(ots) -
Sie wurden als menschliche Schutzschilde, Soldaten oder
Sexsklavinnen missbraucht: In der nordirakischen Stadt Dohuk leben
Tausende jesidische Kinder, denen die Flucht vor der Terrormiliz
"Islamischer Staat" (IS) gelang. Die Gräueltaten der Dschihadisten
haben tiefe Spuren hinterlassen: "Viele der jesidischen Kinder hier
sind schwer traumatisiert und brauchen dringend psychologische
Betreuung", sagt Nothilfe-Koordinatorin der SOS-Kinderdörfer,
Katharina Ebel. Es gebe aber im ganzen Land nur zwei Dutzend
Psychologen. Deshalb hat die Hilfsorganisation im Flüchtlingscamp
Khanke in Dohuk ein einzigartiges psychosoziales Pilotprojekt für
jesidische Kinder aufgebaut, das auch vom Bundesministerium für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt
wird.
Bei dem Projekt haben Psychologen der SOS-Kinderdörfer 20 Personen
aus dem Camp zu Traumatherapeuten ausgebildet, um schnell so vielen
Kindern wie möglich zu helfen. "Die Kinder durchleben die Gewalt, die
sie erfahren haben oder mitansehen mussten, jeden Tag aufs Neue. Es
sind Motorengeräusche, schwarze Kleidung oder Bärte, die die
grauenhaften Bilder immer wieder heraufbeschwören", sagt Ebel. "Viele
wurden verschleppt, versklavt und vergewaltigt. Manche mussten mit
ansehen, wie ihre Eltern getötet wurden. Sie sitzen zitternd und
zusammengekauert in der Ecke, wenn ich die Familie besuche. Da hilft
kein Zureden oder Kuscheltier mehr."
Deshalb arbeitet die Hilfsorganisation im Nordirak mit einer
speziellen Form der Traumatherapie, die von norwegischen Psychologen
für Interventionen nach Katastrophen entwickelt und evaluiert wurde:
Für diese Therapie müssen die Helfer keine jahrelange Ausbildung
machen. Vielmehr lehren sie den Kindern Techniken, damit diese das
Erlebte besser verkraften können. "So werden die Kinder wieder Herr
über ihre Emotionen und Reaktionen und sind ihnen nicht hilflos
ausgeliefert", erklärt Ebel. "Die Therapieform funktioniert
hervorragend und ist ein Vorbild für viele Krisenregionen, wo
Psychologen fehlen."
Wir bieten hierzu Interviews mit SOS-Nothilfekoordinatorin
Katharina Ebel per Mail, Skype oder Telefon in den Nordirak an.
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