(ots) - 2 Jahre Mietpreisbremse: Mieten in Berlin (18
Prozent) und München (14 Prozent) steigen noch stärker als vor
Einführung des Gesetzes, das zeigt eine Auswertung von immowelt.de /
In Köln (3 Prozent) und Hamburg (2 Prozent) zeichnet sich ein
Rückgang der Preissprünge ab - beide Städte haben in der
Vergangenheit verstärkt in neuen, bezahlbaren Wohnraum investiert /
Immowelt-CEO Carsten Schlabritz fordert mehr Investitionen in den
sozialen Wohnungsbau - Kommunen müssen mehr Anreize für Investoren
schaffen
Die Mietpreisbremse hinterlässt in den Metropolen kaum Spuren. Im
Gegenteil: In zwei der vier deutschen Millionenstädte sind die Mieten
seit Inkrafttreten des Gesetzes vor 2 Jahren noch stärker gestiegen
als vor der Gesetzeseinführung. Das zeigt eine Analyse von
immowelt.de.
Ungebremste Mietsteigerungen in Berlin und München Nahezu
ungebremst sind die Mieten in den vergangenen 2 Jahren in Berlin und
München in die Höhe geschnellt. In der Hauptstadt beispielsweise
stiegen die Mieten seit dem 1. Quartal 2015 von 8,50 Euro pro
Quadratmeter (Median) um 18 Prozent auf 10 Euro. In den 2 Jahren vor
der Einführung der Mietpreisbremse lag die Steigerungsrate bei 16
Prozent.
In München zeigt sich ein ähnliches Bild. Trotz Einführung der
Mietpreisbremse im August 2015 entwickeln sich die Mieten in der
bayerischen Landeshauptstadt weiterhin kräftig nach oben. Seit dem 1.
Quartal 2015 stiegen die Quadratmeterpreise von 14,80 Euro um 14
Prozent auf 16,90 Euro. In den 2 Jahren vor Inkrafttreten der
Mietpreisbremse war die Steigerungsrate mit 12 Prozent etwas
niedriger.
Der immense Preisanstieg ist kein Wunder, denn die Mietmärkte in
München und Berlin boomen. Der Zuzug in die beiden Metropolen ist
ungebrochen und die Bevölkerung wächst von Jahr zu Jahr. Allein nach
Berlin ziehen jährlich rund 40.000 Menschen. Neuer, bezahlbarer
Wohnraum wird aber kaum geschaffen. Stattdessen werden viele der
Neubauten, die entstehen, zu Höchstpreisen verkauft oder vermietet.
Zudem fressen sich Luxussanierungen durch die Viertel der Stadt und
treiben die Mieten weiter in die Höhe. Die Folge: Immer mehr Menschen
konkurrieren um immer weniger freie, bezahlbare Wohnungen. Das
Nachsehen haben wie sooft die Geringverdiener.
Möglich ist diese Entwicklung auch, weil Neubauten sowie umfassend
sanierte Wohnungen per Gesetz von der Mietpreisbremse ausgenommen
sind. Gestiegene Baukosten, höhere Auflagen und mehr baurechtliche
Vorgaben machen den Bau neuer Wohnungen zudem immer kostenintensiver.
Neubauten sind für viele Mieter kaum noch bezahlbar. Es fehlt an
geförderten, bezahlbaren Sozialwohnungen. "In den Ballungsgebieten
wird die Nachfrage nach Wohnungen in den nächsten Jahren immer weiter
zunehmen und die Preise in die Höhe treiben", betont Immowelt-CEO
Carsten Schlabritz. "Um einen Anstieg der Preise zu verhindern, muss
vor allem bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden. Dazu muss der
soziale Wohnungsbau aber für Investoren so rentabel werden wie der
frei finanzierte und das geht nur, wenn die Städte und Kommunen
marktgerechte Anreize bereitstellen. Die Mietpreisbremse allein ist
gegen diese Entwicklung machtlos."
Beruhigter Wohnungsmarkt in Köln und Hamburg
Das Problem der steigenden Mieten gelöst haben anscheinend Köln
und Hamburg: Zwar sind die Mietpreise in beiden Städten seit
Einführung der Mietpreisbremse auch angestiegen - in Köln allerdings
um moderate 3 Prozent auf 10,30 Euro pro Quadratmeter. Zwischen 2013
und 2015 lag die Steigerungsrate in der Domstadt noch bei 10 Prozent.
In Hamburg stiegen die Mieten seit Einführung der Mietpreisbremse
lediglich um 2 Prozent, von 10,80 Euro pro Quadratmeter im 1. Quartal
2015 auf 11 Euro im 1. Quartal 2017. Im 2-Jahres-Zeitraum zuvor lag
die Steigerung noch bei 8 Prozent.
Hamburg hat den Grundstein für den Kampf gegen die steigenden
Mietpreise allerdings schon 2011 mit dem "Bündnis für das Wohnen"
gelegt. Seitdem entstehen pro Jahr mehrere tausend - vor allem
bezahlbare - Wohnungen in der Hansestadt. Auch Köln treibt den
Wohnungsneubau voran: 2014 wurde das Stadtentwicklungskonzept Wohnen
beschlossen, wonach in Zukunft jedes Jahr 3.400 Wohnungen entstehen
sollen.
Mietpreisbremse gilt in 313 Städten und Gemeinden
Seit dem 1. Juni 2015 können die Länder für Gebiete mit
angespanntem Wohnungsmarkt die Mietpreisbremse verhängen. Bei
Wiedervermietung von Bestandsimmobilien darf die Miete höchstens auf
das Niveau der ortsüblichen Vergleichsmiete zuzüglich 10 Prozent
angehoben werden. Allerdings gibt es Ausnahmen: Neubauten sowie
umfassend sanierte Wohnungen sind ausgenommen. Außerdem gilt ein
Bestandsschutz: Kein Vermieter muss die Miete senken - auch nicht,
wenn er die Wohnung neu vermietet. Mittlerweile gilt das Gesetz in
313 Städten und Gemeinden.
Alle Hintergrundinfos zur Mietpreisbremse können Sie hier
nachlesen: https://ratgeber.immowelt.de/mietpreisbremse.html
Zeitraum / Berlin / München / Hamburg / Köln
Q1/2013 / 7,30 EUR/m² / 13,20 EUR/m² / 10,00 EUR/m² / 9,10 EUR/m²
Q1/2015 / 8,50 EUR/m² / 14,80 EUR/m² / 10,80 EUR/m² / 10,00 EUR/m²
Q1/2017 / 10,00 EUR/m² / 16,90 EUR/m² / 11,00 EUR/m² / 10,30 EUR/m²
Q1/2013 -
Q1/2015 / 16 % / 12 % / 8 % / 10 %
Q1/2015 -
Q1/2017 / 18 % / 14 % / 2 % / 3 %
Berechnungsgrundlage
Datenbasis für die Berechnung der Mietpreise in den Städten
Berlin, München, Hamburg und Köln waren 56.300 Mietwohnungen und
-häuser, die jeweils im 1. Quartal 2013, 2015 und 2017 auf
immowelt.de inseriert wurden. Die Mietpreise spiegeln den Median der
Nettokaltmieten bei Neuvermietung wider.
Ausführliche Ergebnisgrafiken stehen hier zum Download bereit:
http://ots.de/r6LJL
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