(ots) -
Mit dem Umbau des letzten Teilstücks einer Blockrandsiedlung aus
dem Jahr 1931 an der Hohlstrasse 100 in 8004 Zürich wurde
exemplarisch aufgezeigt, wie die Nutzfläche einer Gebäudeeinheit
maximiert und die Fassade minimiert wird. Und wie Wohnbedarf für die
zukünftige Generation der Kurzzeitwohner geschaffen und gleichzeitig
der Energiebedarf auf die Doppelzertifizierung Minergie P-A gesenkt
werden konnte. Der Umbau zeigt auf, wie das Zürcher Architekturbüro
durch unkonventionelle Herangehensweise und innovative Lösungen den
ökologischen, den ökonomischen und den sozialen Herausforderungen
optimal gerecht wird.
Das Bauvorhaben an der Hohlstrasse 100 in Zürich stellte eine
grosse Herausforderung auf verschiedenen Ebenen dar: Das alte Gebäude
steht innerstädtisch in einer dicht bebauten Umgebung. Die
Hauptfassade wird durch die angrenzende Bus- und Tramlinie stark
lärmbelastet. Als zentrales Thema stand die Verdichtung - eine der
grossen Herausforderungen in der modernen städtebaulichen Entwicklung
im Vordergrund. Ein weiterer Schwerpunkt in der Planung war die
Energiereduktion der Heizwärme und des Warmwassers, sowie das
Optimieren des Energiemanagements bezüglich Produktion und Planung.
Ein Bauherr der bestrebt war, sein Projekt als Forschungsfeld
anzubieten, ermöglichte es Schwarz Architekten neue Technologien,
Systeme und Materialien einzusetzen und unkonventionelle
Lösungsansätze voranzutreiben, die Zukunftscharakter haben und zu
Denk- und Demonstrationszwecken geeignet sind.
3.8 Prozent Nutzflächengewinn
Durch die eingeschränkten Platzverhältnisse und die hohen
Bodenpreise musste über eine Nachverdichtung des bestehenden
Grundstückes und Gebäudes eine Lösung gefunden werden: Damit die
Nutzfläche erhöht werden konnte, wurde unter anderem die
Konstruktionsfläche der Aussenwände reduziert. Die Skelettbauweise
ohne Stützen in der Fassadenebene bildet die Basis einer dünnen
Fassade. Professor Dietrich Schwarz, Geschäftsführer von Schwarz
Architekten: «Die Fassade muss dadurch keine statischen Funktionen,
sondern lediglich die vertikale Gebäudeabgrenzung erfüllen». Aerogel
wurde als Wärmedämmung eingesetzt. Bisher beschränkte sich der
Einsatz dieses Dämmstoffes auf Speziallösungen und Sanierungen von
kleinen Flächen. Professor Dietrich Schwarz: «Wir konnten die
Aufbaustärke massgebend reduzieren und mit den dünneren Wandaufbauten
die Nutzfläche um 75 m2 oder 3.8 Prozent entscheidend vergrössern,
was einer Fläche von 4 Studiowohnungen entspricht. Die Wärmedämmung
ist trotzdem hervorragend und erreicht einen sehr tiefen
Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert)». Die komplette Aufbaustärke
der Fassade inklusive Bekleidung und Hinterlüftung beträgt lediglich
14 cm. Die Zusammensetzung der Komponenten ist in dieser Form
einzigartig als auch der Einsatz in Neubauten.
Glaselemente zur Speicherung der Sonnenenergie
Beim Umbau an der Hohlstrasse 100 wurde zum ersten Mal eine
bewegliche, direkt hinter den Fenstern installierte Lösung
eingesetzt. Eine Art Kastenfenster, das dadurch entsteht, verteilt
gleichmässig die eintretende Energie und bietet die Möglichkeit der
Nachtauslüftung, auch in regnerischen Nächten, wodurch der
Energieverbrauch des Gebäudes noch stärker gesenkt wird. Das in
Zusammenarbeit mit der Hochschule Luzern entwickelte Model der Firma
GlassX AG aus Zürich wurde bisher noch nie in einem realen Bauprojekt
eingesetzt.
«Sehr gut gedämmte Gebäude haben oft ein Überhitzungsproblem oder
können den thermischen Komfort nur über eine aktive Lüftung
gewährleisten. Gerade bei leichten Gebäuden bieten sich passive
Lösungen, basierend auf thermischer Masse und Nachtauskühlung an», so
Professor Dietrich Schwarz.
Mit dem Umbau an der Hohlstrasse wurden neue, unkonventionelle und
innovative Wege beschritten, wie sie in der aktuellen Diskussion um
nachhaltiges Bauen und begrenzte Flächenressourcen notwendig sind.
Ein Monitoring über die nächsten Jahre soll aufzeigen, ob die
berechneten Einsparungen erreicht werden können. Zudem sollen die
gewonnenen Erkenntnisse Grundlagen für weitere Optimierungen bei der
Verwendung von zugeführten Energien liefern.
Das Architekturbüro Dietrich Schwarz Architekten AG aus Zürich
versteht nachhaltiges Bauen als ganzheitliche, zukunftstaugliche
Entwicklung von Siedlungen, die längerfristig einen Mehrwert für
Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt bieten. Dietrich Schwarz ist
Gründer, Geschäftsführer und Verwaltungsrat von Dietrich Schwarz
Architekten AG. Er ist zudem Professor für nachhaltiges Bauen an der
Universität Liechtenstein.
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