(ots) - Wehrmachtsflieger und Nazi-Idol Werner Mölders wird
im "Luftwaffengeschwader 74" in Neuburg an der Donau weiterhin
geehrt. Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen ist
darüber informiert und duldet es seit Jahren, wie Recherchen des
ARD-Politikmagazins Kontraste ergeben.
So findet sich auf dem Gelände der Luftwaffenbasis Zell ein
Gedenkstein für den Wehrmachtsoberst Mölders, an dem jährlich Feiern
zu seinen Ehren stattfinden. Auch eine Unteroffziergemeinschaft hat
sich nach Mölders benannt. Zudem heißt die Zeitschrift für das
Luftwaffengeschwader 74 "Mölderianer". An der Herstellung des
"Mölderianers" wirken auch aktive Soldaten mit. Im "Mölderianer" wird
der Wehrmachtsoberst regelmäßig als "Vorbild in soldatischer und
menschlicher Hinsicht" hochgehalten. Es findet nachweislich auch eine
enge Kooperation mit der "Mölders-Vereinigung e.V." statt, die seit
Jahren versucht, Mölders Rolle im NS-Regime zu verharmlosen.
Die Bundesverteidigungsministerin duldet diese Traditionspflege
bis heute. "Kontraste" hatte Ursula von der Leyen bereits Ende 2015
mit dem "Mölders-Kult" konfrontiert. Damals sah die Ministerin keinen
Handlungsbedarf und behauptete sogar, es würde dort "keine
Mölders-Tradition gepflegt". Das Ministerium teilte damals auch mit,
man sehe keine rechtlichen Bedenken gegen eine Unterstützung der
"Mölders-Vereinigung e.V.". Sie darf für ihre zweifelhafte
Traditionspflege sogar Räume in der Neuburger Kaserne nutzen. Auf die
aktuelle Kontraste-Anfrage antwortet das Verteidigungsministerium
heute, eine Dienstvorschrift regele eindeutig, dass die Bundeswehr
keine Tradition zur Wehrmacht begründe. "Diesem Grundsatz ist auch
das Taktische Lufwaffengeschwader 74 verpflichtet." Die Ministerin
hat keine weiteren Maßnahmen in diesem Fall angekündigt.
Der Militärhistoriker Detlef Bald kritisiert
Verteidigungsministerin von der Leyen: "Die Bedeutung des Namens
Mölders und die vor Ort gepflegte Traditionspraxis ist deswegen so
ungeheuerlich und skandalträchtig, weil bis zur obersten Führung, bis
zum Inspekteur und bis zur politischen Leitung, also bis zur Frau
Ministerin, diese Dinge bekannt sind. In diesem Fall könnte man die
angesprochene Haltung, die die Ministerin ja selbst als Begriff so
vorstellt, auch von ihr fordern."
Dem Luftwaffengeschwader wurde 2005 vom damaligen
Verteidigungsminister Peter Struck der Name "Mölders" aberkannt. Auch
Kasernen mit seinem Namen wurden umbenannt. Mölders war Mitglied in
der berüchtigten Legion Condor. Zu Hermann Göring pflegte er ein
inniges Verhältnis und erhielt von Hitler den höchsten Militärorden.
In einem Bundeswehrgutachten wurde Mölders bereits 2004 als nicht
traditionswürdig eingestuft.
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