(ots) -
Obwohl der Neubau in Berlin deutlich zunimmt, bleibt die Situation
für Immobilienkäufer angespannt: Wegen der anhaltend hohen Nachfrage
haben sich gebrauchte Eigentumswohnungen in allen Bezirken weiter
verteuert. Im Durchschnitt kletterten die Preise seit 2014 um zwölf
Prozent pro Jahr. Die höchsten Angebotspreise werden aktuell in
Friedrichshain-Kreuzberg verlangt.
Diese Ergebnisse hat das Institut empirica für den
LBS-Kaufpreisspiegel ermittelt, der regelmäßig von der LBS
Norddeutsche Landesbausparkasse Berlin - Hannover (LBS Nord)
veröffentlicht wird. Die Auswertung bezieht sich auf die
Verkaufsangebote in den Berliner Tageszeitungen und Online-Portalen
im ersten Quartal 2017.
Im teuersten Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg wird jede zweite
gebrauchte Eigentumswohnung für mindestens 3.938 Euro pro
Quadratmeter Wohnfläche angeboten. Ein durchschnittlicher Berliner
Haushalt muss hier für den Kauf einer Wohnung zum Standardpreis rund
acht Jahresnettoeinkommen aufbringen. Bei Wohnungen im gehobenen
Segment müssen Käufer dagegen schon mit Angebotspreisen von
mindestens 4.600 Euro pro Quadratmeter rechnen.
Auf den Plätzen zwei und drei der Berliner Kaufpreisskala folgen
Charlottenburg-Wilmersdorf und Mitte. In beiden Bezirken liegen die
Standardpreise jeweils über 3.800 Euro pro Quadratmeter. Ein Berliner
Haushalt muss in Charlottenburg-Wilmersdorf sogar knapp zehn
Jahresnettoeinkommen aufbringen, um ein Objekt zum dort typischen
Preis von 329.000 Euro zu erwerben. Allerdings sind die angebotenen
Wohnungen mit durchschnittlich 104 Quadratmeter Wohnfläche auch
deutlich größer als im restlichen Berlin. Im Bezirk Mitte entspricht
der typische Angebotspreis etwa dem Siebeneinhalbfachen des
Haushaltseinkommens.
Auf ganz Berlin bezogen liegt der Standardpreis für gebrauchte
Eigentumswohnungen derzeit bei 3.375 Euro pro Quadratmeter. Die
3.000-Euro-Marke wird in sieben der insgesamt zwölf Berliner Bezirke
überschritten.
Im Laufe des vergangenen halben Jahres haben die Wohnungspreise
berlinweit weiter zugelegt. Dabei hat sich der Anstieg aber etwas
verlangsamt. Im ersten Quartal 2017 kletterten die Preise gegenüber
2014 um 12,1 Prozent pro Jahr, nachdem sie im dritten Quartal 2016 um
11,4 Prozent pro Jahr gestiegen waren.
Mit einem jährlichen Anstieg von 16,3 Prozent sind Wohnungen in
Tempelhof-Schöneberg überdurchschnittlich teurer geworden. Auch in
Neukölln zogen die Preise mit einer Teuerungsrate von 15,5 Prozent
pro Jahr noch einmal kräftig an. Deutlich über dem Berliner
Durchschnitt liegt außerdem Marzahn-Hellersdorf mit einer jährlichen
Preissteigerung von 14,6 Prozent. Vergleichsweise moderat verlief die
Preisentwicklung in Spandau (+4,6 % pro Jahr), Mitte (+6,2 % pro
Jahr) und Treptow-Köpenick (+8,4 % pro Jahr).
Die günstigsten gebrauchten Eigentumswohnungen finden sich in
Spandau, das neues Schlusslicht der Preisskala ist. Der Standardpreis
erreicht hier 2.000 Euro pro Quadratmeter, sodass sich eine Wohnung
bereits zum Gegenwert von knapp vier Jahreseinkommen erwerben lässt.
Nur knapp über diesem Preisniveau liegt Marzahn-Hellersdorf mit
typischen Angebotspreisen von 2.059 Euro pro Quadratmeter.
Marzahn-Hellersdorf hat bei der Preisentwicklung deutlich
aufgeholt: In der Vergangenheit wurde hier ein Viertel aller
Wohnungen bereits für höchstens 1.012 Euro pro Quadratmeter
angeboten. Inzwischen liegt diese Schwelle bereits bei 1.735 Euro.
Trotz gestiegener Preise: Wohnungskauf lohnt sich noch immer
Angesichts der Preissteigerungen am Immobilienmarkt stellt sich
die Frage, ob sich in Berlin ein Wohnungskauf noch lohnt. Die
Experten von empirica haben auch hierzu Berechnungen angestellt. Sie
verglichen die Finanzierung einer Eigentumswohnung bei 25 Prozent
Eigenkapital und einer monatlichen Belastung von fünf Prozent (zwei
Prozent Zins und drei Prozent Tilgung) mit den monatlichen
Mietkosten. Berücksichtigt wurden Wohnungen in der Größe zwischen 60
und 80 Quadratmetern.
Das Fazit der Forscher: Die niedrigen Zinsen sorgen dafür, dass
ein Wohnungskauf in sieben der zwölf Berliner Bezirke vorteilhafter
ist als das Mieten einer vergleichbaren Wohnung. Am meisten
profitieren Käufer in Charlottenburg-Wilmersdorf. Bei einem
Wohnungspreis von 239.300 Euro sparen sie 116 Euro im Monat gegenüber
der Miete. In Steglitz-Zehlendorf beträgt die monatliche Ersparnis
bei einem Wohnungskauf immerhin noch 79 Euro. Auch in Spandau,
Reinickendorf, Treptow-Köpenick, Marzahn-Hellersdorf und Pankow sind
Käufer gegenüber Mietern im Vorteil.
"Mehr Wohneigentum entlastet die Wohnungsmärkte und ist zudem ein
wichtiger Baustein für die Altersvorsorge. Spätestens im Ruhestand,
meist aber schon wesentlich früher, liegen die Wohnkosten von
Eigentümern deutlich unter denen von Mietern", betont
LBS-Vorstandsvorsitzender Dr. Rüdiger Kamp. Für die Finanzierung
empfehle es sich, einen Bausparvertrag einzubinden, um Zinssicherheit
für 30 Jahre und mehr zu gewinnen.
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Monika Grave
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