssen die Forscher allerdings offen lassen. Um dieses zu ermitteln sind weitere Studien nötig und vor dem Hintergrund von Verbraucherschutzfragen anzuraten.
Die Forscher hatten einen schlimmsten Fall (worst case scenario) durchgerechnet. Ein starker Biertrinker würde demnach einer täglichen 8-PN-Dosis von 1 Milligramm ausgesetzt sein können. Obgleich diese Zahl viel höher liegt als frühere Abschätzungen, bleibt unklar, ob sie ein Risiko für männliche Biertrinker darstellt oder ob man ihr nicht auch eine positive Wirkung zuschreiben kann, z.B. den Schutz vor Herzinfarkt.
Die Autoren berichten noch über ein weiteres Ergebnis. Sie entdeckten, dass es eine bislang noch unbekannte Quelle von 8-PN oder Isoxanthohumol in der Nahrung geben muss. Bislang war man davon ausgegangen, dass beide Substanzen nur im Hopfen vorkommen. Die Beobachtung könnte eine neue Forschungsanstrengung im Bereich der Nahrung oder Nahrungskette führen. Reste von Hopfenpflanzen werden gerne an Nutztiere verfüttert.