(ots) - Berlin - In der neuen Cannabisagentur sieht der
Deutsche Hanfverband (DHV) eine Chance für eine deutsche
Cannabis-Industrie. Allerdings erschwerten die Ausschreibungsvorgaben
für den Anbau den Zugang zur "Zukunftsbranche". DHV-Geschäftsführer
Georg Wurth sagte der "Heilbronner Stimme" (Samstagausgabe): "Beim
Anbau werden deutsche Unternehmer gezwungen, Kooperationen mit
internationalen Unternehmen einzugehen, weil Erfahrung mit dem Anbau
von medizinischen Hanfblüten vorausgesetzt wird, die deutsche
Unternehmer und Startups natürlich nicht haben."
Ein noch größeres Problem sieht Wurth im Preissprung für
medizinische Hanfblüten. Der Preis pro Gramm habe sich seit der
Gesetzesänderung nahezu verdoppelt. Wörtlich sagte Wurth: "Das größte
unvorhersehbare Problem für Patienten und Krankenkassen ist ein
erheblicher Preisanstieg für Hanfblüten in den Apotheken." Der
Preisanstieg resultiere aus einer Definition im neuen Gesetz. "Es
geht darum, dass die Hanfblüten jetzt als Arzneistoff und nicht als
Fertigarzneimittel definiert sind. Deshalb können die Apotheker die
Dosen nicht einfach wie geliefert weitergeben, sondern müssen sie
öffnen, den Inhalt prüfen und umpacken. Je nach Angaben auf dem
Rezept müssen sie die Blüten sogar mahlen und portionieren. Dafür
sind feste Preise/Aufschläge vorgesehen, so dass die Apotheker auch
nicht mehr wie vor der Gesetzesänderung Spielraum beim Preis haben",
erklärte Wurth. "Konkret lag der geringste Preis, den ich vor der
Änderung gehört hatte, bei 12,50 Euro pro Gramm. Jetzt geht nichts
mehr unter 21 Euro pro Gramm."
Das neue Cannabis-Gesetz gilt seit März 2017. Damit können
Patienten Cannabis-Arzneimittel auf Rezept erhalten. Die Kosten
hierfür sollen die Krankenkassen übernehmen. Vor der Neuregelung
brauchten Patienten eine Ausnahmegenehmigung, über zuletzt 1.061
Menschen verfügten. 2016 wurden zu medizinischen Zwecken 170
Kilogramm Cannabis eingeführt. Das war deutlich mehr als 2015 (92,8
Kilogramm).
Ab 2019 sollen Unternehmen auch in Deutschland Cannabis zu
medizinischen Zwecken anbauen. Das Ausschreibungsverfahren für den
Anbau bei der neu eingerichteten Cannabisagentur ist angelaufen. 2021
und 2022 sollen im staatlichen Auftrag je 2000 Kilogramm Cannabis in
Deutschland geerntet werden. Danach sollen die Mengen jährlich
steigen.
Der Deutsche Hanfverband ist die größte Lobbyorganisation der
Hanfbewegung in Deutschland. Das Hauptziel des DHV ist die
Legalisierung von Hanfprodukten als Genussmittel unter
verbraucherfreundlichen Bedingungen.
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