(ots) - Die deutschen Konjunkturdaten sind in jeder
Hinsicht erstaunlich - sie fallen nicht nur stärker aus als erwartet,
sondern brechen einen Rekord nach dem anderen. An der Fortsetzung des
immer breiter und stärker ausfallenden Aufschwungs mag keiner
zweifeln, zeigt doch die Ifo-Konjunkturuhr im Mai so weit wie noch
nie in den Boom-Bereich.
Doch wann ist ein Boom wirklich ein Boom? Ist die uneingeschränkte
Freude über die wirtschaftliche Entwicklung gerechtfertigt? Sollte
das Auseinanderlaufen der Stimmungsindikatoren und der harten Daten
nicht allmählich bedenklich stimmen - zumindest ein klein wenig?
Zumal man nicht vergessen darf, dass zwar die Binnenkonjunktur rund
läuft, der Aufschwung in seiner Gesamtheit aber auch aus externen
Faktoren gespeist wird. Am offensichtlichsten sind da neben dem immer
noch vergleichsweise niedrigen Euro-Kurs, der die Exporte nach oben
treibt, die lockere Geldpolitik der EZB, deren Geldfluten allmählich
in der Realwirtschaft anzukommen scheinen.
Der Blick auf die Unternehmensinvestitionen zeigt, dass diese
allmählich anspringen, doch ist der Beitrag der
Ausrüstungsinvestitionen noch weit entfernt vom früheren Normalwert.
Dabei sind Kredite bereits seit langem rekordverdächtig günstig, und
die Banken reichen wieder mehr Darlehen aus. Nur von der
Bauwirtschaft kommt ein starker Impuls - aber das sollte unter diesen
Umständen eher nachdenklich stimmen.
Irritierend ist auch, dass sich die Unternehmen mit Investitionen
zurückhalten, zugleich aber in Umfragen von einer schon fast
überschäumenden Stimmung in den Chefetagen berichtet wird. Trauen sie
dem Frieden nicht? Sind sie skeptischer, als sie es den Prognostikern
mitteilen? Beim Blick auf die Details wird die Lage etwas klarer: Die
Lagekomponente des Ifo-Barometers liegt zwar auf ihrem Allzeithoch,
die Erwartungskomponente allerdings hinkt hinterher. Auch die
Unternehmen sind also nicht mit sich im Reinen. Grund dafür sind die
politischen Unsicherheiten. Nach der Wahl von Emmanuel Macron zum
Präsidenten Frankreichs sind sie zwar abgeebbt, aber nicht aus der
Welt. Neben den Brexit-Folgen gibt es noch US-Präsident Donald Trump,
der einen großen Risikofaktor für die deutsche Exportwirtschaft
darstellt, zumal mit China ein weiterer Handelspartner schwächelt.
Auch wenn das alles nicht für einen Boom spricht, um das
Wirtschaftswachstum muss einem nicht bange sein, auch wenn es nicht
so stark ist wie beim letzten Ifo-Rekordhoch. Gefühlt brummt die
Wirtschaft - und darauf kommt es ja auch an.
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