(ots) - Die Opec hat dem Markt gegeben, was der Markt
verlangt - mehr aber auch nicht. Das Kartell aus 13 Ölförderländern
sowie elf weiteren Nationen haben ihre Förderkürzungen um neun Monate
verlängert. Dies hatten die Marktteilnehmer erwartet, was sich daran
ablesen lässt, dass sich der Brent-Ölpreis an den Tagen vor dem
Treffen schon wieder der Marke von 55 Dollar je Barrel angenähert
hat, während er Anfang Mai noch fast auf 48 Dollar zurückgefallen
war. Weitere Zugeständnisse, auf die Beobachter insgeheim gehofft
hatten, gab es nicht. So gab es weder eine mengenmäßig größere
Kürzung, noch haben sich Saudi-Arabien oder Russland bereit erklärt,
einen größeren Teil der Kürzungen zu übernehmen, um so für eine
bessere Berechenbarkeit der Lage zu sorgen. Dementsprechend hat sich,
wie am Ölpreis ablesbar, eine gewisse Enttäuschung über die in Wien
getroffen Entscheidung breitgemacht.
Der Ausgang der mit Spannung erwarteten Sitzung zeigt, wie
schwierig die Lage der Opec geworden ist. Jede weitergehende Kürzung
schmerzt offenbar zu sehr, als dass man sich dazu hätte durchringen
können. Darüber hinaus gibt es die nagende Unsicherheit, ob und wie
lange die Förderkürzungen überhaupt ihren Zweck erfüllen. Zwar sieht
es danach aus, dass das Überangebot und die gewaltigen Lagerbestände
kurzfristig spürbar verkleinert werden. Es gibt aber einen Faktor,
der der Opec längerfristig einen Strich durch die Rechnung machen
dürfte: Inzwischen gehen selbst die Opec-Ökonomen davon aus, dass die
US-Schieferölförderung im laufenden Jahr um satte 800000 Barrel pro
Tag (bpd) zunehmen wird. Aufgrund umfangreicher Effizienzgewinne und
Kostensenkungen der amerikanischen Schieferölproduzenten könnten es
möglicherweise auch noch mehr werden. Dies drückt auf den Ölpreis, so
dass zusätzliche Opfer der Opec und insbesondere Saudi-Arabiens mehr
oder weniger umsonst wären.
Die Opec steckt in der Zwickmühle: Drosselt sie stärker als
bisher, drehen die US-Firmen noch mehr auf, was die Erholung des
Ölpreises zumindest deckeln würde. Behält das Kartell das
gegenwärtige Niveau bei oder erhöht gar die Produktion, geht es mit
dem Preis ebenfalls tendenziell nach unten.
Der Grund dafür ist, dass der Opec die Kontrolle über den Ölpreis
längst entglitten ist, weil die USA zum schnell reagierenden "Swing
Producer" geworden sind. Eine Rückkehr zu Preisniveaus deutlich über
70 Dollar wird es - außer kurzfristig in Zeiten akuter geopolitischer
Krisen - wohl nicht mehr geben.
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