(ots) - Umweltministerin Barbara Hendricks plädierte auf
der UN-Meeresschutz-Konferenz in New York für internationale
Maßnahmen gegen die Vermüllung der Meere, macht aber zu Hause ihre
Hausaufgaben nicht - DUH fordert als wirksame Maßnahmen gegen die
Meeresverschmutzung eine Abgabe auf Plastiktüten, verbindliche
Mehrwegquoten für Getränkeverpackungen, Pfandpflicht für alle
Getränkeplastikflaschen und ein Verbot von Mikroplastik in Kosmetika
Anlässlich des Statements von Bundesumweltministerin Barbara
Hendricks auf der heute zu Ende gegangenen UN-Meeresschutz-Konferenz
in New York fordert die Deutsche Umwelthilfe (DUH) die Umsetzung
wirksamer Maßnahmen zur Vermeidung von Plastikmüll statt wohlfeiler
Empfehlungen an die internationale Gemeinschaft. Hendricks hat bei
der ersten UN-Konferenz zum Meeresschutz auf internationale Maßnahmen
gegen die Vermüllung der Ozeane gedrungen. "Die Meere entwickeln sich
zu einer riesigen Plastikmüllhalde", sagte Hendricks nach Angaben
ihres Ministeriums am Donnerstag in New York. Weltweit seien
Fischbestände bedroht und es müssten Recycling- und
Entsorgungssysteme aufgebaut werden, damit kein Plastik mehr in die
Weltmeere gelangt. Die Vorschläge der Umweltministerin mögen in
anderen Ländern dieser Welt zu deutlichen Verbesserungen führen, nach
Einschätzung der DUH tut Hendricks in Deutschland jedoch kaum etwas,
um einen wirksamen Beitrag zum Schutz der Meere zu leisten.
Egal ob es um die Vermeidung von Plastikverpackungen,
Plastiktüten, Kunststoffflaschen oder Mikroplastik in Kosmetika geht
- Hendricks bleibt wirksame Maßnahmen zum Schutz der Meere schuldig.
Die Ministerin setzt konsequent auf zweifelhafte Deals und
freiwillige Selbstverpflichtungen mit der Industrie. Die DUH fordert
zur Vermeidung von Plastikmüll die Einführung einer Ressourcensteuer
für Kunststoff, eine Abgabe von 22 Cent auf Plastiktüten, eine
verbindliche Mehrwegquote für Getränkeverpackungen von 70 Prozent,
eine Ausweitung der Pfandpflicht auf alle Getränkeplastikflaschen und
ein Verbot von Mikroplastik in Kosmetika und anderen Produkten. "Um
das Problem der Meeresverschmutzung wirklich in den Griff zu
bekommen, müssen Abfälle in erster Linie vermieden werden. Weil
Plastikflaschen den größten Anteil an Abfällen in den Meeren
ausmachen, sollten Getränke in wiederbefüllbaren und abfallarmen
Mehrwegflaschen angeboten werden. Weil in Deutschland die
Mehrwegquoten sinken, muss Umweltministerin Hendricks die neue
Mehrwegquote im Verpackungsgesetz verbindlich machen", sagt
DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.
"Dort wo Einweg-Plastikflaschen angeboten werden, sind
Pfandsysteme ein Lösungsansatz, um deren massenhafte Entsorgung in
der Natur zu verhindern. Weil Verbraucher ihr bezahltes Pfandgeld
wieder bekommen wollen, entsorgen sie Plastikflaschen nicht in der
Umwelt, sondern geben sie im Supermarkt zurück", sagt Thomas Fischer,
Leiter der DUH-Kreislaufwirtschaft. In Deutschland konnte durch die
Einführung eines Pfandsystems die wilde Entsorgung von jährlich mehr
als zwei Milliarden Plastikflaschen und Dosen in der Umwelt
weitestgehend gestoppt werden. "Allerdings hat es Ministerin
Hendricks unterlassen, in ihrem neuen Verpackungsgesetz nicht
nachvollziehbare Ausnahmen von der Einwegpfandpflicht, wie zum
Beispiel für Säfte und Nektare, zu streichen. Deshalb landen noch
immer viele tausend Plastikflaschen in der Umwelt."
