(ots) - Gewerkschaft: Homann-Schließung "ganz großer
Wirtschaftsskandal"
EU-Parlamentarier warnen Kommissionspräsident Juncker vor
Subventionszahlungen
Osnabrück. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) übt
wegen der geplanten Schließung der Homann-Standorte scharfe Kritik an
Konzernchef Theo Müller. "Sein Verhalten ist einfach unfassbar
unseriös", sagte die NGG-Vorsitzende Michaela Rosenberger im Gespräch
mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstag). Per Mitteilung habe
der Konzern der 140-jährigen Firmentradition ein Ende bereitet und
damit Politik, Verwaltung, aber vor allem Hunderten Mitarbeitern an
den Homann-Standorten vor den Kopf gestoßen. Niemand könnte von den
Angestellten nun erwarten, dass sie 500 und mehr Kilometer Richtung
Osten ziehen, um hier im Schnitt 500 Euro im Monat weniger zu
verdienen. "Das ist einfach ein ganz großer Wirtschaftsskandal",
sagte Rosenberger.
Der Homann-Mutterkonzern Müller will die Standorte Dissen, Bad
Essen, Bottrop und Floh-Seligenthal bis 2020 schließen und an einem
Ort konzentrieren. Im Gespräch ist Leppersdorf bei Dresden, wo Müller
bereits eine Molkerei betreibt. Wie die "Neue Osnabrücker Zeitung"
weiter berichtet, soll es bereits am 23. Februar Gespräche zwischen
deutschen Behörden und der EU-Kommission über eine Förderung der
möglichen Ansiedlung in Sachsen gegeben haben. Das geht aus der
Antwort der Bundesregierung auf eine Frage der Grünen hervor. Ein
entsprechender Förderantrag sei aber noch nicht gestellt, so das
Bundeswirtschaftsministerium. Laut "NOZ" hat das
Wirtschaftsministerium in Sachsen derweil schon länger Kennznis von
den Ansiedlungsplänen. Das Ministerium wollte dies auf Anfrage nicht
kommentieren.
Vier niedersächsische EU-Parlamentarier aus den Reihen der CDU
haben indes EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker in einem
Schreiben vor möglichen Subventionszahlungen der EU für die
mutmaßliche Verlagerung der Produktion nach Sachsen gewarnt. Allein
an den niedersächsischen Standorten im Landkreis Osnabrück wären
davon 1200 Arbeitsplätze betroffen. "Wenn mit europäischen
Fördermitteln Arbeitsplätze weggekauft werden sollen, dann verstehen
wir da keinen Spaß", sagte Parlamentarier Jens Gieseke. Er gehört
neben David McAllister, Burkhard Balz und Godelieve Quisthoudt-Rowohl
zu den Unterzeichnern. Sie schreiben laut "NOZ" an Juncker: "Wir
möchten Sie bitten, mit hoher Transparenz deutlich zu machen, dass
der massive Arbeitsplatzabbau europäische Fördergelder ausschließt."
Darüber hinaus erbitten sie von der Kommission "eine wachsame
Beobachtung eventueller staatlicher Beihilfen für die
Unternehmensgruppe Theo Müller durch den Freistaat Sachsen". Homann
ist Teil des Müller-Konzerns.
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