(ots) - Sobald es in der aktuellen
Fernseh-Berichterstattung um Themen wie Migration und Flucht, die
USA, Israel oder die Türkei geht, überfluten Hasseinträge die
Kommentarspalten in den sozialen Netzwerken. Dr. Kai Gniffke, Erster
Chefredakteur ARD-aktuell: "In den vergangenen Monaten und Jahren ist
der Ton immer rauer, hemmungsloser und brutaler geworden. Hetze,
Mobbing und Pöbeleien sind an der Tagesordnung. Aus Angst vor Hass
trauen sich viele Internetnutzer häufig nicht mehr, ihre Meinung zu
äußern. Auch wir bei der Tagesschau erleben diese Entwicklung,
möchten aber etwas dagegen unternehmen." Deshalb ruft das Team von
ARD-aktuell die Aktion "Sag´s mir ins Gesicht" ins Leben. Deren Ziel
ist, die Diskussionskultur im Internet zu verbessern und zu
ergründen, warum manche Nutzer besonders emotional reagieren und
hasserfüllte Kommentare schreiben. Zugleich möchte die Tagesschau
versuchen, den Dialog auch mit Fundamentalkritikern nicht abreißen zu
lassen.
Dr. Kai Gniffke: "Wir möchten das Bewusstsein dafür stärken, dass
Hass kein Teil einer guten Diskussionskultur ist, und wir treten für
mehr Respekt im Netz ein." Die Gesichtslosigkeit im Internet zähle
nach Erkenntnissen aus der Psychologie zu den Hauptgründe für
Hasskommentare. "Im Gegensatz zu einer tatsächlichen Begegnung
schauen deren Verfasser keinem Gegenüber in die Augen", so Gniffke.
"Wir haben uns die Frage gestellt: Würden Menschen anders miteinander
umgehen, wenn sie ihrem Gegenüber ins Gesicht sähen, statt
vermeintlich anonyme Hasskommentare zu schreiben? Wir glauben ja.
Unsere These lautet: Hass sagt sich nicht so leicht ins Gesicht. In
einem Experiment wollen wir diese These überprüfen", sagte Gniffke .
Hinter der Aktion "Sag´s mir ins Gesicht" steckt diese Idee: In
einer Reihe von Facebook Live-Events fordert die Tagesschau die
Verfasser von Hasskommentaren auf, aus der Online-Anonymität
hervorzutreten und sich Betroffenen ihrer Hasskommentare im
Video-Dialog zu stellen. Den Anfang macht ARD-aktuell-Chefredakteur
Kai Gniffke selbst - bei einem Live-Event am Sonntag, 28. Mai, ab
19.00 Uhr stellt er sich der Diskussion zum Thema "Glaubwürdigkeit ".
In den darauf folgenden Live-Events am Montag, 29. Mai, und
Dienstag, 30. Mai, ebenfalls jeweils ab 19.00 Uhr, folgen weitere
prominente ARD-Gesichter. In den Diskussionen mit Anja Reschke und
Isabel Schayani am Montag und Dienstag soll es um weitere Themen
gehen, die häufig Anlass für Online-Hass sind, z. B. Islam und
Fremdenfeindlichkeit oder die Erinnerungskultur in Deutschland.
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Martin Gartzke
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