Plastiktüten stellen eine besonders große Gefahr für Meerestiere
dar. Jährlich verenden tausende Tiere an umherschwimmenden Tüten,
weil sie diese für Nahrung halten oder sich darin verfangen. Während
andere EU-Staaten, wie Irland, England oder Dänemark die
Plastiktütenflut mit einer gesetzlichen Abgabe konsequent eindämmen,
hat sich das Angebot von Plastiktüten an deutschen Ladenkassen nach
Einschätzung der DUH nur unzureichend verringert. Grund hierfür ist
ein Deal zwischen Umweltministerin Hendricks und dem Deutschen
Handelsverband HDE. Der HDE verpflichtete sich, freiwillig
Plastiktüten nicht mehr kostenlos herauszugeben. Doch die
Selbstverpflichtung funktioniert nicht richtig und verhindert eine
wirksame gesetzliche Regelung.
Recherchen der DUH ergaben, dass von der Selbstverpflichtung
lediglich Unternehmen umfasst sind, die zusammen 40 Prozent der
Plastiktüten in Deutschland in Verkehr bringen. Eine wirksame und
einheitliche Höhe des Plastiktütenpreises fehlt ebenso wie
Sanktionsmaßnahmen für den Fall der Nichtumsetzung der
Selbstverpflichtung. Zudem verbleibt das eingenommene Geld aus dem
Verkauf der Plastiktüten bei den Händlern, die damit den Neueinkauf
von Plastiktüten refinanzieren können. "Um das Umweltproblem
Plastiktüte endgültig und vor allem schnell zu beenden, muss
Ministerin Hendricks eine bundesweite Plastiktütenabgabe in Höhe von
mindestens 22 Cent nach dem irischen Vorbild einführen", fordert
Resch. In Irland konnte der Tütenverbrauch durch die Einführung einer
Abgabe innerhalb weniger Jahre von 328 Stück pro Kopf und Jahr auf
nur noch 16 reduziert werden.
Plastikmüll zerfällt über Jahre in immer kleinere Teile. Dieses
sogenannte Mikroplastik gefährdet Wasserökosysteme, bindet
Schadstoffe und gelangt über Fische und Muscheln auch in die
menschliche Nahrungskette. Kleine Plastikpartikel stecken vor allem
in einigen Kosmetika, Wasch- und Reinigungsmitteln. "Die
Bundesregierung einigte sich 2013 mit Herstellern darauf, dass diese
bis 2020 freiwillig vollständig auf den Einsatz der Mikropartikeln
aus Kunststoff verzichten. Doch die Bundesregierung selbst
kon¬trolliert den Stand des freiwilligen Ausstiegs nicht, sondern
verlässt sich ausschließlich auf die Aussagen der Industrie.
Mikroplastik in Kosmetika, Wasch- und Reinigungsmitteln muss verboten
werden", sagt Fischer.
Links:
Hintergrundinformationen zur Plastiktüte, umweltfreundlichen
Alternativen und Verbraucherflyer: www.kommtnichtindietuete.de
Informationen zur Abfallvermeidung durch Mehrwegflaschen:
http://www.duh.de/mehrweg_klimaschutz0/vorteile-von-mehrweg/
Vermeidung von Verpackungen in Supermärkten und Drogerien:
http://www.duh.de/themen/recycling/verpackungen/supermaerkte/
Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer
0171 3649170, resch(at)duh.de
Thomas Fischer, Leiter Kreislaufwirtschaft DUH
030 2400 867 43, 0151 18256692, fischer(at)duh.de
DUH-Pressestelle:
Andrea Kuper, Ann-Kathrin Marggraf
030 2400867-20, presse(at)duh.de
www.duh.de, www.twitter.com/umwelthilfe, www.facebook.com/umwelthilfe
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