(ots) - Der frühere Vorstandsvorsitzende der kasachischen
BTA-Bank, Muchtar Abljasow, wurde gestern, Mittwoch, in Abwesenheit
zu einer Gefängnisstrafe von zwanzig Jahren verurteilt. Damit ahndet
Kasachstan die Veruntreuung von umgerechnet sechs Milliarden Euro aus
dem Bestand der BTA-Bank sowie die Geldwäsche des Abljasow-Clans in
mehreren Ländern.
Abljasow galt als Hauptbeschuldigter, der Milliardenbeträge seiner
ehemaligen Bank veruntreut haben soll. Er lebt in Frankreich, wo er
lange Zeit in einem Gefängnis auf seine Auslieferung nach Russland
warten musste, nachdem das Berufungsgericht in Lyon es abgelehnt
hatte, ihn gegen Kaution freizulassen. Seine Konten dies- und
jenseits des Atlantiks wurden eingefroren. Inzwischen ist er frei.
Zu den alten Beschuldigungen kamen nun neue Vorwürfe hinzu, die
Abljasow erneut in den Fokus von Ermittlungen rückt. Es geht dabei um
seine mögliche Mitwirkung der oppositionellen "Tulpenrevolution" in
Kirgisien.
Offenbar um seine Behauptung zu untermauern, die Verfahren gegen
ihn seien politisch motiviert, erklärte er vor wenigen Monaten vor
Journalisten, er habe im Frühjahr 2005 die "Tulpenrevolution" in
Kirgisien mitfinanziert. Da damals auch viele Menschen zu Tode kamen,
prüft die kasachische Justiz, ob Abljasow nun auch dafür zu
Verantwortung gezogen werden könne.
Sollte er tatsächlich zur Revolution beigetragen haben, werden ihm
deren wirtschaftliche Folgen mit angelastet. Während der Unruhen sei
die Wirtschaft des armen Landes massiv beeinträchtigt worden.
Wichtige Infrastrukturprojekte seien eingefroren worden, ausländische
Investoren hätten sich zurückgezogen. Zudem wird untersucht,
inwieweit Abljasow auch hinter den Unruhen vom Juni 2010 im Süden des
Landes steckt, die auf ethnische Auseinandersetzungen zwischen
Kirgisen und Usbeken zurückzuführen waren, viele Tote und Verletzte
forderten und eine halbe Million Usbeken zu Flüchtlingen machten.
Die kasachische Justiz prüft nicht nur, ob Abljasow
Waffenlieferungen für die Unruhestifter im Umfang von mehreren
Millionen US-Dollar finanziert habe, sondern nimmt auch Abljasows
mögliche Finanzspuren bei den kirgisischen Unruhen des Jahres 2013 in
der Region um den Yssykköl-See unter die Lupe.
Ein weiterer Verdacht, dem die kasachische Justiz nachgeht, ist
die mutmaßliche Finanzierung von russischen Nationalisten durch
Abljasow. So wurde der Russe Alexander Potkin, der auch unter dem
Namen Alexander Belov bekannt ist, wegen der Gründung einer
rechtsextremen nationalistischen Bewegung sowie wegen Geldwäsche zu
einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Auch er soll - als Partner
von Muchtar Abljasow - an der milliardenschweren Veruntreuung von
Geldern der BTA-Bank beteiligt gewesen sein.
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