(ots) - Zwei Tage vor dem Gerichtstermin am 8.6.2017 hat
Fiat Chrysler Deutschland alle noch anhängigen Klagepunkte zu
falschen Werbeaussagen über eine angebliche Umweltfreundlichkeit des
Diesel-Fiat 500x 2.0 anerkannt - Fiat Chrysler hat sich gegenüber dem
Landgericht Frankfurt schriftlich erklärt, nicht weiter zu behaupten,
das Fahrzeug habe "niedrige Emissionen", einen "geringen
Schadstoffausstoß" bzw. einen "umweltfreundlichen Motor" - Aktuelle
Messungen der DUH an einem Fiat 500x mit neuester Motorsteuersoftware
zeigen im Durchschnitt 823 mg NOx/km - Fiats Diesel-SUV zählen somit
weiterhin zu den schmutzigsten Diesel-Pkw
Nach einem elf Monate andauernden Rechtsstreit über irreführende
Werbeaussagen zu einem der schmutzigsten Euro 6 Diesel-Pkw haben die
Rechtsanwälte von Fiat Chrysler am gestrigen 6. Juni 2017 gegenüber
dem Frankfurter Landgericht alle noch verbliebenen Klageansprüche der
Deutschen Umwelthilfe (DUH) anerkannt. Damit darf das Unternehmen
nicht länger mit den falschen Qualitätsversprechen "niedriger
Emissionen", "geringem Schadstoffausstoß" und einem angeblich
"umweltfreundlichen" Dieselmotor für den Fiat 500x 2.0 Diesel werben.
Am 9. Februar 2016 veröffentlichte die DUH alarmierende
Messergebnisse mit bis zu 22-fachen Stickoxid
(NOx)-Grenzwertüberschreitungen beim Fiat SUV 500x 2.0 und forderte
Bundesverkehrsminister Dobrindt zum Handeln auf. Nachmessungen des
Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) bestätigten die extrem hohen Emissionen
sowie das Vorhandensein illegaler Abschalteinrichtungen. Am 20. Mai
2016 leitete das Bundesverkehrsministerium daher ein Verfahren zur
Überprüfung bzw. Aberkennung der Typzulassung ein und forderte auch
die EU-Kommission auf, entsprechend tätig zu werden.
Im Mai 2017 hat die EU-Kommission ein Vertragsverletzungsverfahren
gegen Italien wegen nicht rechtmäßigen Euro 6 Typzulassungen bei Fiat
Chrysler eingeleitet. Daher erklärte die DUH gegenüber dem
Frankfurter Landgericht, den Teil des streitgegenständlichen
Klageverfahrens zur Frage der Rechtmäßigkeit der Werbung mit der Euro
6 Typzulassung zurückzunehmen. Eine Fortsetzung der Klärung dieser
Rechtsfrage war nicht mehr notwendig, nachdem somit auch die
EU-Kommission von der Rechtswidrigkeit der Fiat Chrysler Typzulassung
überzeugt ist und mit dem Vertragsverletzungsverfahren rechtlich
dagegen vorgeht.
"Wir haben uns im Rechtsstreit mit Fiat Chrysler in allen
wesentlichen Punkten durchgesetzt. Elf Monate hat es gedauert, bis
der Autokonzern eingelenkt und gegenüber dem Gericht endlich erklärt
hat, die Verbraucher zukünftig nicht mehr mit falschen Aussagen zur
angeblichen Umweltfreundlichkeit seines Diesel-SUVs zu täuschen", so
Jürgen Resch, DUH-Bundesgeschäftsführer. "Fiat führte seine Kunden
besonders dreist in die Irre. Der Fiat 500x 2.0 ist einer der
schmutzigsten Diesel-Pkw überhaupt. Gegenüber einem sauberen Euro 6
Benzin-Pkw sind die Stickoxid-Emissionen um ein Vielfaches höher und
mitverantwortlich für tausendfache Lungen- und Kreislauferkrankungen,
gerade bei Kindern, Alten und Kranken. Es ist schon bemerkenswert,
dass ausgerechnet der frühere Präsident des europäischen
Automobilverbandes, Fiat-Chef Sergio Marchionne, offensichtlich
keinerlei Schamgefühl kennt und den Verkauf dieser
Dieselgiftschleudern nicht sofort einstellt."
Hintergrund:
Die DUH hat im Februar 2016 bei der Berner Fachhochschule
Abgasmessungen an einem Fahrzeug dieses Typs durchführen lassen. Die
Messungen ergaben bis zu 22-fach höhere Werte bei den
Stickstoffoxid-Emissionen als nach dem offiziellen Grenzwert
zulässig. Für Pkw mit Dieselmotor gilt nach der Euro 6 Abgasnorm ein
Stickstoffoxidgrenzwert von 80 mg/km. Im Test reichte sogar die Skala
des Messgeräts nicht mehr aus, so hoch waren die gemessenen Werte.
Die DUH übergab daraufhin ihre Messergebnisse dem KBA.
Eine Nachprüfung des KBA kam zu dem Ergebnis, dass das
Emissionskontrollsystem des Fahrzeugs nicht nur bei Temperaturen von
knapp unter + 20 Grad Celsius (der Prüfzyklus erfolgt bei knapp über
+ 20 Grad Celsius), sondern auch nach einer Fahrtzeit von 1.300
Sekunden (und somit nach knapp 22 Minuten - der NEFZ-Prüfzyklus im
Rahmen des Zulassungsverfahrens dauert ca. 20 Minuten) abschaltet. Im
Ãœbrigen schaltet auch der NOx-Speicherkat nach sechs Regenerationen
ab. Da die Fahrzeuge nicht der (in Italien erteilten) Typgenehmigung
für das Modell entsprechen, hat das KBA ein Verfahren nach Artikel 30
Absatz 3 der Richtlinie 2007/46/EG eingeleitet.
Fiat nutzt für die Motorsteuerung eine Bosch-Software. Die
gefundenen drei Abschaltreinrichtungen sind eindeutig illegal.
Mit Schreiben vom 20. Mai 2016 hat das KBA im Zusammenhang mit der
Typgenehmigung des Modells Fiat 500x 2.0 die italienische
Typgenehmigungsbehörde aufgefordert, alle erforderlichen Maßnahmen zu
ergreifen, um sicherzustellen, dass die hergestellten Fahrzeuge mit
dem genehmigten Typ in Ãœbereinstimmung gebracht werden. Damit steht
fest, dass auch das KBA überzeugt davon ist, dass der Fiat 500x 2.0
die Anforderungen der Emissionsnorm Euro 6 nicht erfüllt.
Zwischenzeitlich hat Fiat Chrysler ein Software-Update
vorgenommen. Messungen des Emissions-Kontroll-Instituts der DUH im
Frühjahr 2017 an einem Fiat 500x 1.6 Diesel haben weiterhin mehr als
zehnfach überhöhte NOx-Werte erbracht. Außerdem zeigen die
Straßenmessungen der DUH, dass ganz offensichtlich auch nach dem
Software-Update weiterhin eine zeitgesteuerte und damit illegale
Abschalteinrichtung aktiv ist.
Links: Prüfbericht Fiat 500x 1.6 Diesel: http://l.duh.de/p170607
Zur Pressemitteilung "Deutsche Umwelthilfe verklagt Fiat-Chrysler
Deutschland wegen irreführender Werbeaussagen zum Fiat 500x 2.0 beim
Landgericht Frankfurt" vom 6.7.2016: http://l.duh.de/p160706a
Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer
0171 3649170, resch(at)duh.de
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