(ots) - Der Mann schubst beim Fototermin andere
Regierungs-chefs zur Seite, trägt sich mit unfreiwillig dümmlichen
Sätzen ins Gästebuch des israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad
Vashem ein, brüskiert seine Nato-Partner. Da wirkt es fast schon
lustig, wenn der Papst mit versteinertem Gesicht neben einem
grinsenden Mann mit offenem Sakko steht - und es ist letztlich
zweitrangig, ob die Deutschen in der simplen Trump-Sprache, "sehr
böse" oder "sehr schlecht" sind. Die erste Auslandsreise von
US-Präsident Donald Trump hat es gezeigt: Der blonde Hüne ist
brandgefährlich.
Wer darauf gehofft hatte, dass sich der Milliardär auf gewisse
Standards der Diplomatie einlassen würde, hat sich getäuscht. Das,
was jahrzehntelang fast wie ein monolithischer Block als "der Westen"
bezeichnet wurde, steht vor dem Aus. Egal ob beim internationaler
Handel, beim Klimawandel oder bei einer auf Regeln fußenden
internationalen Politik: Zwischen den USA und Europa geht nicht mehr
viel. Nur den Russen dürfte es gefallen.
Der CDU-Politiker Norbert Röttgen sagt, Trump sei nicht in der
Lage, das westliche Verteidigungsbündnis Nato zu führen. So hatte es
Trump in Brüssel abgelehnt, den Beistandsartikel zu erwähnen. Röttgen
liegt richtig, denn es ist ein bedenkliches Novum, wenn ein
US-Präsident den Nato-Kerngedanken - nämlich den des Beistands bei
einem Angriff auf einen Verbündeten - ignoriert.
Auch zeigte sich in Italien beim G7-Treffen, dass Trump, wenn ihm
Einzelgänge attraktiv erscheinen, auf internationale Zusammenarbeit
pfeift. Nun sind die als Weltwirtschaftsgipfel betitelten informellen
G7-Konferenzen nicht mit Nato oder EU vergleichbar, aber sie sind
Orte des globalen Austausches. Streit hat es dabei immer wieder
gegeben, aber auch den Willen zur Einigung. Davon war nichts mehr zu
spüren. Sechs Staaten gegen die USA - und die USA kümmern sich nur
noch um sich selbst. Mittlerweile dürfte jeder verstanden haben, was
Trump mit "America first" meint. Die Führungsmacht verabschiedet
sich.
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